Review Fat Mary – Congratulation

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2002
  • Spielart: Rock

Sex, Drugs and Rock’n’Roll – welche Band kann heute noch von sich behaupten, dass dieser Ausdruck auf sie zutrifft? Wenn wir von Motörhead mal absehen fällt mir da eine Band in’s Auge: Fat Mary! Der Rostocker 3er der sich aus ehemaligen Studenten zusammensetzt, die ihr Studium für die Musik aufgaben, brachte 2003 eine MCD mit dem Namen „Congratulation“ raus, die es einfach nur in sich hat. Klar, hier kommt kein Death Metal Inferno auf einen zugeholpert, aber dafür eine lupenreine Rock’n’Roll Orgie.

Die MCD beginnt mit dem Titel „Wild Boy“, der mit tanzbaren Melodien und einer Stimme irgendwo zwischen einem fröhlichen James Hetfield und Jim Morrison aufwartet. Sofort stechen einem die wirklich gekonnten Breaks ins Auge und vom her Drumming gibt es einfache Black Sabbath Kost. Gezielt wird hier mit alten Elemten der Legenden erster Stunde wie Deep Purple, The Doors oder eben Black Sabbath herumexperimentiert und mit einem frischen, jugendlichen Wind verfeinert. Die Soli, die uns Sänger Andreas Flemming ins Ohr legt sind zwar einfach, aber wirksam. Dann geht’s auch schon rockig weiter mit dem Titelsong, „Congratulation“. Der Titel selbst befasst sich vom textlichen eher damit, dass man sich doch nicht all zu viele Gedanken machen muss über jeden Mist, den man von den Medien erfährt. Keineswegs wird hier aber gegen irgendjemanden scharf geschossen, eher wird einfach das Gefühl frei zu sein vermittelt – und das sehr gekonnt. Wieder ein paar geschickt eingesetzte Riffs, Keyboard-Parts (und auch Keyboard-Soli) und eloquentes Drumming gepaart mit der, wie ich scho nmal erwähnte, wunderbaren Stimme des Sängers.
„Better In Hole“ beginnt zunächst düster und geht dann in einen eher langsamen Song über, der einen stark an The Doors erinnert. Hier kann man sich erst zurücklehnen und dann im Chorus mitgrölen „time to wonder, not to understand“. Immer wieder bemerkenswert wie Bert Pohlai zum einen das Bass-Keyboard und auf der anderen Seite gleich noch das normale Keyboard einsetzt. Und ja, er spielt oft beide Instrumente zur selben Zeit, live kommt das besonders gut rüber.

„Little Queenie“ beginnt mit einem Bass der zum Kopfwackeln auffordert und da setzt der Herr Flemming wieder mit seiner Stimme ein und benutzt sie wirklich so wie Jim Morrison, hammergeil! Wenn er dann noch „Ooooohoooohoyeah“ in’s Micro gröhlt müsste so langsam jeder aufgewacht sein und mit einem Bier in der Hand im Booklet studierend mitsingen. Der Anspieltipp, der wirklich jeden Rock’n’Roll-Liebhaber von den Socken reißen müsste – aber Vorsicht, trotz cleaner Produktion ist es doch irgendwie ziemlich dreckiger Rock’n’Roll.
Der nächste Titel beginnt ziemlich chaotisch und das ändert sich auch nicht all zu schnell. Kein Wunder, der Titel heißt „This Weed“ – jeder wird ja wissen, was damit gemeint ist. Hier geht’s halt um Gras, um Haschisch, ja, um Drogen. Denn was passiert Leuten, die früher gern mal das ein oder andere Tütchen geraucht haben? Vom Text würde ich sagen, dass sie wohl alle wie Ozzy Osbourne enden und von der Musik her wohl, dass man im Grab nicht einfach nur liegt sondern wie ein junger Teenager die Knochen schwingt.
Dann gelangt „Congratulation“ auch leider schon zum Ende mit „Night Drive“. Aber auch hier, könnte man sagen, benutzen Fat Mary wieder ihre typischen Stilmittel. Tanzbare Melodien, sehr viel Groove und Texte die wirklich jeder mitgrölen kann – wenn auch nicht so gekonnt wie Sänger Flemming. Steffen Klimt, der Drummer, setzt die Becken wunderbar ein und hat ein geniales Taktgefühl könnte man meinen. Endlich mal kein Bumm, Bumm, Bumm-Takt, sondern auch mal etwas Abwechslung hinter dem Kit. Klasse Abschluss Jungs.

Gesamt bleibt einem also nur zu sagen, dass Fat Mary die Brücke zwischen alter Schule und Moderne geschustert haben – und das zu dritt! Jedes Kind weiß natürlich, dass unter jeder Brücke ein Troll haust, aber hier gibt es wirklich nichts zu meckern. Selbstproduziert ist dieser Silberling auch noch, also wenn das keine Lobeshymne verdient (was diese Rezension im Nachhinein auch irgendwie zu sein scheint). Also, wer auf Rock’n’Roll steht, so etwas nicht zu untrue findet und auch nicht dauernd mit einem Tuschkasten auf Konzerte rennt, kann hier getrost zugreifen, die MCD ist zwar leider nur ein kleiner Vorgeschmack, aber trotzdem beißt sie sich im Gehört fest.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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