Review Feedtime – The Aberrant Years

(Rock/Punk/Blues) Wie viel dichte Emotionen, wie viel Spannung, wie viel musikalisches Genie kann man in ein paar wenige dahinwummernde Riffs packen? Wie spannend können Slides auf der Gitarre klingen, wie hypnotisch der Wahnsinnsgesang, der mir da wie ein beruhigendes und dennoch bedrückendes Mantra aus den Lautsprechern strömt, zäh und doch kraftvoll. Heftig groovt der Blues, der sich da mit Punk vermischt und bei jedem Ton Rock n‘ Roll atmet und schwitzt, und ich frage mich: Wer vermag es, so viel in so wenig zu verpacken?

Ich muss gestehen, ich kannte FEEDTIME bis dato noch nicht. Für alle, denen es genauso geht, hier ein kleiner Überblick: 1979 gegründet fand die Band 1982 zu ihrem klassischen Line-Up, das Debut erblickte dann schließlich 1985 das Licht der Welt. Bei dem hier vorliegenden Sampler „The Aberrant Years“ handelt es sich um ausgewählte Songs aus eben diesem Line-Up, das bis 1989 Bestand hatte – leider liegt mir nur die abgespeckte Version mit 10 Songs vor, wer sich das Teil zulegen möchte bekommt nämlich alle vier Alben inklusive rarer Singles und Compilation-Tracks. Schwer wird es nun tatsächlich, die Musik zu beschreiben, mit der uns FEEDTIME beehren. Gleich der Opener „Motorbike Girl“ versprüht eine ordentliche Portion Dreck, erinnert latent an die Ramones, ebenso wie das nachfolgende „Shoeshine Shuffle“. In „Ever Again“ treibt die Rhythmusfraktion wie ein aufgescheuchter Hornissenschwarm die surrende Slide-Gitarre voran, unterstützt von einer – soweit ich das richtig höre – Mundharmonika wirkt dieses trotz allem minimalistisch und spartanisch ausgestattete Werk skurril und abgedreht. „Play With Fire“ groovt heftig, die chaotische Krachkulisse im späten Mittelteil, das im Hintergrund säuselnde Blasinstrument (ich schätze mal Saxophon) und der verzweifelt raue Gesang ergeben ein surreales Gesamtbild, welches über die gesamte Albumlänge aufrechterhalten wird.

Monotonie und Minimalismus schweben über allen 10 Songs, allen voran bei „F#“, welches von gerademal einem einzigen immer gleich bleibenden Ton getragen wird – das mögen einige sicher als langweilig empfinden, aber die Atmosphäre die dadurch geschaffen wird ist einzigartig, mystisch, und durch den Gesang oft auch schlichtweg bedrückend. Dass FEEDTIME ein Faible für Blasinstrumente haben, kann man am deutlichsten auf „Curtains“ erkennen: Hier wird das Saxophon ausgepackt, spielt sich in wilde Rage und passt großartig zum immer gleich wummernden Riff. „I’ll Be Rested“ überrascht dann mit reinrassigem Country, auf dem die Slides am deutlichsten zu vernehmen sind.

Was bleibt nun unterm Strich? Wir haben Rock n‘ Roll, wir haben den Punk der 80er, wir vernehmen wunderbaren Blues, und plötzlich ist da dann auch noch Country. Ein wilder Mix, und doch harmoniert das Gemisch durch die stringente Verwendung der durch und durch monoton wirkenden Melodien und Rhythmen perfekt miteinander. Wirklich schade, dass mir nicht alle Alben der Abrrant-Jahre zur Verfügung standen, gerne hätte ich mehr gehört. Dennoch spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus – eine großartige Band und eine großartige Zusammenstellung, die mich umgehauen hat und die ich zu jeder Sekunde genossen habe. Cheers.

Wertung: 8 / 10

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