Review Gloria Morti – Eryx

  • Label: Cyclone Empire
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Extreme Metal

Kurz Luft holen und dann geht’s auch schon los. Ja, eine gute halbe Sekunde dauert es, bis die fünf Finnen von GLORIA MORTI ihr Geballer auspacken und alles umholzen, was da geht und steht. Wow, so schnell kommen nicht mal die Kollegen von Anaal Nathrakh in die Gänge. Nicht übel.

„Eryx“ heißt das Zweitwerk der vier Jungs und des Mädels aus dem finnischen Heinola, das sie nach neun Jahren Bandgeschichte und einer Vielzahl Demos aufnahmen. Und Eryx, das ist der Name des Sohnes der Liebesgöttin Aphrodite, der vom Argonauten Butes gezeugt wurde. Okay, gleichzeitig ist es auch eine Panzerabwehrwaffe und eine Stadt in Sizilien, aber ich schätze ganz einfach mal, dass GLORIA MORTI sich bei der Namensfindung in der Antike bedient haben. Wobei mich Griechenland doch ein wenig wundert… Denn allgemein klingt das, was die Band fabriziert, eher nach Ägypten und Kollegen.

GLORIA MORTI in eine Genreschublade zu stecken erweißt sich als denkbar schwierig. Die meiste Zeit über wird einfach nur im Uptempo-Bereich gut Holz gemacht, wahlweise mit Death Metal artigen Growls oder Black Metal Gekreische, hin und wieder steht auch mal ein kurzer Ausflug in Metalcore-Gefilde an, aber die halten sich glücklicherweise eher in Grenzen. Und dann reichern die Finnen ihren explosiven Cocktail auch noch mit oben erwähntem an, mit leicht orientalisch angehauchten, teilweise wirklich monumentalen Melodien, die an alte Sandalenschinken erinnern. Die kommen vor allem bei „Prophet Of Eosphorus“, „The Origins Of Sin“ und dem Instrumental „Mesopotamia“ durch. Ja, man darf Vergleiche zu den Todes-Ägyptologen von Nile anstellen, aber wo ich mit den Amerikanern nie wirklich warm wurde, weil mir die Produktion nicht ganz gefiel, da knallen GLORIA MORTI dem Hörer ein wirklich starkes Brett vor den Latz, das einen einfach nur mit der Gewalt einer Dampfwalze überrollt. Sehr stark.

Die handwerkliche Leistung der Band ist dabei auch nicht zu verachten. Der (kurzhaarige) Sänger mit dem schicken Pseudonym Psycho keucht, kreischt und grwolt sich über die ganze Lauflänge wirklich stark die Seele aus dem Leib, Klargesang gibt’s keinen. Das ist einerseits ziemlich beeindruckend, andererseits aber auch etwas nervtötend, weil Psychos extreme Gesangslagen über weite Strecken doch etwas leblos klingen. Glücklicherweise macht das die ordentliche Instrumentalisierung wieder wett. Schlagzeuger Juurikka bolzt sich in wahnsinnigem Tempo durch die Songs und ist dabei äußerst timingsicher, die Gitarristen können auch ein paar technisch sehr nette Riffs und Soli für sich verbuchen und hart und extrem wird bei GLORIA MORTI sowieso immer gebraten.

Naja, größtenteils zumindest. Denn bei aller rohen Energie, die die Songs vermitteln, steht eine Sache dem Ganzen böse im Weg und das ist Keyboarderin Jenni Kemppainen. Die hat nämlich nicht wirklich was zu tun, man muss nämlich wohl sagen, dass die Kompositionen der Jungs in nur ganz wenigen Fällen (ja ja, bei „Mesopotamia“) wirklich ein Keyboard nötig gehabt hätten. So geistert die Frau immer irgendwo im Hintergrund herum und kleistert das Soundbild noch mal voll, spielt total belanglose Harmonien, die eine zusätzliche Gitarre prinzipiell genau so hinkriegen würde und dann würde dadurch das Soundbild nicht so sehr verwässert werden. Man merkt den Songs schon an, GLORIA MORTI wollten wirklich schnelle, brutale, harte Songs schreiben, aber das Keyboard vermießt das leider von Zeit zu Zeit.

Das ist allerdings kein Beinbruch, denn viel Freude macht „Eryx“ trotzdem noch. Naja, nicht nur trotz dem, sondern auch, obwohl die Songs alle sehr… mechanisch rüberkommen. Durch das extrem getriggerte Highspeed-Drumming und die vielen Stakkatoriffs, sowie Psychos eher unemotionalen Gesang nimmt sich die CD von Zeit zu Zeit einfach recht „unmenschlich“ aus. Versteht mich nicht falsch, das Zeug ist nett, aber das klingt einfach nach Musik, die auch ein Computer spielen könnte, wenn man ihn richtig programmieren würde. Dem ganzen fehlt einfach irgendwie die Seele, die menschliche Komponente.

Aber wie gesagt, Spaß macht „Eryx“ trotzdem eine Menge und man kann das Ding guten Gewissens jedem Freund harter, schneller, extremer Musik ans Herz legen, der auch kein Problem mit ein paar Einwürfen der ägyptischeren Sorte hat. GLORIA MORTI haben auf jeden Fall ihren Stil gefunden, wenn sie jetzt noch ein wenig dran feilen, dann könnte aus ihrer nächsten CD was ganz großes werden.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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