Für den Namen GOG hält die Bibel zwei unterschiedliche Bedeutungen bereit. Einerseits handelt es sich dabei um den regierenden Fürsten des Landes Magog (Prophet Ezechiel im Alten Testament), die Johannes-Offenbarung des Neuen Testaments bezeichnet GOG und Magog als zwei Länder, die gemeinsam mit dem Satan in die letzte Schlacht ziehen, in welcher sie den himmlischen Heeren unterliegen werden.
Den Namen entlieh sich Multiinstrumentalist Michael Bjella für sein neues Ambient-Projekt. Und er geht interessant dabei vor, wie man gleich sehen wird. Unvoreingenommen starte ich „Ironworks“ und komme mir direkt vor, als stände ich mitten in einer Fabrik. In den ersten drei Minuten erklingt ein monotones „Soundgeklapper“, welches stark an arbeitende Maschinen erinnert, erst dann setzen einige dezente Pianos ein. Dieses Stilmittel hört man im Verlaufe der Platte immer wieder, so dass der Blick in die Info dann doch mal fällig wird. Und tatsächlich, dies ist der Grundpfeiler des Konzepts von GOG: ein Abgesang auf den amerikanischen Traum. Bjella prangert die Versklavung des Individuums an den Kapitalismus an und kleidet dies in einen Sound aus „Arbeit, Schweiß, Blut und Tränen“.
Das ist ganz cool, denn es ist irgendwie doch mal eine gänzlich andere Thematik, als man sie üblicherweise im Metalbereich zu hören bekommt. Und Metal steckt schon irgendwie drin in diesem Ambient-Projekt. Die übliche Vorstellung dieser Spielart geht ja doch in die Richtung Naturgeräusche, sphärische Klänge, dezenter Instrumenteneinsatz und lockere Atmosphäre. Die Musik klingt wirklich „hart“, „Ironworks“ ist nicht die übliche Entspannung, die man sich zwischen zwei Metalalben gönnt, sondern aufwühlend, fordernd und mitunter aggressiv.
Recht speziell auch die Art und Weise, wie Bjella an die Aufnahmen herangegangen ist, mit einer gewissen Konsequenz wurde die Scheibe in einer alten Schmiede aufgezeichnet, in der mehrere Familienmitglieder gearbeitet hatten.
Das Konzept hinter GOG ist schon außergewöhnlich, mir persönlich allerdings etwas zu anstrengend. Die Soundlandschaften, die schon industrielle Züge annehmen, tragen wenig zur Beruhigung bei, vielmehr geben sie dem Hörer die eine oder andere Nuss zu knacken. Zurücklehnen und genießen ist hier nicht und dafür brauche ich kein Ambient-Projekt. Ich kann mir auf der anderen Seite aber schon vorstellen, dass das Projekt Interessenten finden wird, sticht es doch aus der Masse heraus.
Wertung: 6 / 10