Was wäre eine echte, metallische Seite ohne Sodom? Nichts, genau! Und wenn Sodom hier schon Erwähnung fanden, muss man natürlich auch die britischen Gomorrah erwähnen. Nein, hier handelt es sich um keinen Sodom-Ableger oder eine Thrash-Kapelle, sondern um energischen, schnörkellosen Death Metal der alten Schule.
Wenn man „Reflections Of Inanimate Matter“ in die Anlage wirft, wird man gleich in eine Zeit zurückversetzt, wo Carcass noch extrem waren, Metallica noch keinen Hardcore machten und der ein oder andere große Musiker noch unter uns weilte. Hört man sich den ersten Titel an, fallen einem dann gleich noch zwei Bands ein: alte Tiamat und Massacre. Komische Kombination, aber es passt recht gut. Vom Textlichen her wird hier aber ein ganz anderer Schreibstil als von besagten Bands verwandt. „Without Trace“ (hat nichts mit der komischen Serie zu tun) handelt vom mehr oder weniger freiwilligen Verschwinden von Menschen. Beschrieben wird hier, wie sich dabei Familie und Bekannte wohl fühlen und wie sie darüber denken. Kein übliches Rezept für einen Death Metal-Cocktail, aber es geht von meiner Seite aus okay. Sowieso sind hier eher transparente Strukturen erkennbar und es wird nicht einfach drauf losgeknüppelt. Besonders beim dritten Titel „Sewer-Cide“ merkt man, dass Death Metal auch ohne Blast-Attacken auskommen kann und dabei trotzdem aggressiv bleibt. Und auch wenn es eigentlich nicht so rüberkommt werden hier sehr viele Melodien verwendet, könnte man also zum Melodic Death Metal zählen, wäre dieses Genre nicht durch diverse Bands (die ich nicht erwähnen will) versaut worden. Es gibt hier sogar eine leichte, thrashige Attitüde, um mal wieder auf Sodom zurückzukommen. Das Stakkato-Riffing unterstreicht das sehr gekonnt und trotz dieser ganzen Zutaten aus dem großen Metal-Eintopf können Gomorrah hier ein Süppchen brauen, welches nicht nur außerordentlich würzig, sondern auch wunderbar abgerundet ist.
Der Gesang besteht meistens aus Growls die mit ein wenig Hall unterlegt sind, eine Methode die sich der Herr Akerfeldt (Opeth) auch angeeignet hat. Die Ausnahme bildet der siebte Song, „Human Trophies“, in dem Fish (ex-Marillion) Gast-Vocals beisteuerte, die Sänger Olafsen im Nachhinein dann nachgrowlt. Einzelleistungen wie nennenswerte Soli oder irgendwelche kultigen Schreie wie ihn Herr Araya bei Angel Of Death herausgrölt, kann man hier lange suchen. Allerdings war dies auch das erste Album der Briten (es folgte noch ein zweites, was aber nicht erwähnenswert ist). Mit der leider viel zu knappen Spielzeit von knapp 36 Minuten ist der Silberling doch etwas kurz geraten. Und trotz der Kürze kann man ab und zu sehr ähnliche Riffs heraushören, sicher ist es nicht schlimm wenn etwas ein wenig monotin klingt, aber auch nur solange es beabsichtigt ist. Die Produktion ist etwas dumpf ausgefallen und das Schlagzeug geht allgemein etwas unter, aber es ist immerhin kein Garagen-Black Metal.
Wer auf Death Metal alter Schule steht, macht hier nichts falsch, allerdings sollten jene die Finger davon lassen, die von dicken Polter-Produktionen wie von Six Feet Under oder Hypocrisy verwöhnt sind und ohne Trigger, Samples und ähnlichem neumodischen Kram einfach nicht auskommen. Hier steht die wirkliche Musik im Vordergrund und man merkt, dass hier alles von Hand gemacht ist und die Band nicht irgendwelche Münzen klimpern hörte.
Wertung: 7 / 10