Review Grand Design – Time Elevation

  • Label: Metal Heaven
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Hard Rock

Manchmal stimmt es doch, was in den Promo-Beipackzetteln steht: „Wir wollten den Leppard-Sound dafür. Ihr wisst schon: 96 Kanäle nur mit Chören – und wir haben es geschafft!!! Das Album hat den großen Rock-Klang der 80er, kombiniert mit tollen Songs und fetten Chören.“ Kann man durchaus so stehen lassen. Auch, wenn man das mit den „tollen Songs“ vielleicht etwas in Frage stellen sollte. Aber fangen wir von vorne an:
Pelle Saether, Sänger und Produzent von GRAND DESIGN, trällerte einst bei mäßig bekannten Kapellen wie Zeelion, Zello und Schizophrenic Circus, bevor er mit seinem eigenen Projekt an den Start ging. Überladenen Poser Rock der Marke Europe wollte man machen, und das ist der Band auch durchaus gelungen: Hier klingt tatsächlich alles nach keyboardlastigem, von Chören übertünchtem Radio-Rock.

Womit wir wieder bei der anfangs erwähnten Produktion angelangt wären: 96 Kanäle für die Chöre sind leider nur die Spitze des Eisbergs. Denn wer so richtig schön überladenen Radio-Kitschrock machen möchte, braucht mehr als nur Chöre. Viel mehr. Nicht nur, dass einem aus 96 glattpolierten Hochglanzkehlen bis zur totalen Sterilität bereinigte und begradigte „Uh, Uuuuuhhhh“-Chöre entgegengejauchzt werden, nein, ein imaginäres Heer von Gitarristen hat nichts besseres zu tun, als über die beiden verzerrten Rhythmusgitarren, die Stadionrockgitarrensologitarre und die positiven Cleangitarren noch gefühlte 666 weitere Spuren einzuspielen, von denen die Hälfte nur die Aufgabe hat, den ein oder anderen Akkord unter die bereits gespielten Töne zu legen, um die Soundsoße noch wärmer, noch voller, noch abgerundeter und noch künstlicher zu machen. Dass dazu dann gerne noch mal eine halbverzerrte und eine akustische Gitarre den ein oder anderen Akzent oder noch eine weitere Verzierung setzt, reicht natürlich auch nicht aus. Damit man hier so richtig dick auftragen kann, dürfen Keyboardspuren natürlich auch nicht fehlen. So fühlt man sich zum Schluss, als würde man mit Lichtgeschwindigkeit durch den feuchtesten Traum eines überambitionierten Popproduzenten fliegen, herumschwirrenden Akkorden, selbstverliebten Griffbrettwichsmeistern und Sternschnuppenschwärmen aus den Tiefen des Hammond-Orgel-Universums ausweichen, nur um auf dem Weltraumhafen von Synthietopia zu landen, von dem aus das Flagschiff der Keyboardeffektflotte startet, um den Feldzug gegen den ehrlichen, schnörkellosen Rock’n’Roll zu beginnen.

Kurz: Ich persönlich bin nicht so begeistert. Aber als Kritiker muss man sich immer eine Frage stellen: Wird’s der Zielgruppe gefallen? Und diese Frage kann ich guten Gewissens mit „Ja“ beantworten. Fans von den Poodles oder Wig Wam können hier durchaus zugreifen. Doch ein großes „ABER“ muss ich doch noch loswerden: So gut wie Bon Jovi oder Europe ist das hier nicht. Es fehlen die richtig fetten Songs, die leidenschaftlichen Refrains und auch eine bis zur Unendlichkeit klebende Ohrwurmmelodie wie in „The Final Countdown“ wird man hier vergebens suchen. Was übrig bleibt, ist ein solides Poser Rock-Album mit einer bewusst übetriebenen Produktion und einem großen Gute-Laune-Faktor. Kann Spaß machen, wird aber niemanden umhauen.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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