November 2023

Review Green Lung – This Heathen Land

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Doom Metal, Rock

Das okkulte Albion ruft! GREEN LUNG laden den Hörer auf ihrem dritten Langspieler auf eine Reise in das vorchristliche England ein graben sich dafür thematisch und musikalisch so tief in Folk-Horror und Okkultismus ein wie noch nie. Kaum eine andere Band hat in den letzten Jahren eine so überzeugende und frische Mischung aus Proto-Metal, Doom und Psychedelic erschaffen, dementsprechend hochgelobt wurden sowohl die EP „Free The Witch“ als auch die ersten beiden Alben „Woodland Rites“ und „Black Harvest“. Mit „This Heathen Land“ feiern GREEN LUNG nun den Label-Einstand bei Nuclear Blast und bieten ein weiteres Werk, auf dem es viel zu entdecken gibt.

Auf „This Heathen Land“ haben GREEN LUNG recht deutlich an den Songwriting-Stellschrauben gedreht und sich ein Stück weit vom rauen Charme der ersten Veröffentlichungen entfernt, dafür stehen diesmal noch mehr der Gesang von Frontmann Tom Templar und die Orgel und Synthies von John Wright im Vordergrund. Zahm sind die Briten aber deswegen noch lange nicht geworden. Nach dem erneut sehr stimmungsvollen Intro geht es mit „The Forest Church“ überraschend gemächlich los. Die Strophen werden fast allein von Templars Vocals getragen, während im Refrain fette Doom-Riffs zuschlagen und die Orgel dem Song eine sakrale Note verleiht. Mit „Mountain Throne“ treten GREEN LUNG dann aber richtig aufs Gaspedal und liefern einen ihrer bisher eingängigsten Tracks ab, der nur noch vom folgenden „Maxine (Witch Queen)“ getoppt wird. Die Nummer hätte auch gut auf „Meliora“ oder „Prequelle“ von Ghost stehen können, so beschwingt und fast schon hypnotisch ist die Orgel-Melodie gelungen.

Wirklich spannend und überraschend wird es aber auf der B-Seite von „This Heathen Land“, denn hier werden GREEN LUNG experimentierfreudig. Eine Band, die sich auschließlich mit Folk-Horror befasst, braucht früher oder später auch einen richtigen Folk-Song im Repertoire, besonders wenn sie aus England stammt. Ähnliches dachten sich wohl auch GREEN LUNG und schließen diese Lücke mit dem sehr atmosphärischen „Song Of The Stone“. Eröffnet von fast schon ritualistischen Trommelschlägen, gesellen sich nur noch Akustik-Gitarren, Templars Stimme und dezente Synthies dazu und wecken so Erinnerungen an Bands wie Galley Beggar. „The Ancient Ways“ und „Hunters In The Sky“ zelebrieren die Symbiose aus wuchtigen Riffs und Wrights Orgelspiel nahezu in Perfektion. Bei letzterem Song erklimmt Templar mit seiner Stimme gar ungeahnte Höhen, bevor die Nummer in ein folk-angehauchtes Finale mündet. Natürlich darf auch diesmal ein episches Finale nicht fehlen, nun in Form von „Oceans Of Time“: ein Liebeslied aus der Perspektive Draculas an Mina Harker, bei dem GREEN LUNG alle Songwriting-Register auffahren. Wehmütige Orgelklänge treffen auf energetische Riffs und einen hymnischen Refrain. Der durchaus komplexe Aufbau des Stücks lässt fast schon Prog-Rock-Feeling aufkommen und mündet schließlich in ein melancholisches Outro.

GREEN LUNG perfektionieren auf „This Heathen Land“ ihre ganz eigene Herangehensweise an okkulten Folk-Rock weiter und belegen einmal mehr, wieso sie völlig zu Recht mehr sind als nur eine weitere Retro-Kapelle. Ja, dem dritten Langspieler fehlen etwas der raue Charme und die Kauzigkeit der Vorgänger, dafür wagen sich die Engländer diesmal stellenweise mehr aus ihrem etablierten Sound heraus. Die moderne Produktion tut ihr Übriges, um „This Heathen Land“ zu einem Genuss für Freunde okkulter Klänger zu machen. Was jetzt noch fehlt, ist eine ausgedehnte Tour mit Blood Ceremony.

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Wertung: 9 / 10

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