Review Grimfist – 10 Steps To Hell

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Extreme Metal

„10 Steps To Hell“ schimpft sich der neue Hassbatzen, die jüngste Wutbombe, das frischeste Grollgewitter der Norweger Grimfist, dessen Veröffentlichung nach dem zwei Jahre alten, äußerst einschlägigen Debütalbum „Ghouls Of Grandeur“ sehnlichst erwartet wurde. Und im Vorfeld dieses Ereignisses haben sich die Kollegen von Candlelight für die werte Presse eine ganz besondere Überraschung ausgedacht: Um den ehrenvollen Hobbyredakteur vor der Versuchung zu bewahren, die zehn Songs der pressfrischen Promo-CD illegalerweise in den endlosen Weiten des Internets zu verbreiten, wird die Musik an verschiedenen Stellen jedes einzelnen Stückes für kurze Zeit ausgeblendet, sprich der gesamte Songfluss langsam abgewürgt und über den Haufen geworfen. Dies ist mindestens genauso rücksichtslos, wie die schon vielfach angewandte Maßnahme einiger Plattenfirmen, das Promomaterial durch nervige Pieptöne zu entstellen oder mit einer freundlichen Sprecherstimme zu bereichern, die den Schreiberling in jedem Lied mehrfach an Titel und Veröffentlichungsdatum des jeweiligen Albums erinnert, und kommt dem, der ein journalistisch ausgewogenes Gesamturteil über den Tonträger abgeben soll, natürlich keineswegs entgegen. Vielen Dank!

Doch was gibt es denn über Grimfist anno 2005 zu sagen? Viel geändert hat sich bei den Jungs jedenfalls nicht, musikalisch wird noch immer ein räudiges bis gar dreckiges und gleichermaßen reißerisches wie simples Stilkonglomerat aus groovigem Death Metal und wahnsinnigem Schwarzmetallgeschrubbe gepflegt, zusätzlich aufgeraut mit einem messerscharfen Thrash-Akzent und sehr dezenten Heavy Metal-Anstrichen der Achtziger-Jahre-Prägung. Erwähnenswert könnte noch sein, dass es nicht mehr das ehemalige Immortal- und jetzige Hypocrisy-Trommeltier Horgh ist, welches nun bei Grimfist die Stöcke schwingt, sondern der ebenso fähige Christian Svendsen, der unter dem lustigen Pseudonym Anti Christian auch bei den Landsmännern Tsjuder böse schauend hinter den Kesseln sitzt.

Umschweife? Firlefanz? Sonstige Spielerein? Nicht mit Grimfist, und so wird schon beim Opener „The Power“ derart übermütig nach vorne geknüppelt, dass die ersten anderthalb Minuten gleich mal komplett an einem vorbeirauschen. Es ist wirklich rekordverdächtig, wie belanglos und flach der Song dahinrast, bevor er endlich in einen netten, aber viel zu kurzen Stampfpart übergeht, um danach erneut zu bretzeln und zu poltern, als gäbe es kein Morgen. Ein bisschen primitive Blastbeat-Action? Gerne doch! Allerdings ist diese eigentlich mitreißendeste und rasanteste Form der musikalischen Plattitüde hier einfach nur uneffizient. Glücklicherweise werden die letzten beiden Minuten und damit die gesamte zweite Hälfte des Songs von stilechtem, recht atmosphärischem Doom ausgefüllt, was die Nummer noch etwas aufwertet.

„Separation Of My Soul“ prescht anfangs ebenfalls mit hoher Drehzahl voran, macht in der zweiten Minute aber bereits erste Midtempo-Ausflüge und bewegt sich auch im Folgenden überwiegend in mäßigen Geschwindigkeitsregionen. Wirkliche Spannung bleibt jedoch weiterhin aus, zu verbraucht klingen die Riffs, zu eingefahren ist die Struktur. „Breed Apart“ pendelt größtenteils zwischen einem recht verzwicktem Thrash-Riff mit schön durchdringendem Bass-Spiel und dem schweren, grooveorientierten Refrain. Leider wirkt der Blastbeat, in welchen das Stück gegen Ende vorrübergehend abgleitet, etwas deplatziert. Das als separater Song aufgeführte Intro zu „Unborn“ verwöhnt über eine Minute lang mit klarem Gitarrenspiel, welches ein wenig an „Cryptic Winterstorms“ von Immortal erinnert und im eigentlichen Lied teilweise wieder aufgegriffen wird. Das Stück an sich beginnt standardgemäß wuchtig, entwickelt sich aber zur stimmungsvollsten und melodischsten Nummer der Platte. Im Mittelteil höre ich hier sogar ein bisschen Amon Amarth heraus.

„The Ashes Of The Gods“ wird von melodisch schwirrender Gitarrenarbeit eröffnet, entfernt vergleichbar mit der von Darkthrone’s „Transilvanian Hunger“, setzt sich groovig und rock’n’roll-lastig fort, und besticht mit zwei klasse Soli sowie einem ultra „heavy“ Refrain! „Reap The Fire“ legt absolut schnell, energisch und abgefahren los, überrascht mit einem schrägen, psychedelischen Mittelteil, in dem unter anderem spielende Kinder zu hören sind, artet urplötzlich wieder in bestialischste Black Metal-Raserei aus und wird gegen Ende nicht zuletzt dank dezenter Synthieuntermalung beschwörend düster. „Touched By A Shadow Of Evil“ ist ein kleines, mystisch anmutendes und leicht bizarres Intermezzo, welches einem Erholung verschafft und zugleich wohlig schauern lässt. „Tools Of The Trade“ stellt den längsten und vielleicht epischsten Song des Albums dar, ist sehr kraftvoll und phasenweise sogar verhältnismäßig harmonisch. „Fight Or Die“ geht schließlich nochmal total „over the top“ und wartet bei einer kompakten Spielzeit von kaum drei Minuten mit einer fetzigen und hammerharten Instrumentierung, mordsmäßigem Tempo und schlichtem, einprägsamen Mitgröl-Refrain auf.

Was soll ich also sagen? Kam mir das Material auf „10 Steps To Hell“ anfangs noch zu stumpf, einfallslos, unüberlegt rabiat und schlichtweg nicht fesselnd genug vor, ist der Funke jetzt doch noch übergesprungen: Die Songs sind dynamisch, kernig, konsequent, massiv, rasant und haben eine Menge Kick und Punch. Trotz einiger abgedroschener Momente und nicht mal ansatzweise existenter Innovation weiß das Album somit gut zu unterhalten und ist bei weitem abwechslungsreicher als der erste Durchlauf erahnen lässt.

(Daniel H.)

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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