Neue Bands aus dem schönen Irland kennen zu lernen ist für mich immer eine nette Sache, denn eigentlich hat mich bislang noch nie eine Band von da wirklich enttäuscht. Primordial, Mourning Beloveth, Arcane Sun… Okay, mit Mael Mórdha bin ich bislang noch nicht so wirklich warm geworden, aber vielleicht kommt das ja auch noch. Aber wie klingt es eigentlich, wenn Iren so waschechten Death Metal spielen? Gute Frage, das wusste ich bislang auch noch nicht wirklich, GROUND OF RUIN schickten sich mit ihrer ersten EP „Cloaked In Doctrine“ an, diese meine Bildungslücke zu schließen.
Wobei ich schon sagen muss, dass ich von den Äußerlichkeiten erst mal etwas überrascht war. Die Aufmachung von Booklet und Backcover, die Tracklist, das alles machte auf mich einen eher schwarzmetallischen Eindruck, auch die Songlängen (ein zweieinhalb minütiges Intro, darauf Folgend ein Siebenminüter, einer der es auf sechs bringt und dann zum Abschluss noch mal sieben Minuten Spieldauer, gibt alles in allem knapp 23 Minuten… Ich kenn Death Metal Bands, die kürzere Langrillen rausgekloppt haben. Aber in Irland scheinen die Uhren halt ein wenig anders zu gehen.
Zumindest wenn man sich an diesen Vorzeichen und am Intro „Upon The 13th Hour“ orientiert. Das sehr atmosphärische Akustikstück hat mit Death Metal nicht gar so viel gemein, obwohl, es erinnerte mich schon etwas an die finnischen Progressive-Extremisten Ikuinen Kaamos und da ich die ziemlich dufte finde, hatten GROUND OF RUIN gleich mal so was wie einen Stein bei mir im Brett. Der fiel zwar nicht direkt wieder raus, als es dann mit dem Titeltrack richtig losging, aber… sagen wir mal so, er saß daraufhin schon wesentlich wackliger.
Nicht wiel das Gebotene irgendwie schlecht wäre, sondern weil die Überleitung zwischen dem ruhigen Intro und dem Geboller des Fünfers aus Carlow ein relativ arger Stilbruch ist. Mitnichten wird hier atmosphärisches Zeug gespielt, viel mehr erinnert die Musik hier mich an eine etwas heftigere Variante der alten Alben der schwedischen Kollegen von Dark Tranquillity. Die Melodieführung hat schon was von Klassiker wie „Punish My Heaven“, Schreihals Dave Hynes würde man jetzt zwar nicht direkt und auf der Stelle mit Mikael Stanne verwechseln, aber Ähnlichkeiten sind da, auch wenn der charismatische Klargesang fehlt.
Trotzdem gefällt die Musik von GROUND OF RUIN durchaus absolut nicht übel. Sie geht gut vorwärts, die Produktion zieht da mit (auch wenn die Bassdrum etwas hölzern daher kommt und man die Snare nicht ganz so weit in den Vordergrund hätte drücken brauchen), die technischen Fähigkeiten der Musiker ebenfalls. Hier und da finden sich auch kleinere etwas schwarzmetallischere Anleihen, die dem Material der Iren hörbar gut tun, die Gesangsleistung von Hynes ist sogar richtig richtig gut, tobt er sich doch in allen bereichen der extremeren Sphären aus und weiß seine Stimme auch gekonnt zu modulieren. Gepaart mit den ordentlichen Texten muss da doch eigentlich eine klare Empfehlung bei rumkommen, oder?
Klares Jain an dieser Stelle, eigentlich stimmt so ziemlich alles an der Musik von GROUND OF RUIN, außer die Länge der Tracks. Es ist nur ein ganz kleines Quentchen, aber die Songs kommen einfach nicht ganz mit ihrer epischen Spieldauer zurecht, dazu fehlt es einfach noch ein kleines Bißchen an kompositorischer Finesse. So retten die drei Songs sich nur mit Ach und Krach und mit zusammengebissenen Zähnen über die Ziellinie und das wird auf Dauer ermüdend. Wenn die Iren bis zum Erscheinen ihres Debutalbums noch ein wenig daran feilen, dann könnte das richtig gut werden. „Cloaked In Doctrine“ ist derweil eine ordentliche EP, die ruhig einen tacken kürzer hätte ausfallen können.
Keine Wertung