Review Guillotine – Blood Money

  • Label: Pulverised
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Thrash Metal

GUILLOTINE wurden 1995 durch die beiden Nocturnal Rites-Mitglieder Fredrik „Spider“ Mannberg und Nils „Snake“ Eriksson (wo beide auch noch aktiv sind) ins Leben gerufen. Noch im selben Jahr wurde die Demo „Under The Guillotine“ eingespielt, 1997 ein Studioalbum mit gleichem Namen veröffentlicht. Der Erfolg der Scheibe währte länger als die Band selbst, die ein Jahr später von Mannberg und Eriksson eingefroren wurde, damit sie sich vollkommen auf ihre Arbeit bei Nocturnal Rites konzentrieren konnten. Letztes Jahr war es dann soweit: die beiden nahmen Pickel und Kettensäge zur Hand und befreiten GUILLOTINE aus dem Eis und rekrutierten im gleichen Atemzug Daniel Sundbom (Gitarre) und Efraim Juntunen (Schlagzeug), dem neuen Langspieler „Blood Money“ stand nichts mehr im Wege.

Mit einem Blick auf das Cover wird auch sofort klar, worum sich die lyrische Welt der Schweden dreht: reiche Anzugträger a lá George W. Bush und Konsorten, die mit Blutspritzern bedeckte Geldscheine in die Luft halten – achtet man dann ein wenig aufmerksamer auf die Songtexte, dürften diese Herren vornehmlich tot sein, sprich: der Titel ist Inhalt.
Geboten wird auf „Blood Money“ zu erwartender, rotzig-frecher Thrash Metal, der von der Spielfreude der vier Skandinavier und ihrer musikalischen Spitzbübigkeit getragen wird.
Dass GUILLOTINE den jugendlichen Touch ihrer letzten Veröffentlichung trotzdem nicht vollständig aufrecht erhalten konnten, muss nicht weiter verwundern – 11 Jahre sind seitdem ins Land gezogen, in denen sich, zum Glück, auch einige Musiker entwickeln. Genau so wenig negativ ist die an heutige Maßstäbe angepasste Produktion zu bewerten, die trotz allem den Geist des ’90-Thrashs transportiert. Gleichzeitig scheinen sie sich auch eine Art Importrecht auf Anleihen von (hauptsächlich) Kreator, Destruction, Sodom und ’90er-Werken von Tankard gesichert zu haben – fast kein Titel vergeht, während dem man sich nicht an eines der genannten Vorbilder erinnert fühlt. Und trotzdem kann bei GUILLOTINE nicht einfach von einem billigen Abklatsch die Rede sein, dafür steckt einfach zu viel Eigenständigkeit und individuelle Attitüde in der Scheibe, oftmals auch nur in einzelnen Passagen oder gar Tönen, die zum Haareschütteln einladen.

Mit „Insane Oppression“ startet der Hörer (der spätestens an dieser Stelle Bier und/oder Kutte zur Hand haben sollte!) in ein 41-minütiges Thrash Metal-Inferno, das nur eine Intention kennt: auf die Fresse zu geben. Was sich mit den durchweg im Up-Tempo liegenden „Rebellion“, „Insanity“, „Liar“ (werft nochmal einen Blick auf das Albumcover) und „Die/Live?“ anbahnt, findet auf „Skeleton City“ seinen Höhepunkt: straighter, ehrlicher Thrash Metal, mit fantastischem Background-Gesang im Refrain, unterstützt von bombastischen Blasts – meiner Meinung nach der beste Song von „Blood Money“. Nach dieser Headbang-Orgie bekommt der Metaller erstmal eine 43-sekündige Pause namens „Madness“ verschrieben; nutzt das kleine Interlude, tankt Bier nach, denn mit „Dying World“, „Welcome To Dying (Death, Destruction & Pain)“ und „War“ geht’s schon wieder in die Vollen, durchdachte Leads reihen sich an zerstörende Breaks, bilden ein absolut stimmiges Gesamtklangbild.

Es liegt im Auge des Betrachter, aber für mich besteht kein Zweifel daran, dass „Blood Money“ seinem Vorgänger „Under The Guillotine“ in nichts nachsteht, sogar einen Vorsprung genießt: die Reife seiner Macher. Wie Eingangs erwähnt fällt die Produktion gut aus, lässt den Thrash-Spirit aufgrund fehlender Übersteuerung zum Glück nicht unnatürlich wirken. Dennoch fehlt GUILLOTINE noch immer irgendetwas, das restlos von ihnen überzeugt. Der Kopf rotiert zwar, schraubt sich aber noch nicht ab. Trotzdem: Vorsicht, „Headbangen tötet Hirnzellen“ – das ich nicht lache. Fans von Kreator und Co. dürfen auf jeden Fall zugreifen, die Kutte trinken und in ihr Bier schmeißen!

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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