Review Gwydion – Horn Triskelion

Obwohl die Portugiesen von GWYDION seit mittlerweile 15 Jahren existieren, erscheint mit „Horn Triskelion“ nun erst das zweite Album der Band. Mit dem Vorgänger „Ynis Mön“ konnte man immerhin schon soweit auf sich aufmerksam machen, dass man den ein oder anderen Auftritt in unseren Breitengraden ergattern konnte. Unschwer am Cover des aktuellen Platte ist zu erkennen, dass die Herren sich einem Genre verschrieben haben, das für ihre südeuropäische Heimat eher untypisch ist: Es sollen (nach den Kelten) mal wieder die Wikinger dran glauben.

An anderer Stelle ließ ich mich ja schon mal über seltsame Kombinationen von Herkunft und lyrischem Thema aus, doch soll „Horn Triskelion“ natürlich fair und unbefangen behandelt werden. Und in der Tat deutet der erste Track „Fara I Viking“ an, dass man die Männer aus Lusitania – wo garantiert nie so ein Wetter wie auf dem Titelbild herrscht – vielleicht unterschätzt. Ein mächtiger Chor und feine, aber dezente Orchestereinlagen dominieren die Nummer, während man sich rhythmisch zwischen mehreren, wohl durchdachten Tempi bewegt.
Tolle Momente finden sich mehrere auf der Platte: „Ofiússa (A Terra das Serpentes)“ – es handelt sich dabei um eine Geschichte aus dem griechischen Sagenkreis, die sogar in Portugal spielt – besticht durch eine starke weibliche Gesangseinlage vor stimmigen Midtempo-Passagen, und zwischendurch kommt nochmal ein mächtiger orchestraler Einschub. Mit solchen Momenten, die durchaus die Bezeichnung „episch“ verdienen, sorgen GWYDION durchaus für Begeisterung.

Richtig, jetzt kommt das „aber“. Die Lusitaner verstehen es nämlich leider auch, den allerplumpsten Sauf-Kitsch-Humppa-Metal auf die ausgelutschteste Art zu spielen. Hierzu zählen Songs wie „Mead Of Poetry“, in dem wirklich kein Klischee ausgelassen wird. Synthie-Akkordeon, Trinkgeräusche, Gegröhle, Flaschenklirren, stumpfe „Fang an zu hüpfen, oder ich fress dich“-Rhythmen und natürlich „Lailalalai“-Chöre. Wer zum Geier braucht denn wirklich die dreihundertsiebenundsechzigse Lobeshymne an den Göttertrank? Nach etwa sechs Jahren Pagan Metal-Boom kann man mit derartigem Liedgut nun wirklich keinen Blumentopf mehr gewinnen, und das Lied ist auch kein Einzelfall – man bemerke nur die unglaublich vorhersehbaren und hundertfach kopierten „Hey hey“-Passagen bei „Odhinn’s Cult“ oder teilweise „Six Trials To Become A Beezerker“ (immerhin das Wortspiel gefällt). Wer sich von dergleichen noch beeindrucken lässt, hat die letzte halbe Dekade keinen Folk Metal gehört.

Was GWYDION da auf etwa fünfzig Minuten Spielzeit abliefern, ist ja nun wirklich nicht von vorn bis hinten schlecht. Streckenweise wird durchaus eine stimmige Atmosphäre erzeugt und auch über die Einzelleistungen der Beteiligten kann man eigentlich nicht schimpfen. Doch kommen die Portugiesen einfach ein paar Jahre zu spät, so dass man fast alles schon mal und auch schon besser gehört hat. So muss man sich fragen, ob die Kunde, dass man mit Heidenstahl ein bisschen Kohle verdienen kann, derart lange bis nach Südwesteuropa gebraucht hat. Für meinen Teil finde ich auch schade, dass die Band uns nicht noch mehr an den Geschichten ihrer Heimat teilnehmen lässt und das überstrapazierte „nordische“ Thema weiter ausschlachtet.

Wertung: 5 / 10

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