Review Heljareyga – Heljareyga

Die kleine Inselgruppe der Färöer sind seit Týr kein weißer Fleck mehr auf der Weltkarte des Schwermetalls. Die Hauptband scheint Bandkopf Heri Joensen allerdings nicht mehr genug, weswegen dieser nun mit einem Nebenprojekt namens HELJAREYGA sein Unwesen treibt. Das selbstbetitelte Debüt erschien Anfang 2010 unter dem färöischen „Standardlabel“ Tutl und wird seit Herbst auch über Black Bards vertrieben und enthält fünf Songs bei einer Länge von insgesamt 48 Minuten. Man kann sich also schon ausmalen, dass es hier noch etwas komplexer zugeht als bei Týr.

In der Tat erweist sich „Heljareyga“ noch um einiges progressiver als der durchaus nicht simpel gestrickte große Bruder. Dass kein Song unter achteinhalb Minuten lang ist, spricht eine deutliche Sprache, und ein sich wiederholendes Riff scheint eher die Ausnahme als die Regel. Die Folk-Schlagseite Týrs spürt man beim „Höllenauge“ erheblich weniger, Akustikgitarren oder traditionelle Melodien finden sich kaum. Dennoch fühlt man sich immer wieder sehr deutlich an den größten färingischen Metal-Export erinnert, wozu natürlich Heris Stimme ebenso beiträgt wie die Klangfarbe der Produktion und das „Feeling“ der meisten Songs. Auch sind in dem jüngsten Joensen-Werk alle Texte in der Landessprache verfasst, welches trotz fehlenden „expliziten“ Folks eine entsprechende Atmosphäre schafft. Leider liefert man keine Übersetzungen mit, soll es sich doch um sehr persönliche Zeilen handeln – diese blieben dem Nichtskandinavisten in der Regel verwehrt.

Um ein paar Worte zu den unterschiedlichen Songs zu verlieren: „Regnið“ (Der Regen) hat mit seinen tollen beschwingten Melodien eine beinahe heitere Ausstrahlung, während die übrigen Nummern, insbesondere „Feigdin“ (Die Sterblichkeit) etwas melancholischer anmuten. Hier liegt aber auch das größte Problem der Platte, denn trotz der wahnsinnig variantenreichen Lieder mit unzähligen Riffs, Melodien und komplexen Strukturen kann man wenig unterschiedliche Stimmungen zwischen den Nummern ausmachen. Das soll keineswegs heißen, dass ein Song klingt wie der andere. Jedoch fehlt beim Hören das Gefühl dafür, dass man es mit unterschiedlichen Sinnabschnitten der Platte zu tun hat. Innerhalb eines Liedes ist oft mehr Variation als auf der gesamten Platte.

HELJAREYGA verschenken also einiges an Potential. Dass man es an allen Positionen mit sehr talentierten Musikern zu tun hat, merkt man von Beginn an, jedes Riff und jeder Trommelschlag verdeutlicht, dass alle fünf Färinger ihr Handwerk verstehen. Auch das Songwriting ist sehr ansprechend, wenn man als Hörer genügend Bereitschaft für vertrackten Progressive/Power Metal mitbringt. Oberhalb der Ebene des Einzelstückes fehlt dem Album jedoch der rote Faden und es leuchtet nicht ein, warum sich die mit allerlei Spielereien vollgestopften Songs untereinander nicht deutlicher voneinander abheben.
Dennoch ist „Heljareyga“ für Die-hard-Fans der färöischen Metalszene natürlich Pflicht, und alle, die Týr mögen, dürfen auch diesem Heri-Werk ein Ohr schenken.

Wertung: 7 / 10

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