Review Helliön – Divine Decadence

  • Label: Starfish
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Heavy Metal

HELLIÖN nutzen den Heavy-Metal-Umlaut, um sich von unzähligen Bands namens Hellion abzugrenzen. Außerdem bleibt der Bandname dadurch vermutlich viel länger im Gedächtnis. Die Jungs aus der Gegend von Bremen sind schon seit mehr als zehn Jahren in der Szene unterwegs, ihr Bekanntheitsgrad aber noch lokal begrenzt. Vielleicht kann sich das mit dem Album „Divine Decadence“, dem insgesamt dritten Longplayer in der Bandhistorie, ändern.

Den Stil darf man wohl als Heavy Rock bezeichnen. Er beinhaltet Anteile von Rock’n’Roll, Hardrock, Heavy Metal und ein kleines bisschen Punk. Vergleiche würde ich in Richtung Hellacopters, Backyard Babies oder auch V8 Wankers ziehen, wobei HELLIÖN jetzt nicht ganz so rotzig-schweinerockend vormarschieren. Sie bringen auch ein paar tiefgründigere Hooks unter und legen teilweise mehr Wert auf Melodien.
Die Texte, die mir leider nicht vorliegen, weil man im Booklet mehr Wert auf überflüssige Bilderchen legte, sollten augenzwinkernd und mit Humor betrachtet ansatt bierernst genommen werden. Ansonsten muten Songzeilen wie „My Cock Is Still Much Bigger Than Yours“ (aus dem Song „Farmer’s Pride“) doch ziemlich pubertär an.
Musikalisch zeichnet sich das Album durch zwei Songeigenheiten aus: die straighten Heavy-Rocker, die hervorragend eine Rock- und Metalparty ergänzen, und die Nummern, in denen Konstrukt, Melodie und Emotionen mehr in die Tiefe gehen. Für eine Heavy-Rock-Band sind letztere nicht gerade alltäglich, bei HELLIÖN sorgen sie durch die Qualität für eine Abgrenzung gegenüber Genrekontrahenten.
„Unicorn“, „When The Ice Turns To Water“ und besonders „Let The Dragon Fly“ sind Musterbeispiele solcher Kompositionen. Diesen gegenüber stehen flotte Rocker („667“, „Hell’s Granny“), groovige Stampfer („Hear The Storm“), gute-Laune-Songs mit Boogie-Touch („Farmer’s Pride“) oder Piratenfeeling á la Running Wild („The Glorious Ship“) und auch mal ein eingängiger Epic-Metal-Track („Merlin“). HELLIÖN bieten dem Hörer insgesamt mehr Abwechslung, als man von der Aufmachung der Scheibe und dem Auftreten der Band mit diesen ulkigen Pseudonymen erwarten durfte. Und nach dem Ende des regulären Albums gibt es noch eine kleine Hidden-Track-Überraschung.
Technisch kann man keine Mängel erkennen. Die Musiker verstehen ihr Metier und der Gesang von Loxxy ist trotz eines angerauhten Timbre recht variabel. Im produktionellen Bereich hätte das Album dagegen durchaus etwas kraftvoller ausfallen können, da die meisten Songs ja doch ordentlich knallen sollen.

HELLIÖN liefern mit „Divine Decadence“ ein solides Heavy-Rock-Album ab. Es ist ein gleichbleibend gutes Songlevel vorhanden. Ausfälle gibt es keine, allerdings auch keine ultimativen Top-Hits. Insgesamt verbreitet das Album aber viel Laune und man wird es sich immer mal wiede gerne anhören. So platzieren sich die Bremer Rockmusikanten unterm Strich im vorderen Genre-Mittelfeld und können ansatzweise auch mal Tuchfühlung mit der Spitzengruppe aufnehmen. Wer auf einen abwechslungsreichen und stimmungsvollen Hardrock/Heavy-Metal-Mix steht, sollte „Divine Decadence“ antesten.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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