Das Cover von "Silent Revenge" von Hibria

Review Hibria – Silent Revenge

Nachdem sie für ihre ersten beiden Alben beim Hamburger Label Remedy Records untergekommen waren, wurde es um die brasilianischen Power Metaller HIBRIA ob ihres unüberhörbaren Potentials erstmal still – ihr drittes nicht weniger gelungenes Werk „Blind Ride“ erschien über die japanische Plattenschmiede King Records, ohne in Europa viel Aufmerksamkeit zu erregen. Das könnte sich nun ändern, denn für Album Nummer vier, welches auf den Titel „Silent Revenge“ hört, ist die Truppe beim Traditionsverein AFM Records untergekommen und hat dankenswerterweise nichts von ihrem Feuer verloren.

Da sind sie also wieder, HIBRIA, die sich seit ihrem Debüt „Defying The Rules“ vor neun Jahren zu einer der aufregendsten Power Metal-Bands des letzten Jahrzehnts entwickelt haben. Seither ist die Truppe einen weiten Weg gegangen und hat sich ein gutes Stück vom Sound ihrer Anfangstage entfernt – hin zu einer weitaus härteren, moderneren Herangehensweise: Schon der eröffnende Titeltrack von „Silent Revenge“ fällt mit mächtigen Stampf-Riffs um Längen härter aus als vieles, was Fans des frühen Materials der Band gewohnt sein dürften.

So ist „Silent Revenge“ vermutlich die Blaupause für modernen Power Metal, denn hier finden sich so ziemlich alle Zutaten, die für ein gelungenes Album dieser Sparte vonnöten sind. Aus ihrer Anfangsphase haben sich HIBRIA dabei die superbe Leadgitarrenarbeit der Herren Abel Camargo und – obwohl erst seit 2012 dabei – Renato Osório sowie ein dezentes Kopfnicken in Richtung der goldenen 80er und natürlich auch den Gesang von Frontmann Iuri Sanson erhalten, der vermutlich nicht nur in seinem Heimatland Seinesgleichen sucht und dank seines enormen Talents auch schon gemeinsam mit der japanischen Kult-Formation Loudness auf die Bühne durfte.

Wenngleich bei den Brasilianern auf extrem hohem Niveau vorhanden, sind dies noch Elemente, die man auch bei manch einem Konkurrenten von HIBRIA finden mag. Von selbigen weiß sich die Truppe allerdings mehr als deutlich abzusetzen, denn die Truppe verpackt die genannten Bauteile in edelstes Dampframmen-Riffing, schier überschäumende Spielfreude und neuerlich auch entsprechend komplexes Songwriting – Nummern wie „Deadly Vengeance“, „Silence Will Make You Suffer“ oder auch „The Scream Of An Angel“ fahren nicht nur etliche schmackhafte Innovationen aus dem Riff-Department auf, sondern fallen auch ansonsten reichlich vielschichtig aus und machen deutlich, wie viel Routine diese Band aus Porto Alegre inzwischen anhäufen konnte.

Stellenweise kann der Kitsch da zwar schon mal ein wenig Überhand nehmen, allerdings werden etwaige Piano-Passagen und dergleichen erstens bestens in die Songs eingebettet und zweitens umgehend von arschcoolen weil ebenso rockigen wie technisch vollkommenen Gitarrensoli neutralisiert. Die Produktion von „Silent Revenge“ fällt bei all ihrer Wucht vielleicht ein wenig zu steril aus, darüber kann man angesichts der durchweg überdurchschnittlichen Songs auf dieser Platte jedoch problemlos hinweg sehen.

Mit „Silent Revenge“ haben HIBRIA ihre über die Jahre herausgearbeiteten Vorzüge nicht nur perfektioniert, sondern ihre Fähigkeiten auch in jeglicher Hinsicht auf ein neues Level angehoben – so klingt die Truppe bei all ihren Einflüssen nicht nur verdammt selbstbewusst, sondern auch noch in erster Linie nach sich selbst und das neue Album der Brasilianer ist vermutlich das derzeit beste Beispiel dafür, wie Power Metal bei aktuellen Hörgewohnheiten zu klingen hat. Es bleibt zu hoffen, dass HIBRIA mit ihrem neuen Plattenvertrag die Aufmerksamkeit zu Teil wird, die sie verdient haben.

Wertung: 8.5 / 10

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