Das Cover des Debüt-Albums von Hittman

Review Hittman – Hittman (Re-Release)

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Heavy Metal

New York war in den seligen 80ern nicht unbedingt der heißeste Fleck, wenn es um Heavy Metal ging – entsprechend lassen sich die erfolgreichen Ostküsten-Bands auch an einer Hand abzählen, allen voran Twisted Sister und Anthrax. Mitte bis Ende des Jahrzehnts suchte auch eine Band namens HITTMAN den Weg an die Spitze und weil der Kreis an Musikern in ihrem Staat überschaubar war, ist es kaum verwunderlich, das ein paar ihrer Musiker auch mal bei Anthrax vorspielten. No Remorse Records haben nun nach knapp 30 Jahren das Debüt der Burschen wieder veröffentlicht.

Ursprünglich 1988 erschienen ist das Debüt aus dem Hause HITTMAN ein Album voll am Puls seiner Zeit: Die New Yorker bieten hier in neun Songs U.S. Metal, wie er typischer nicht sein könnte. Will heißen: wuchtiges, nicht so ganz thrashiges Riffing paart sich mit den stilbildenden Elementen der NWOBHM wobei neben ziemlich ausgefuchsten Leadgitarren vor allem der großartige Gesang von Frontmann Dirk Kennedy zu den vornehmlichen Pluspunkten dieser Band gehört. Songs wie der Opener „Metal Sport“, das treibende, leicht von Accept inspirierte „Backstreet Rebels“ oder auch der Gänsehaut erzeugende Abschluss „The Test Of Time“ zeigen dabei, dass HITTMAN auch in Sachen Songwriting durchaus Ahnung von ihrem Handwerk hatten.

Auch die Power Ballade „Will You Be There?“ demonstriert, welch gute Musiker in dieser Band versammelt waren und macht jedem Stryper-Song ähnlichen Kalibers Konkurrenz und die B-Seite „Secret Agent Man“ sorgt mit ihren musikalischen „James Bond“- und „Mission Impossible“-Zitaten für wohlwollendes Schmunzeln – eine Idee, die sich später Limp Bizkit bei ihnen abschauen sollten, weshalb HITTMAN auch ein gewisser Einfluss auf die spätere Musikwelt nicht ganz abgesprochen werden kann. In der neu aufgelegten Fassung überzeugt dieses Album zudem durch hervorragend aufbereiteten Sound, weshalb sogar die Songs des 1985er Demos, die hier als Bonustracks enthalten sind, locker die Qualität mancher vollwertigen Veröffentlichung aus dem gleichen Jahr erreichen und kommt obendrein trotz Jewelcase-Format mit einem prall gefüllten Booklet.

Das enthält neben einer rührenden Widmung für den 2013 verstorbenen Bandleader Mike Buccel und unzähligen Fotos aus der Mottenkiste der Bandmitglieder auch ausgedehnte Liner Notes des ehemaligen „Kerrang!“-Redakteurs Dave Reynolds. Der lobt die Truppe dort einmal mehr über den grünen Klee und schiebt die Schuld für den geringen Erfolg von HITTMAN mangelnder Promotion und unwilligen Labels zu. Und während die Boys aus New York sicher einiges an Pech hatten – ihr Label SPV schloss seine Büros in den USA just am Tag der Veröffentlichung dieser Platte – so ist es rückblickend doch fraglich, ob ein Album wie dieses 1988 noch das nächste große Ding hätten werden können.

Während HITTMAN absolut nichts falsch machen und auf ihrem Debüt so manchen großen Moment untergebracht haben, bietet die Truppe doch nichts, was Bands wie Hexx oder Helstar nicht wenige Jahre vorher auch schon gemacht hätten und Formationen wie Toxik hatten die U.S. Metal-Schraube zur Zeit von HITTMAN bereits eine ganze Ecke weiter gedreht. Was bleibt, ist ein logischerweise in Vergessenheit geratenes U.S.-Metal-Album, das keinen schlechten und viele wirklich gute Songs enthält und hier obendrein in schöner (klanglicher) Aufmachung in neuem Glanz erstrahlt. Genre-Neulinge sollten vielleicht zuerst die genannte Konkurrenz auschecken, wer dann immer noch Hunger hat, dem wird mit dem HITTMAN-Erstling jedoch genau den richtige Nachtisch serviert.

Wären HITTMAN nur vier Jahre früher auf der Bildfläche erschienen, die Burschen aus New York hätten mit ihrem Debüt vermutlich alles abgeräumt und sich vor Label-Angeboten nicht mehr retten können. Mit ihrem ersten Album machten die New Yorker dem Sound der Westküste verdammt hochwertige Konkurrenz, boten aber so wenig Neues, dass sie einigermaßen verdient in Vergessenheit gerieten. Dennoch ist diese Platte gerade für U.S. Metal-Jünger absolut hörenswert und wurde von No Remorse Records als durchweg wertiger Re-Release neu aufgelegt.

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