Review Hjallarhorn – Iron Clad Soldiers

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Heavy Metal

Vom musikalischen Standpunkt aus hätte ich hier einwandfrei auf eine US-amerikanische Truppe getippt. Diese Vermischung aus Bay-Area-Thrash-Elementen und traditionellem 80er-Metal schielt geradezu ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und erinnert mich auch ein Stück weit an die kürzliche Veröffentlichung von Ravage. Auch das Coverartwork ist in seiner kruden Einfachheit irgendwie NWoBHM-mäßig angehaucht. Spätestens beim Bandnamen kommen einem dann Zweifel an der These. Und tatsächlich: HJALLARHORN sind in Skandinavien angesiedelt, genauer in der Black-Metal-Hochburg Norwegen.
HJALLARHORN wurden bereits 1993 gegründet, legten dann aber ein längere Pause ein, um 2004 die Bandidee wieder aufzufassen. Seitdem veröffentlichten sie drei Demos, die ihnen immerhin einen Labeldeal einbrachten. Nun wird ihr erster Longplayer released, der auf den Namen „Iron Clad Soldiers“ hört.

Die beiden Haupteinflüsse – also Old-School-Thrash und traditioneller Eighties-Metal – drücken den Stücken ihren Stempel auf. Der Rhythmus ist dynamisch, das Gitarrenspiel vielseitig und inspiriert und die Konstrukte ziemlich zielgerichtet. Das Tempo ist nicht unbedingt immer am Limit, doch es wird durchgehend Power vermittelt. Eine Ausnahme, wie das eher ein wenig an spätere, epischere Metallica-Kompositionen erinnernde „Brigade“, bestätigt die Regel. Doch auch dieser Song baut auf einem mächtigen Rhythmusfundament auf und grooved mehr in zähwalzender Manier.
Meist spielen sich die Nummern aber in mid- oder high-Tempo ab, bzw. werden damit kombiniert. „Blood And Black Lace“ und „The Horn“ sind beispielsweise thrash-dominiert und sehr energiereich. Bei „Changeling“ macht sogar der gute, alte 80er-Speed-Metal seine Aufwartung. Am besten präsentieren sich HJALLARHORN aber, wenn sie eine Vereinigung von Heavy und Thrash Metal eingehen. Die Highlights sind dabei „Battle Of Repulsion“, „Iron Clad Soldiers“ und der unheimlich vielschichtige Long-Track „Eye Of The Storm“, der zweifelsohne die Kröhnung von HJALLARHORNs Songwriting auf „Iron Clad Soldiers“ darstellt.
Als ziemlich kompositorischer Fehlgriff entpuppt sich auf dem Werk eigentlich nur „Scathed And Torn“, doch einen Hänger kann man sicherlich durchgehen lassen, wenn das restliche Material stimmt.

Handwerklich machen die vier Jungs eine gute Figur. Sie beherrschen ihr Arbeitsgerät und vermitteln schön Power und Dynamik. Im Produktionsbereich liebäugelt man so ein wenig mit einem oldschooligen Touch, der noch den 80er-Eindruck verstärken soll. Das Soundvolumen und eine gewisse Klangtransparenz zeugen aber natürlich schon von einer modernen Produktion. Insgesamt ist der Kompromiss zwischen Old-School-Feeling und zeitgemäßem Anspruch aber gelungen.
Die Leistung von Sänger Dani Nilsen kann mich noch nicht so ganz überzeugen. Er hat schon Power in der Stimme und kann seinem Organ nach Bedarf einen rauhen und aggressiven Klang verleihen, doch habe ich manchmal den Eindruck, er will zu sehr diversen Nachbildern (z. B. James Hetfield) nacheifern. Mir fehlt noch eine Markanz, ein eigener Gesangscharakter. Auch an der Ausdruckskraft könnte er noch arbeiten.

„Iron Clad Soldiers“ ist auf jeden Fall ein guter Einstand für die vier Norweger. Sie zeigen bereits ihr musikalisches und kompositorisches Potential, lassen aber auch noch genügend Raum zur Steigerung. Old-School-Fans, deren Interessen im Graubereich zwischen traditionellem 80er-Metal und Bay-Area-Thrash-Metal liegen, sollten sich HJALLARHORNs Debut zu Gemüte führen.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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