Review Hollenthon – Opus Magnum

Martin Schirenc dürfte vielen wohl als Kopf der mittlerweile zum zweiten Mal zu Grabe getragenen österreichischen Death-Truppe Pungent Stench bekannt sein. Bereits seit 1999 existiert aber Martins Zweitprojekt HOLLENTHON (vorher als Vuzem bekannt), doch seine Verpflichtungen bei Pungent hielten ihn nach dem zweiten Album „With vilest Worms to dwell“ (2001) weitgehend davon ab, weiter an seinem Projekt zu arbeiten. Nun, da Pungent Stench wieder ruhen, hat es das dritte HOLLENTHON-Album in die Welt geschafft, und ganz unbescheiden trägt es den Titel „Opus Magnum“. Ob die Herren da den Mund nicht etwas zu voll genommen haben?

Nun, da ich die beiden Vorgängerwerke nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob dieses Album innerhalb der HOLLENTHON-Diskografie den Platz des magnum opus (des „großen Werkes“ oder auch des Meisterwerks) einnimmt, doch für sich gesehen ist dieser Anspruch sicherlich nicht verkehrt. Was man hierüber 46 Minuten zu hören bekommt, ist – von meiner Warte aus – die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches: Ich hatte bisher immer vergeblich auf eine Band gewartet, die orientalische Elemente nicht nur als Beiwerk für Intros oder Zwischenspiele nutzt, sondern auch wirklich mal konsequent genug ist, ein ganzes Album auf solchen Sachen basieren zu lassen. Und hier ist es! Während andere Bands nach dem kurzen Einsprengsel östlicher Klangfarbe wieder zu ihrem Standardstoff zurückkehren, haben HOLLENTHON alle neun Lieder auf „Opus Magnum“ nicht zu knapp mit orientalischen Gesängen, Geigen und so weiter ausstaffiert. Das Grundgerüst besteht natürlich immernoch aus der üblichen Metal-Instrumentierung, aber dieses wird erfreulich konstant mit einem Turban versehen, wenn ich mal so sagen darf.
Aufgebaut ist das, wie gesagt, auf einer Basis, die sich gut als Dark Metal klassifizieren lässt: Die Riffs sind meist rhythmisch einfach gehalten, wissen aber durch Groove und Wucht zu überzeugen („On the Wings of a Dove“, „Once we were Kings“); die Soli hingegen wirken stellenweise etwas ziel- und planlos. Martin Schirenc ergänzt dies durch solides Grunzen. Es verhält sich hier ganz ähnlich wie bei Volbeat: Die Grundlagen sind höchstens guter Durchschnitt, aber durch den Zusatz einer bestimmten Zutat (bei den erwähnten Dänen ist das Elvis-Reinkarnation Michael Poulsen) entsteht auf einmal ein fulminantes Gesamtprodukt. In diesem Fall sind das die im vorigen Absatz angesprochenen Elemente, die – dazu noch mit klassischen Elementen vermischt – der ganzen Scheibe einen starken exotischen Beiklang verleihen und sie damit zu etwas machen, was man bisher noch nicht oft gehört haben dürfte.

Gut, an einigen Stellen ist besonders der sehr nach muselmanischer Popmusik klingende Frauengesang von Martin Schirencs Angetrauter Elena etwas gewöhnungsbedürftig („Misterium Babel“), weil dieser Gesangsstil dazu neigt, in „westlichen“ Ohren wie Gejaul zu klingen – ist die erste Befremdung aber überwunden, fügt sich auch dieses Puzzleteil wunderbar ins Gesamtbild ein. Sehr stimmig sind die Einsätze der Geige, die nicht auf melancholisch fiedelnde Weise daherkommt, sondern einem die Düfte eines Harems in die Nase zu setzen scheint. Dadurch, dass jeder Song starke Momente hat (die „Huah“s bei „Son of Perdition“, die Chöre bei „On the Wings of a Dove“, die akustischen Teile von „Dying Embers“), bleibt die Qualität stetig auf einem hohen Niveau – und mit „The Bazaar“ findet sich ein höchst cooler Bonustrack auf „Opus Magnum“. Wer also Lust auf „Therion in hart“ hat, der kann hier bedenkenlos zugreifen!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert