Puh, das hätte ich mir natürlich selber nicht träumen lassen, dass mir so was nach fast 150 Reviews noch mal passiert. Damit meine ich jetzt nicht „Phoenix“, das neue Album der Ungarn IDEAS, sondern den Umstand, wie diese Rezension letztlich zu Stande gekommen ist. IDEAS kommen wie gesagt aus dem Reich der Magyaren und spielen eine Art symphonischen (Gothic-) Metal, der entfernt an „Nightwish“ und ähnliche Täter erinnert. Wie den sicherlich Allermeisten sagte mir der Name der Kapelle rein gar nichts, so dass ich zumindest ganz unbedarft an die Sache heran gehen konnte.
Und das tat ich dann auch und zwar – ich bin geneigt, dies nicht als Übertreibung darzustellen – monatelang. Ich weiß nicht, wie lange ich die Scheibe jetzt in meinem Autoradio hatte, aber es war sicher eines: sehr oft. Und warum? Weil ich etliche Durchläufe benötigte, um die Essenz von „Phoenix“ zu verstehen. Zunächst einmal geht es gar nicht schlecht los, der Opener „King Of Swords“ rockt ordentlich nach vorne los, der nachfolgende Titeltrack ist etwas getragener, vor allem im Refrain, weiß aber gerade mit diesem zu gefallen. Freunde der genannten „Nightwish“ horchen hier schon mal auf, auch Fans von „Theatre Of Tragedy“ könnten eventuell Spaß an der Sache haben, allerdings fehlt dem Engelchen in diesem Fall sein Teufelchen, sprich: Männergesang sucht man (fast) vergebens. Gemeinsam hat man dann aber tatsächlich beiden Bands etwas: man glaubt, mit zwei oder drei gefälligen Nummern den großen Wurf landen zu können. Bei den bekannteren Vergleichsgruppen hat das ja schon mal nicht schlecht geklappt, also sollten auch die Mannen um Frontmieze Anita da zuversichtlich sein, jedoch gilt zu bedenken, dass „Phoenix“ schon das fünfte Album von IDEAS ist. Musikalisch ist das in gewisser Weise auch nachvollziehbar, man spielt ganz gefällig und besonders übel ist der Gesang auch nicht, aber insgesamt wirkt es noch viel zu unausgegoren. Ein perfektes Beispiel dafür ist der Rausschmeißer auf der ungarischen Version – die CD kommt als Doppelalbum, einmal mit englischen, einmal mit ungarischen bei musikalischer Identität daher – „Hazám Hazám“, welches sich offenbar um ein Coverlied handelt. Ferenc Erkel heißt der Urheber und er hat den Song so geschrieben, wie das ganze Album klingt: wirklich vernünftige Musik mit ordentlich Power und Wiedererkennungswert, aber nach etwa zwei Minuten wird abrupt abgewürgt. So auch die CD, der angesprochene gute Start kann leider nicht fortgesetzt werden. Bei einer „Anfängerband“ würde ich sagen: Leute, bleibt beim nächsten Mal einfach noch ein paar Monate im Proberaum, denn die Qualität von „Phoenix“ hätte eigentlich eher für eine EP gereicht, nicht unbedingt für ein Album.
Wenn auch große Namen Pate standen, versinkt die Musik doch ziemlich zügig im Mittelmaß. Schade, mit Ungarn gab es mal einen neuen Farbtupfer in der Metalwelt. Hier ist aber nicht viel drauf, was mich zu einer Kaufempfehlung zwingen würde, trotzdem bleibe ich kopfschüttelnd zurück, dass mir diese „geistreichen“ Erkenntnisse erst nach wochenlangem Dauerhören (und leider auch: Dauerlangweilen) gekommen sind. Vielleicht ist alles aber auch ganz anders, schließlich gilt Ungarisch als schwierigste Sprache der Welt, möglicherweise verhält es sich bei der Musik nicht anders.
Wertung: 4 / 10