Albumcover INGESTED

Review Ingested – The Tide Of Death And Fractured Dreams

Ganz ehrlich? Man möchte INGESTED gerne mehr mögen, als man es schlussendlich tut. Die Briten aus Manchester bringen schließlich alle notwendigen Fertigkeiten mit, um eine moderne Deathcore-Platte auf den Markt zu bringen. INGESTED slammen mit der Schwere einer Walze, prügeln sich durch rasante Brutal-Death-Metal-Passagen, servieren bombastische Breakdowns und krönen all das mit melodischen Leads.

Und dennoch gelingt es den Engländern im Turnus von zwei Jahren, nicht nur neue Alben auf den Markt zu bringen, sondern auch, mit diesen Platten kein eindeutig positives sowie kein eindeutig negatives Presseecho zu bekommen. Mit ihrer achten Scheibe „The Tide Of Death And Fractured Dreams” wird sich daran nichts ändern, denn INGESTED bleiben sich weiterhin treu – „zum Glück“ werden die einen, „schade“ die anderen sagen.

Vielleicht liegt es an der überdurchschnittlichen Präsenz, welche die Band in Release-Ankündigungen innehat, immerhin haben die Briten seit 2020 vier Alben beziehungsweise 40 neue Songs auf den Markt gebracht. Der erfahrene Hörer ahnt es bereits: Aus so einem fleißigen Arbeitseifer können kreative Abnutzungserscheinungen resultieren – so auch bei „The Tide Of Death And Fractured Dreams” geschehen.

Die zehn Tracks stehen dem Vorgängeralbum „Ashes Lie Still“ in nichts nach, weder in der Anzahl an Tracks noch in der Spielzeit des Albums oder eben der Musik darauf. INGESTED erfinden sich nicht neu, aber… richtig gelesen, es folgt ein aber. Denn die Briten scheinen sich aus der Konformität ihrer Diskografie aus jüngster Vergangenheit befreien zu wollen – zwar zaghaft und bei den ersten ein, zwei Albumdurchläufen kaum bemerkbar, danach aber deutlicher.

Warum? Weil man merkt, dass auf den starken Opener „Paragon Of Purity“ sich selbst reproduzierendes Füllmaterial in Form von drei Tracks folgt, die man einfach nur skippen sollte. Denn ab „Starve The Fire“, einer geradlinigen Midtempo-Nummer mit Singalong-Refrain, liefern INGESTED einige Höhepunkte ab, die es wert sind, erwähnt und wiederholt gehört zu werden. Das halbballadeske, rein instrumentale „Numinous“ setzt mit seinem zurückhaltenden, Gitarrensolo-zentrierten Aufbau einen guten Akzent innerhalb der rauen Deathcore-Landschaft von „The Tide Of Death And Fractured Dreams”. Gleiches gilt für den Song „In Nothingness“, der besonders vom warmen Klargesang Mark Hunters (Chimaira) im Refrain profitiert.

Mit „Pantheon“ legen die Briten einen straighten, schlüssig aufgebauten Track vor, dessen Charme darin liegt, nicht gezwungen verkopft klingen zu wollen, sondern sich im Kern als Deathcore-Abrissbirne zu definieren. Weniger gelungen hingegen ist der erste der beiden Longtracks, „Kingdoms Of Sand“, der nahezu ohne bemerkenswerte Motive ausgestattet ist und damit im Schatten des finalen und zweiten, atmosphärischen Longtracks „A Path Once Lost“ steht.

Nach 45 Minuten schließen INGESTED ihr neuestes Album ab, das, wie eingangs erwähnt, weder eindeutig positiv noch eindeutig negativ bewertet werden kann. Das englische Trio setzt gute Akzente, wodurch einzelne Tracks hervorstechen und in Erinnerung bleiben. Ebenso schaffen es INGESTED aber auch, auf langer Strecke nur ausreichend zu unterhalten. Obwohl die Herren aus Manchester hörbar versuchen, sich aus dem selbstgemachten Durchschnitt zu befreien, gelingt es ihnen auf „The Tide Of Death And Fractured Dreams” nicht oft genug.

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Wertung: 6.5 / 10

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