Review Iridio – Endless Way

Eine ganz leichte und zarte Nummer erreicht mich in diesen kalten Tagen aus Bella Italia. IRIDIO bestehen seit 2002 aus dem Komponisten Franz Zamdon und der Sängerin Valentina Buroni. Die Musik, die sie zusammen mit einer großen Anzahl exotischer Instrumentalisten für „Endless Ways“ aufgenommen haben, geht, grob gesagt, in die Richtung „Folklore des Mittelmeerraumes mit keltischem Touch“. Man kann es sich denken – eine Stromgitarre findet auf diesem Silberling keinen Platz.

Thematisch geht es um die Reise einer Frau im 15. Jahrhundert, die aus ihrem einengenden Umfeld ausbricht und eine Reise in den nahen Osten wagt, um ihre Befreiung zu finden. Abgesehen von der historischen Unglaubwürdigkeit wird allerdings diese Reise recht glaubwürdig akustisch übermittelt. Denn von den anfänglich noch sehr europäisch anmutenden Stücken wie dem beschwingt-fröhlichen „Sunrise Dancers“ kommt man im Verlauf des Albums zu immer orientalischeren Tracks, wo auch mal die türkische Sprache Einzug erhält („At One With The Universe“). Eine „Heimreise“ gibt es auch wieder, so dringt bei „My Home“ der ureuropäische Dudelsack durch.

Die Stimmungen der Lieder schwanken mitunter erheblich, auch wenn ein gewisser Schwermut und eine Art Melancholie sich durch die gesamte CD ziehen. Ein Blick auf die Texte – das Internet zu Hilfe genommen, denn leider liegt der Promo mal wieder kein Booklet bei – offenbart jedoch weniger erbauliches, lyrisch haben die Italiener sich kein Bein ausgerissen. Allzu oft wiederholt sich beispielsweise das Motiv des goldenen Käfigs, aus dem die unbekannte Dame ausbrechen möchte. Allgemein findet der Geschichtsstudent in mir es ohnehin etwas fragwürdig, derartige moderne Blickwinkel in eine so ferne historische Epoche einzubauen, aber das soll Ottonormalmetal1.infoleser nicht weiter irritieren.

So will ich noch ein paar mehr Worte zu den eigentlichen Klangwelten Iridios verlieren: Valentina ist mit einer ungeheuer bezaubernden und gefühlvollen Stimme ausgestattet, die die Sehnsucht und den Schwermut jener unbekannten Frau hervorragend verkörpert. Die zahlreichen Instrumente, von klassischer Gitarre über diverse Flöten bis hin zur türkischen Saz bieten eine hervorrangende Kulisse für die Reise von Mitteleuropa in den islamischen Raum. Kompositorisch ist „Endless Ways“ jedenfalls ein ausgesprochen gelungenes Stück Musik geworden.

Sicherlich ist für den besagten Ottonormalmetal1.infoleser ein solches Scheibchen nicht gerade der Renner, denn selbst von rockigen Klängen sind IRIDIO noch weit entfernt. Wer jedoch gern eine ruhige CD zum Abschalten und Träumen einlegt und sich auch über historische Ungereimtheiten keinen Kopf macht, kann gern zu „Endless Ways“ greifen.

Keine Wertung

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