Review Iroha & Fragment – Bittersweet

Ein äußerst interessantes Scheibchen wird dieser Tage über das kleine Label Denovali veröffentlicht: Eine Kollaboration von IROHA und FRAGMENT. Besonders Erstere der beiden bisher eher unbekannten Bands kann mit hochkarätigen Musikern aufwarten. Hinter IROHA verbirgt sich das neue Projekt von Andy Swan, der zusammen mit Justin Broadbrick (Godflesh, Jesu) und Nic Bullen (Napalm Death, Scorn) schon in der britischen Experimentalcombo Final spielte und sich für IROHA noch die Unterstützung von Diarmudi Dalton (Jesu) und Dominic Crane sicherte. FRAGMENT. dagegen ist ein noch ziemlich unbeschriebenes Blatt. Hinter ihm verbirgt sich das Soloprojekt des Franzosen Thierry Arnal (auch wenn der Name entsprechende Assoziationen nahe legt sind mir Auftritte in Pornofilmen bisher nicht bekannt).

Bei dem ganzen namedropping soll der musikalische Aspekt jedoch nicht unter den Tisch fallen. Was nicht weiter verwundert ist die musikalische Nähe von IROHA zu Jesu. Dier ersten beiden Tracks von „Bittersweet“ bieten somit eine sehr eindringliche und meditative Mischung aus harten Gitarrenwänden und elektronischer Musik. Die gehauchten, angezerrten und repetitiven Gesangslinien erinnern besonders bei „Something’s Got To Give“ an das grandiose Alben von Jarboe und Neurosis und auch instrumental fühlt man sich auf Grund der Elektro/Post Metal Mischung an deren gemeinsame CD erinnert. Leider muss man im Spannungsbereich einige Abstriche machen, denn IROHA schaffen es nicht immer den Hörer komplett zu fesseln.

Etwas weniger stark elektronisch klingen die beiden Stücke von FRAGMENT. („Turning Around“ und „Carved In The Sand“). Thierry Arnal bedient sich zudem deutlich apokalyptischerer Motive als IROHA und schielt dabei ziemlich unverhohlen in die Drone und Doom Ecke. Wuchtige Gitarren, eine gnadenlos übersteuerte Produktion und eine vergleichsweise gelassene und stark verhallte Stimme schaffen wuchtige Klanggebirge, die sich auch immer wieder von ihrer zerbrechlichen Seite zeigen. Gelegentlich muss ich hier an die Labelkollegen von Black Shape Of Nexus denken, die allerdings gesanglich noch um einiges martialischer ans Werk gehen.

Die gemeinsame Basis von IROHA und FRAGMENT. bilden Einerseits die meditativen Motive, die ozeanwellengleich unaufhörlich gegen die Gehörmauer branden und Andererseits die musikalische Nähe zu Bands wie Jesu, Nadja oder Jarboe. Essenz dieser Gemeinsamkeit ist der dritte, gemeinsame Track „Bittersweet“, der zudem am Ende des Albums nochmals als Remix folgt. Die eher elektronische und fröhliche Musik von IROHA trifft auf den trostlosen Bastard von FRAGMENT., vereint sich, bricht wieder auseinander und geht in recht zahmer Weise in einander auf. Über Allem thront auch hier wieder die ruhige Stimme von Dominic Crane, die dem ganzen Album schon seinen Rahmen verleiht. Der Remix von „Bittersweet“ am Ende des Albums liefert nochmals eine deutlich elektronischere Version des Stücks, die zwar recht interessant aber in meinen Augen nach den massiven Klängen von FRAGMENT. nicht nötig gewesen wäre.

„Bittersweet“ ist sicher ein spezielles aber auch sehr interessantes Album geworden. In von Denovali gewohnt hochwertiger Aufmachung bekommt der Hörer hier 45 Minuten außergewöhnlicher Musik geboten. Persönlich gefallen mir die FRAGMENT. Stücke etwas besser, letztendlich ist es aber das Gesamtpaket das hier überzeugen kann.

Keine Wertung

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