Review Jackal – IV

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Heavy Metal

Keine Website, keine Myspace-Adresse! Und auch sonst kaum Infos. Nicht gerade die optimalen Voraussetzungen, um in den Blickpunkt der Metal-Gemeinde zu treten. Wenigstens die Metal-Archives wissen von den Dänen JACKAL etwas zu berichten. Die Band wurde 1987 gegründet, veröffentlichte drei Alben und splittete sich dann wohl Mitte der 90er auf. Ein Teil der Truppe bestand als Encore weiter.
Im Zuge der grasierenden Band-Reunionswelle, reformierte nun Brian Rich auch sein frühestest Projekt. Laut dem Promo-Flyer ist Sänger Rich aber das einzige der ursprünglichen Bandmitglieder. Alle Instrumente auf dem vierten JACKAL-Werk scheint ein Musiker namens Carsten Falkenlind eingespielt zu haben. Betitelt wurde das Album schlicht „IV“.

JACKAL spielen traditionellen Heavy Metal, der sich sowohl recht zeitlos, wie auch ziemlich abwechslungsreich präsentiert. Es sind Old-School-Einflüsse vorhanden, die aber niemals angestaubt klingen, sondern zeitgemäß arrangiert werden. Es wird gekonnt eine Brücke von den 80ern bis in die Neuzeit gezogen. Gleich der erste Song nach dem Intro „In To The Core“ weiß davon zu berichten. Er ist kraftvoll, sehr geradelinig, mit schön herausgestelltem Höhepunkt. Ich sehe hier ein NWoBHM-Erbe von Bands wie Accept oder Saxon, aber nach modernen Standards umgesetzt. Etwas melodischer mit recht verspielten Leads ist „Innocence“, aber auch hier ist der Retro-Touch spürbar. Mit „Angels“ begeben sich Rich und Falkenlind dann auf balladeske Pfade. Anfangs rein akustisch, später dann mit Unterstützung der Instrumentenpower, ist er sehr emotional aufgemacht. Zum Ende hin steigert sich die Intensität etwas, so dass die Nummer nicht in kitschige Gefilde abdriftet, sondern ein tiefgründiges Konstrukt erhält. Hier beweisen die Dänen zweifellos ihr songwriterisches Können.
Damit man nach dem gefühlvollen Track wieder in Schwung kommt, gibt es mit dem wuchtigen „Disciple Of The Night“ einen Song in bester US-Power-Metal-Manier. Aber auch hier bekommt der Hörer unterschiedliche Intensitäten serviert, wenn das Stück zum Ausklang etwas atmosphärischer wird. Wie ich bereits erwähnte: Abwechslung ist vorhanden. Auch das Melodic-Metal-angehauchte „No Lifeguard On Duty“ bringt weitere Vielfalt, wenn es auch nicht ganz die kompositorische Klasse der Vorgänger halten kann.
Mit „When The Heart Is Strong“ kommt dann das, was ich auf einem Metal-Album mit neun regulären Tracks als Balladenüberschuss bezeichne. Denn in meiner Meinung reicht eine Ballade völlig, wobei ich kompletten Verzicht auch ganz gerne sehe. Darüberhinaus reicht sie qualitativ nicht ansatzweise an „Angel“ heran. Leider, leider muss ich sagen, fällt das Level im zweiten Abschnitt allgemein doch etwas ab. „Endgame“ plättschert recht belanglos vor sich hin, und die dritte (Halb-)Ballade „No One“ sind des Guten endgültig zu viele. Mit dem Mid-Tempo-Stampfer „Hunter“ gelingt den Dänen zum Abschluss schließlich noch mal ein kleiner Lichtblick.

An der technischen Leistung des multiinstrumentalisten Carsten Falkenlind gibt es nichts zu meckern. Er meistert alle Aufgaben mit Bravour und setzt jedes Instrument absolut songdienlich ein. Sänger Brian Rich hat eine Stimme mit rauhem Unterton, aber melodischem Klang. Sie hat Charakter und drückt den Stücken auch einen eigenen Stempel auf. Das Songwriting ist in der ersten Hälfte sehr gut ausgearbeitet, im zweiten Abschnitt dann nur noch Durchschnittskost. Außerdem ist der Balladenanteil für ein Heavy-Metal-Album zu hoch.

Im Fazit ist „IV“ nur besserer Durchschnitt. JACKAL verpassen es, mangels qualitativer Konstanz beim Songwriting, ein erstklassiges Album abzuliefern. Doch der gesamte zweite Teil des Werkes rangiert nur im breiten Mittelfeld. „In To The Core“, „Innocence“ oder „Disciple Of The Night“ sind aber Tracks, die die Headbeanger nicht enttäuschen werden.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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