Review Japanese Voyeurs – Yolk

Seit den 90er Jahren hat es der Grunge nicht mehr geschafft wieder auf die Beine zu kommen. Die damals so populäre Musikrichtung lebt heute fast ausschließlich von den großartigen Alben der damaligen Zeit. Erstaunlich, dass so wenige Bands versuchen den damaligen Hype in die heutige Zeit zu retten und das Genre durch etwas neuen Input wiederzubeleben. Die Beachtung, die Nirvanas Nevermind diese Tage zum 20. Geburtstag erfährt, zeigt, dass das Potential an Hörern definitiv vorhanden ist. Warum ich das alles erzähle? Weil die Engländern von JAPANESE VOYEURS gerade ein wunderbar antiquiertes Grungealbum veröffentlichen.

Bei „Yorn“ handelt es sich um das Debutalbum des englischen Quintetts, das versucht sowohl den Charme der 90er Jahre, als auch eigene Impulse zu einem stimmigen Konzept zu verbinden. Konkret bedeutet dies, dass der klassische Grunge-Sound mit einem etwas starker variierenden Härtegrad und einigen fast schon metallischen Riffs ausgestattet wird und gleichzeitig mit einer Stimme besungen, die wohl sehr stark die Entscheidung beeinflussen wird, ob man in „Yolk“ die Reinkarnation eines vergessen geglaubten Genres oder die Verunglimpfung eben diesen Musikstils sieht. Sängerin Romily klingt über weite Strecken mehr nach frechem Girlie als nach ernsthafter Sängerin. Dazu trägt vor allem ihre über weite Strecken des Albums extrem quietschige Stimme bei, die bei mir eher das Bild von einer mit offenem Mund Kaugummi kauende High School Schülerin, als von einer nachdenklichen Musikerin erzeugt. Kein Wunder also, dass JAPANESE VOYEURS bei Songs wie „Smother Me“ extrem stark nach Avril Lavigne klingen, auch wenn der Härtegrad deutlich über dem des Pop-Sternchens liegt.
Dass es sich bei den Engländern dennoch um eine ernst zu nehmende Band handelt, zeigen Songs wie „Feed“ die schon fast eine Spur zu sehr nach Nirvana klingen, aber dennoch oder gerade wegen der ungewöhnlichen Stimme von Sängerin Romily auch irgendwie originell erscheinen. Spätestens im Video zu „Cry Baby“ wird dann deutlich, dass es sich bei den japanischen Voyeuren eben nicht um die befürchtete Teenie-Truppe, sondern eine „richtige Band“ handelt.

Alles in allem bleibt ein modernes Grunge Album in der Tradition von Bands wie Alice in Chains, Queens Of The Stone Age oder Nirvana mit einem variierenden Alternative- und Metaleinschlag und einer ungewöhnlichen Sängerin. Der große Wurf ist „Yolk“ irgendwie nicht geworden, schlecht ist das Album aber auch nicht und so wird es sicherlich, auch auf Grund der geringen Zahl an Veröffentlichungen in diesem Genre, wohl öfters in meinem Player landen. Fans der genannten Bands sollten ein Ohr riskieren. Wer es hart, düster oder anspruchsvoll mag, kann getrost weitersurfen.

Wertung: 7 / 10

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