Review Jelonek – Jelonek

Manchmal stolpert man wirklich über interessante Projekte. JELONEK mit seinem selbstbetitelten Album ist ein solches. Da werden Klassik und harte Rockmusik auf eine Weise vereint, wie ich sie bislang noch nicht gehört habe. Okay, einen ansatzweisen Vergleich gibt es in Form von Apocalyptica. Steht dort allerdings das Cello im Vordergrund, ist es auf „Jelonek“ die Violine.

Diese Violine des polnischen Masterminds ist auch weitestgehend leadführend. Und Jelonek zaubert dabei Melodien aus dem Ärmel, die den Gehörgängen schmeicheln. Dabei ist es aber von Vorteil, wenn man einen Bezug zu klassischer Musik hat. Reine Hard&Heavy-Freunde könnte es vielleicht schnell langweilig werden, denn mit beispielsweise Rages Lingua-Mortis-Alben lässt sich das hier nicht vergleichen. Viel mehr stehen die Elemente aus verschiedenen Klassik-Epochen im Mittelpunkt, die Rockinstrumente haben zwar mitunter auch kräftigere Auftritte, dienen insgesamt aber der Untermalung bzw. dem musikalischen Rahmen der Kompositionen.
In Sachen Songwriting beweist Jelonek ein Händchen für kluge und fesselnde Arrangements. Alleine schon diese gelungene Vereinigung der klassischen und der rockigen Seite ist faszinierend. Dass etliche Melodien sich dabei noch im Ohr festsetzen können, verstärkt diesen Eindruck noch. Dabei ist es fast ein wenig egal, ob der Song zu der härteren Ausrichtung zählt, wie etwas „B.east“ oder „A Funeral Of A Provicial Vampire“, die beiden unterschiedlichen Elemente auf progressiv-verschachtelte Weise zusammengefügt werden wie bei „Lorr“ oder die romantisch-klassische Seite dominiert – alle Stücke haben Hand und Fuß und wirken einfach passend arrangiert.
Toll ist es auch, wie bei „Beech Forest“ einfach ein Cello und Percussion die Violine begleiten und dennoch eine reizvolle Komposition entsteht. Das Cello darf als Unterstützung der Violine übrigens desöfteren glänzen und enthält dabei fast so viele Anteile wie die Gitarre. So rückt der Vergleich zu Apocalyptica doch wieder näher – zumindest zu der Zeit, nachdem die Finnen auch auf Gitarre und Schlagzeug zurückgriffen.

Im Großen und Ganzen spricht „Jelonek“ auch eine ähnliche Zielgruppe an, wie die Apocalyptica-Werke. Es ist Musik für Leute, die sich in der Klassik genauso zu Hause fühlen, wie in der Rockmusik und die der Vermischung dieser Elemente aufgeschlossen gegenüberstehen. Ganz leicht dominiert durch den musikalischen Hintergrund des Protagonisten insgesamt die klassische Sparte, doch kann man die Vereinigung als gelungen bezeichnen. Und an interessanten Ideen mangelt es dem Teufelgeiger aus Polen auch nicht. Vocals spielen auf diesem Werk übrigens keine Rolle, doch vermisst man sie auch nicht. Im Gegenteil: dieses Album ist instrumental dermaßen gut ausgearbeitet, dass jegliche gesanglichen Aktivitäten diese neoklassische Einheit und die vordergründigen Violinen-Melodien nur stören würden.
Wer harte Rockmusik und Klassik gleichermaßen mag, sollte in „Jelonek“ unbedingt mal reinhören!

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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