Review John 3:16 – John 3:16

  • Label: Alrealon
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Ambient

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes, Kapitel 3, Vers 16 nach der Übersetzung von Martin Luther). Diese Bibelstelle aus einer Unterredung zwischen Jesus und dem Pharisäer Nikodemus ist also Namensgeber dieses britischen Einmannprojekts, welches sich dem Ambientem, dem Experimentellen verschrieben hat. Wie sehr der Urheber, der in Info, MySpace-Seite und Homepage unerkannt bleiben will, die Welt liebt, wollen wir nun mal sehen, wenn sich das offensichtlich selbstbetitelte neue Werk den strengen Maßstäben der Metal1-Redaktion vorstellt.

Zunächst einmal möchte ich für mich nicht beanspruchen, mich im ambienten Gebiet sonderlich gut auszukennen und wie in vielen Musikrichtungen sind die Grenzen hier ja auch fließend. So kann man beispielsweise Ion oder teilweise sogar Antimatter durch in dieser Sparte einordnen, klingen sie aber letztlich doch völlig anders – und zwar strukturierter – als JOHN 3:16. Entsprechend mache ich mich zwar neugierig, aber auch mit einer enormen Portion Skepsis auf den Weg, mir die CD zu erschließen. Viel gibt es auch zunächst mal nicht zu hören, wabernde Keyboardklänge dringen an mein Ohr und während ich noch warte, was wohl passieren mag, ist das nicht unmelodiöse und irgendwie trotzdem coole Who Am I auch schon vorbei. Der Titel – in Kombination mit dem Bandnamen – lässt eventuell den Rückschluss auf eine christliche Gesinnung zu, zumindest scheint sich der Mann (die Frau???) hinter dem Künstlernamen auf einer gewissen Suche nach sich selbst zu befinden. Nähere Auskünfte sind mir aber nicht möglich, da auf jeden Einsatz von Gesang verzichtet wird. Böse Zungen mögen wohl behaupten, dass ebenso auf den Einsatz jeglicher Qualität verzichtet wird, aber das kann man so ganz sicher nicht stehen lassen. Sicherlich kann man die Frage stellen, wie ein ganzes Album voller Synthieklänge wohl zustande kommt, möglicherweise hat man einfach das Keyboard angeschmissen und gewartet, bis einige Hagelkörner auf die Tasten fielen und dies dann rekordiert, aber letztlich interessiert es wohl niemanden so genau.

Fakt ist, dass zwar jegliche lauten Momente ausbleiben, dafür kriechen aber mit jedem Hördurchlauf tatsächlich neue interessante Melodien aus der immerwährend unglaublich ruhigen Musik. Paradebeispiele hierfür sind die Highlights des Albums The Price Of Redemption und Eternal Life, welche dann sogar mit so etwas wie Struktur versehenen sind. Der Rest ist meistens doch eher als distanziert zu betrachten, insgesamt leichte Kost, wenn man sie nicht hinterfragt, aber umso schwerer zu genießen, wenn man sich für die Hintergründe interessiert. Die Frage nach Livekonzerten mag ich in dem Zusammenhang eigentlich nicht stellen, zu fragwürdig, wie man diese Musik, die sich geschwindigkeitsmäßig zu Doomern wie Winter oder My Dying Bride in etwa so verhält wie gerade genannte zu Brutal-Death-Metal-Bands wie Suffocation und Devourment, befeiern soll.

Nicht negativ gemeint ist das abschließende Fazit: wer des Nachts nicht schlafen kann, greift gerne zu Entspannungstechniken wie der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson. Diese ist aber aufgrund ihres körperlichen Anspruchs für den Patienten etwas anstrengend. Sicher lockerer geht es bei JOHN 3:16 zu, der sich sicher bestens zum Wegdösen eignet, aber auch dafür, mal den Lärm der Welt zu vergessen. Einige spannende Ansätze sind da, insgesamt darf es aber auch in diesem absoluten Low-Speed-Bereich etwas dynamischer zur Sache gehen, daher:

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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