Das Cover von "The Last Convoy" von Kat

Review Kat – The Last Convoy

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Hinter der polnischen Formation KAT verbirgt sich Gitarrist Piotr Luczyk, seines Zeichens letztes verbliebenes Gründungsmitglied der ursprünglich seit 1979 aktiven Band. Von ihren Black/Thrash-Wurzeln haben sich die Burschen aus Kattowitz seither weit entfernt und sind zu einer traditionellen Hard-Rock- und Heavy-Metal-Band herangewachsen – ein Umstand, der wohl auch zum Split der Ur-Besetzung beitrug. Da die Truppe bereits im vergangenen Jahr mit „Without Looking Back“ ein neues Album veröffentlichte, verwundert es ein wenig, dass 2020 mit „The Last Convoy“ bereits die nächste Platte der Polen ansteht. Ein genauerer Blick sorgt für Klärung, denn neben zwei neuen Nummern enthält dieses KAT-Album ausschließlich Cover-Versionen und Neuaufnahmen älteren Materials.

Zunächst ist das, was dem Hörer auf „The Last Convoy“ geboten wird, gar nicht verkehrt. Schon das eröffnende „Satan’s Nights“ präsentiert KAT als kernige Metal-Band der alten Schule, die bis zum Hals im Fahrwasser von klassischen Judas Priest oder Saxon steckt. Auch der folgende Titeltrack überzeugt sofort, handelt es sich doch um einen breitbeinigen Hard-Rock-Stampfer im Stadionformat. Garniert mit superber Gitarrenarbeit vom Bandchef und verpackt in eine moderne, fette Produktion mit erstklassigem Gitarrensound darf es auf dieser Platte gerne so weitergehen.

Tut es auch, allerdings mit Abstrichen. Was folgt, sind Coverversionen und Neueinspielungen. Während man hier erwarten würde, dass KAT für die Neuauflagen bis in ihre frühesten Anfangstage zurückreisen, schaffen die Polen es leider maximal bis ins Jahr 2005 zurück. Mit dem cool groovenden „Mind Cannibals“ sowie der düsteren Ballade „Dark Hole / The Habitat Of Gods“ haben die Polen hier zwar an sich gute Songs auf Lager, da die Nummern aber erst anfang der 2000er ur-veröffentlicht wurden, handelt es sich dabei kaum um Klassiker. Immerhin haben sich KAT für die neue Version des „Mind Cannibals“-Titeltracks mit Henry Back ihren damaligen Sänger als Gastmusiker geholt. Warum allerdings mit „Flying Fire“ auch noch ein Song des letztjährigen (!) Albums neu eingespielt werden musste, bleibt ein Rätsel – allerdings kann hier der ehemalige Judas-Priest-Frontmann Tim „Ripper“ Owens als Gast gehört werden.

Und dann sind da ja auch noch die Cover-Versionen. Die Metalwelt bietet eine Unzahl an großartigen Songs auf, die gut und gerne auch mal von anderen Bands interpretiert werden dürfen, weil das noch nie geschehen ist. Und was tun KAT? Sie wählen das standardmäßigste Standardprogramm, das sich zusammenstellen ließ und das selbst die Bierzelt-Band auf dem Frühlingsfest Remmesweiler nicht mehr spielen will. Kann ja sein, dass die Reibeisen-Stimme von Sänger Qbek Weigel bestens zu einer AC/DC-Nummer wie „You Shook Me All Night Long“ passt, aber wenn einer Band im 41. Dienstjahr nichts Besseres einfällt, als zum drölfzigsten Mal Deep-Purple-Klassiker wie „Highway Star“ oder „Blackout“ von den Scorpions runterzunudeln, dann gibt es dafür schlichtweg keine Anerkennung.

Die Musik von KAT macht Spaß – die Polen liefern durchweg launigen, druckvollen und toll gespielten Hard Rock, der jedem Fan des Genres ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern dürfte. Allerdings ist ein Album wie „The Last Convoy“ inhaltlich ein wenig zu dürftig, um den heutzutage üblichen Kaufpreis für eine ausgewachsene CD zu rechtfertigen. Hätte die Band neben den – wirklich starken – neuen Songs noch etwas tiefer in ihrer Vergangenheit gegraben, „The Last Convoy“ wäre anstandslos durchgewunken worden. Da hier aber fast die Hälfte des Materials aus einfallslosen Covers besteht und obendrein eine Nummer aus dem letzten Jahr neu aufgelegt wurde, sind die meisten Fans wahrscheinlich besser beraten, sich die ersten beiden Songs bei YouTube rauszusuchen.

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