Wenn ich mir den Promoschrieb zu „Reincarnation“ durchlese, habe ich den Eindruck, Ken Ingwersen ist ein Künstler, von dem man schon mal gehört haben müsste. Sorry, ist bei mir aber Fehlanzeige, was wohl auch darin liegt, dass er in den letzten Jahren verstärkt im Pop- und Rockbereich gearbeitet hat. Mit seinem Soloprojekt KEN’S DOJO und diesem Album kehrt der Gitarrist, Songwriter und Produzent offenbar zu seinen Anfängen zurück, die im härteren Rock verwurzelt sind.
Er scharte zu diesem Zweck eine Riege von Gastmusikern um sich; hauptsächlich Künstler, mit denen er in seiner Karriere schon zusammengearbeitet hat. Dabei treten durchaus illustre Namen zu Tage wie Glenn Hughes (ex-Deep Purple), Ken Hensley (ex-Uriah Heep), Nils K. Rue (Sänger von Pagan’s Mind) oder aber auch der Popsänger Chesney Hawkes. Die gesamte Gastmusikerliste gibt selbst die Promoinfo nicht wieder. Es scheint aber, als hätte Ingwersen für fast jeden Song eine andere Besetzung. Einzig feste Konstante ist er selbst.
Leider fehlen aber auch die Infos, welche Musiker bei welchem Song ihren Einsatz finden. Nur einige Auszüge werden erwähnt, aber wem beispielsweise die klare, ausdrucksstarke Stimme beim Opener „Forever“ gehört, bleibt mir verborgen. Das Stück ist mit seiner Balance aus harmonischer Eingängigkeit, leichten emotionalen Anleihen und knackigen Riffs jedoch recht gelungen.
Nils K. Rue gibt dem recht groovigen und treibenden „Keeping The Flame Alive“ die genau richtige Intensität mit auf den Weg. Dass Glenn Hughes bei dem romantischen „I Surrender“ hinter dem Mikro steht, hätte ich auch anhand des charakteristischen Organs herausgefunden. Es handelt sich auch dabei um eine recht intensive, wenngleich auch gefühlvollere Nummer.
Bis dahin war kompositorisch eigentlich alles im grünen Bereich – danach nicht mehr. Der erste Fehltritt ist der Titeltrack „Reincarnation“, der einfach total seicht und schnulzig ist. Dass dieser Song von Chesney Hawkes performed wird, wundert mich nicht. Das instrumentelle „Momentos A Solas“ hätte wohl gut zum Soundtrack von „Top Gun“ gepasst. Ich finde die Melodie zu kitschig. Leider flacht das Niveau nun offenbar komplett ab, denn „Demon In Diamonds“ ist typisch amerikanischer Stadion-Schmalz.
Der recht gute Beginn des Albums täuscht etwas über das wirkliche Qualitätlevel hinweg. Denn außer den ersten drei Songs kann tatsächlich nur noch das nostalgisch angehauchte „Come Alive“ punkten. Der Rest ist eher unterdurchschnittlich und/oder nervig.
Okay, im Fazit heißt das vier gute Songs und sieben mehr oder weniger schlechte. Ergibt im Endeffekt ein weiteres AOR-Werk, das die Welt beim besten Willen nicht braucht.
Wertung: 3.5 / 10