Der bulgarische Gitarrist Nikolo Kotzev schaffte es mit seiner Band Brazen Abbot zu weltweiter Bekanntheit – nicht zuletzt, weil er in der von Mitte der 90er bis 2010 aktiven Formation mit legendären Sängern wie Joe Lynn Turner (u. a. Rainbow, Yngwie Malmsteen) oder Glenn Hughes (u. a. Deep Purple) zusammenarbeitete. 2011 Gründete Herr Kotzev mit KIKIMORA eine neue Band, die allerdings zunächst nur an der Live-Front ihres Heimatlandes präsent war und auch ihr 2015 erschienenes Debüt gab es nur in Landessprache. Seit 2021 singt die Truppe auch auf Englisch und so ist nun mit „For A Broken Dime“ ihr erstes internationales Studioalbum erschienen.
Wer Brazon Abbot gehört hat, erkennt auch bei KIKIMORA sofort die Handschrift des Meisters: Songs wie „Bound For Destruction“, „I Am Eternity“ und vor allem das grandiose „Nightmare“ erinnern mit ihrer Kombination aus nicht selten treibenden Riffs mit dem Gesang von Frontmann Nikolay Todorov und geschmackvollen Hammond-Sounds sofort an die besten Momente der vorigen Band von Herrn Kotzev. Der hat nach wie vor ein ausgeprägtes Gespür für mitreißende Melodic-Metal-Hymnen, die auf „For A Broken Dime“ stets auf einer starken Mischung aus dem Songwriting der späten 70er mit zeitgemäß druckvoller Produktion gründen.
Dabei ist das Gebotene zwar nicht wirklich innovativ – Vergleiche zu den Großen des Genres sind praktisch durchgegend möglich -, aber dafür doch immerhin ziemlich gut umgesetzt und obendrein unerwartet vielseitig. Während die bereits angesprochenen Nummern in erster Linie an Yngwie Malmsteen erinnern, blitzen etwa in „Fear & Greed“ die Black Sabbath der Dio-Ära durch und cool groovende Nummern wie „Spell Of Love“ oder das bombastische „Edge Of Freedom“ wurden vermutlich von Deep Purple inspiriert. Eine Überraschung gibt es mit dem rockigen „Havy Mercy On Me“, das nicht die Helden der 70s, sondern die Hair-Metal-Ikonen Skid Row ins Gedächtnis ruft.
Trotz dieser inhaltlichen Diversität klingt „For A Broken Dime“ aber nicht zerfahren. KIKIMORA haben für ihr neues Album nicht bloß zehn Songs „im Stile von“ geschrieben, sondern loten auf der Platte viel mehr alle Facetten ihres Sounds aus und da werden ihre Vorbilder auf ganz natürliche Weise offensichtlich. So vielseitig wie die Songs fällt auch das Spiel von Mr. Kotzev aus, der in manchen Songs so technisch wie Yngwie Malmsteen auftritt, um dann in der nächsten Nummer gefühlvoll wie Richie Blackmore zu phrasieren.
Brazon Abbot sind nicht mehr, aber dafür gibt es jetzt KIKIMORA: Mit seiner neuen Band knüpft der Nikolo Kotzev genau dort an, wo er 2010 aufgehört hat. Im Falle von „For A Broken Dime“ resultiert das in einem überraschend abwechslungsreichen Melodic-Metal-Album, das zwar unüberhörbar der Tradition des Genres verpflichtet ist, aber doch keine Angst vor modernem Druck hat. Eigentlich bieten KIKIMORA kaum etwas anderes als die meisten Reißbrett-Bands aus dem Hause Frontiers – weil hier aber eine echte Band am Werk und von den Seniores Perugino und Del Vecchio weit und breit keine Spur ist, fällt das Ergebnis so viel authentischer aus. Absolut empfehlenswert.
Wertung: 8.5 / 10