Die Sat-1-Fußballsendung “ran” kennen wahrscheinlich nur noch diejenigen mit den längsten Bärten unter uns. Zur kurzen Aufklärung, es handelte sich dabei um den Nachfolger sowie den Vorgänger der legendären ARD-Sportschau. An sich ein ziemlich uninteressanter historischer Exkurs, wenn da nicht der Umstand wäre, dass eben diese Sendung pro Saison einen aktuellen Song in ihren Vorspann eingebaut hätte. Und siehe da, es gibt (oder gab) eben nicht nur geschmackliche Verirrungen, denn irgendwann spielten sie den Song “Twilight Cruiser” von KINGDOM COME.
Dass der Mensch scheinbar in gewisser Weise doch anfällig für Werbung ist, zeigte sich kurz darauf, als der Autor dieser Zeilen mit dem gleichnamigen Album der deutschen Hardrocker aus dem ortsansässigen CD-Laden marschierte. Um es gleich vorweg zu sagen, eine Must-Have-Anschaffung war es damals nicht und würde es heute wohl auch nicht sein. Eher eine CD, die man im Regal stehen hat und diese Beziehung mit dem Medium akzeptiert hat, ohne sich großartig zu ärgern. Woran liegt diese insgesamt allzu neutrale Einstellung? Nun, vor allem der Gesangsstil von Frontmann und Songwriter Lenny Wolf ist mir unter dem Strich doch etwas zu anstrengend. Böse formuliert könnte man es ein klagendes Quiecken nennen, einigen wir uns aber lieber darauf, dass die Stimme zu sehr zwischen den Stühlen hängt: für einen Melodic-Shouter zu tief, für eine ausdrucksstarke männliche Stimme dann aber doch zu hoch.
Was gibt es außer der Stimme denn noch so zu hören? Wie gesagt, KINGDOM COME spielen einen relativ melodiösen Hardrock ohne allzu viele Ecken und Kanten, was schon die Länge der einzelnen Songs aussagt: bis auf dem fast siebenminütigen Titeltrack laufen alle Lieder zwischen drei und vierkommaund Sekunden ins Ziel. Also kein unnötiger Ballast, aber auch keine Gelegenheit, mal etwas ausführlicher in einen Song einzutauchen. Handwerklich sicher gute Arbeit, die Musiker beherrschen ihre Instrumente und das Gespür für die eine oder andere griffige Melodie fehlte auch nicht, aber irgendwie bleibt alles doch ziemlich durchschnittlich.
Und somit wären wir auch schon beim Fazit, denn das könnte man der einfachheithalber auch mit diesem einen Wort ziehen: Durchschnitt. Soundtechnisch war man damals sicher ganz gut auf der Höhe, heute würde man auch bei eher seichtem Hardrock schon etwas mehr Pepp erwarten, die Songs gehen weitgehend in Ordnung ohne allzu sehr zu glänzen, über die Texte müssen wir nicht reden, die sind arg einfach gehalten, aber da lag sicher auch nicht der Anspruch; erwähnt wurde noch der anstrengende Gesang, aber vielleicht gibt es ja auch heute noch Liebhaber dieser Intonierung. Ohne Test sollte aber kein Kauf erfolgen.
Wertung: 5.5 / 10