Das Cover von "The Sinner Rides Again" von KK's Priest.

Review KK’s Priest – The Sinner Rides Again

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Gitarrist K.K. Downing hat musikalisch mehr erreicht als das Gros seiner Musikergeneration – und doch hat der Mann in der Öffentlichkeit einen schweren Stand. Das mag vor allem daran liegen, dass er seit Jahr und Tag über sein Ausscheiden bei den von ihm mitbegründeten Judas Priest jammert, dabei kein gutes Haar an seinen ehemaligen Bandkollegen lässt und seine Geschichte immer mal wieder anzupassen scheint, um das Narrativ seiner Opferrolle aufrecht zu erhalten. Seit 2019 hat Mr. Downing mit KK’s PRIEST eine neue Band am Start, an der von Anfang an auffallend viele ehemalige Judas-Priest-Mitglieder beteiligt waren und sind. Mit „Sermons Of The Sinner“ gelang der Truppe 2021 ein solides Heavy-Metal-Album, allerdings legte die Platte auch nahe, dass der Bandkopf lieber noch immer beim Original in die Saiten greifen würde. Nun folgt mit „The Sinner Rides Again“ das nächste Werk.

Angesichts von Songnamen wie „Sons Of The Sentinel“ oder „One More Shot At Glory“ und natürlich dem Albumtitel „The Sinner Rides Again“ möchte man befürchten, dass KK’s PRIEST auch auf ihrem zweiten Album hauptsächlich damit beschäftigt sind, den Trennungsschmerz des Bandleaders zu vearbeiten. Die schönsten Überraschungen sind aber bekanntlich die positiven und davon hält „The Sinner Rides Again“ gleich eine ganze Reihe bereit: Natürlich hört man den Songs ihr Judas-Priest-Erbe stets an, es fällt aber von Anfang an auf, dass KK’s PRIEST auf ihrer zweiten Platte weitaus moderner und eine ganze Ecke härter als auf ihrem Debüt unterwegs sind. Insgesamt erinnert das Material mehr an „Painkiller“-inspirierte US-Metal-Bands wie Cage oder Death Dealer als an Mr. Downings ehemalige Mitstreiter.

Auch das Songwriting hat sich auf „The Sinner Rides Again“ enorm verbessert. Neben energetisch-druckvollen Nummern, darunter „Strike Of The Viper“ und das gemessen am Rest überraschend traditionelle „Reap The Whirlwind“, überzeugen KK’s PRIEST diesmal mit stampfenden Hymnen wie „One More Shot At Glory“. Insbesondere der Titeltrack liefert dabei ein schönes Beispiel für das gute Gleichgweicht aus moderner Härte und hymnischer Eingänigkeit, das die Truppe auf ihre neuen Platte erreicht hat. Zudem sind die neun Nummern angenehm abwechslungsreich und vielschichtig, wobei vor allem der Gänshaut-verdächtige Auftakt zu „Keeper Of The Grave“ erwähnt sei, in dem der starke Gesang von epischen Chören und Akustikgitarren getragen wird.

Der Gesang ist neben der bockstarken Leadgitarrenarbeit wenig überraschend eine der größten Stärken von „The Sinner Rides Again“. Rein aus technischer Sicht deklassiert der „Ripper“ sein erklärtes Vorbild Rob Halford mit jedem Scream, aber auch ohne diesen Vergleich erweist sich der Mann als einer der aktuell besten Sänger im Metal. Kritik kann man selbstverständlich auch an diesem Album üben, hauptsächlich an den nach wie vor reichlich tumben Texten. Es scheint, als fehlte KK’s PRIEST das letzte Element der Qualitätskontrolle, das verhindert, dass es solcherlei lyrischer Stumpfsinn oder auch die peinliche Geisterbahn-Stimme aus „Hymn 66“ oder „Wash Away Your Sins“ auf das fertige Album schaffen – zum Glück ist das aber Jammern auf ziemlich hohem Niveau.

Vermutlich konnte man bei Napalm Records vorab schon erste Demos zu „The Sinner Rides Again“ hören, denn ein Album wie „Sermons Of The Sinner“ alleine hätte für einen Vertragsabschluss kaum gereicht. Die Details dieses Deals dürfen aber gerne hinter den Kulissen bleiben – was zählt, ist, dass KK’s PRIEST mit ihrem zweiten Album die Schwächen ihres Debüts weitestgehend ausgemerzt haben. Natürlich hört man den edlen Riffs auf diesem Album nach wie vor an, dass der Bandkopf einige der größten Judas-Priest-Hits mitgeschrieben hat, ansonsten hat sich die Formation aber erfolgreich vom Stigma des Zweitaufgusses emanzipiert. Mit durchschlagskräftigen Riffs, spektakulären Leadgitarren-Duellen und durchweg gelungenen Songs zeigen sich KK’s PRIEST diesmal von ihrer denkbar besten Seite – bitte mehr davon!

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Wertung: 8.5 / 10

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