Review Krossfire – Learning To Fly

Ich musste kurz nachdenken, aber es stimmt tatsächlich: Ein Werk einer Band aus Bulgarien habe ich bislang noch nie besprochen. Nun, gut, heute kann ich auch diese Nation auf meiner persönlichen Metal-Weltkarte abhaken. KROSSFIRE nennt sich die Truppe vom Balkan, die ihr Debütalbum „Learning To Fly“ bei Pure Steel Records veröffentlicht.

Stilistisch sind KROSSFIRE im melodischen Power Metal angesiedelt, reichern ihren Sound aber auch mit progressiven und symphonischen Elementen an. Die symphonische Seite macht sich im Intro „Visions“ bemerkbar, das direkt in „Warmachine“, einen vielschichtigeren Song übergeht. Unterschiedlich intensive Passagen werden bei diesem Stück recht gekonnt zusammengefügt, so dass die Hookline auch stimmig erscheint. Das folgende „How Can There Be…“ unterscheidet sich in den Grundstrukturen kaum vom Vorgänger. Die Melodie ist etwas eingängiger, ansonsten werden auch hier auf progressive Weise Abschnitte mit verschiedenem Tempo und Rhythmus aneinandergefügt.
Das instrumentelle „Icaria“ erinnert mit seiner episch-melancholischen Melodie etwas an den Soundtrack eines Fantasy-Films. Das treibende und energischere „Learning To Fly“ bringt dann endlich auch neue kompositorische Aspekte ins Spiel. Dank einer sehr voluminösen und ausdrucksstarken Gesangsvorstellung von Dimo Petkov nähert sich dieser Track ein Stück weit den äußerst hymnischen Songs von Powerwolf an. Auch bei „Touch Of Density“ beweist Petkov wieder, dass er fast an die Intensität von Attila Dorns unvergleichlichem Gesang rankommt – allerdings nur fast. Dennoch drückt seine Stimme den Kompositionen von KROSSFIRE auch einen markanten Stempel auf.
Was das Songwriting angeht, reißen die Bulgaren allerdings noch keine Bäume aus. Richtig gute Stücke sind lediglich das erwähnte „Learning To Fly“, das epischer angelegte „False Reality“ und das emotional-melodische „Angels Cry“. Balladenfreunde könnten noch an „The One“ Gefallen finden. Die übrigen Songs gehen zwar allesamt als solide durch, und einen kompletten Ausfall verzeichnet das Album auch nicht, aber um an die Genrespitze vorzustoßen, müssen KROSSFIRE noch einige prägnantere Kompositionen auf die Beine stellen. Sie lassen für die Zukunft also schon noch Raum zur Steigerung.

KROSSFIRE haben auf jeden Fall gute Ansätze, wobei ich ihnen fast empfehlen würde, den progressiven Schnickschnack, der besonders in den ersten beiden Songs seinen Auftritt hat, außen vor zu lassen. So wirkt das nämlich ein wenig halbgar. Die symphonischen Anteile, die den Bulgaren durch wiederholte Verwendung offensichtlich wichtiger erscheinen, könnten ruhig ausgebaut werden. Das würde außerdem die noch etwas verhaltene Epik mancher Songs unterstützen. Für ein Debütalbum ist „Learning To Fly“ ganz ordentlich geworden. Es reiht sich qualitativ ins vordere Genre-Mittelfeld ein. Wer Melodic Metal mit kleinen Ausflügen in progressive und symphonische Gefilde mag, kann das Erstwerk von KROSSFIRE ruhig antesten.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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