Review Loits – Must Album

Wenn man als metal1.info-Redakteur das Album einer Band vorgelegt bekommt, deren lyrische Lieblingsthemen von den metal-archives liebevoll mit „Patriotism, World War II“ beschrieben werden, die einst ihre Astralkörper in braune Leibchen aus deutschen Landen schmissen und ihr Bandlogo zu allem Überfluss auch noch mit einem Zeichen schmückten, das als Erkennungssymbol der neonationalsozialistischen Szene gilt, dann kommt man schon mal auf die Idee, dass man sich die Arbeit des Rezensionenschreibens sparen kann – schließlich ist unser geliebtes Webzine kein Tummelplatz für Krachtruppen kackbrauner Gesinnung.

Doch da LOITS das böse Zeichen aus ihrem Schriftzug entfernt und ihre alten Wehrmachtsuniformen gegen kleidsame Kostümchen aus dem 19. Jahrhundert eingetauscht haben, nehme ich einfach mal an, dass die estländische Lyrik der Band frei von politischer Flitzekacke ist – zumal die Band diese Annahme selbst in diversen Interviews bestätigt hat.

Kommen wir zum Wesentlichen, nämlich zur Musik. Die ist, um es schon mal vorweg zu nehmen, ganz gut. Aber in einer Zeit, in der jedes zweite Metal-Album in die „ganz gut“-Kategorie einzuordnen ist, ist „ganz gut“ leider nicht gut genug. Dabei fängt alles sehr vielversprechend an: In einem fetten Soundgewand wird der Hörer von einem fies-finsteren Groove gepackt, bei dem der Kopf schon mal wohlwollend zu wackeln beginnt; dazu werden einem Riffs um die Ohren gepustet, die zu sagen scheinen: „Ein Lied, das so anfängt, kann nur gut werden!“. Nach spätestens 5 Minuten sagen die Riffs aber etwas anderes, und zwar: „Ätsch, verarscht! Das war´s schon!“ Und auf diesen Trick bin ich geschlagene 9 Mal reingefallen, denn so viele Lieder beinhaltet der Silberling.

Die Lieder wirken, als hätten sich ein paar enthusiastische Musiker zusammengesetzt, um ein paar richtig gute Stücke zu komponieren, nach ein paar guten Riffs aber Feierabend gemacht und die Werke für fertig erklärt. Mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit baut jedes der acht Stücke erst Spannung auf, verspricht, zu einem potentiellen Killer zu avancieren und kackt dann ab wie Herrn Adolfs ferngesteuerte Kamikaze-Flieger anno ´45. Ob das die Art von Loits ist, den zweiten Weltkrieg zu vertonen?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: „Must Album“ enthält durchaus hörenswerte Momente – doch die sind zu rar gesät, um Loits für viel mehr als den Nachtisch für einen netten Windir-Abend zu gebrauchen. So bewegt sich die Band in einer qualitativen Grauzone, in der sich wohl nur eingefleischte Genrefans die Mühe machen werden, herumzustochern. Der Rest darf sich getrost die jüngste Langrille von Moonsorrow reinziehen und sich an dem Gedanken laben, dass andere Bands das Gleiche machen wie Loits – nur eben sehr viel besser.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert