Review Lord Volture – Never Cry Wolf

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Heavy Metal

Die Niederlande sind keine Nation, die ich mit traditionellem Heavy Metal in Einklang bringe. Abgesehen von den seit den 80ern aktiven Picture und Vengeance, die aber schon mehr dem Hardrock zugerechnet werden können, fallen mir spontan keine weiteren Bands aus dem Genre ein. Lucassens Progressive-Projekt Ayreon, die Folk-Metaler von Heidevolk oder die Melo-Blacker Carach Angren können sich als Bands aus dem Land der Tulpen, Grachten und Windmühlen wesentlich mehr ins Augenmerk der Menschen spielen.
Mit LORD VOLTURE tritt nun eine junge und erst 2010 gegründete Truppe an, dies zu ändern. Ihr Songwriting beruht auf auf den Elementen der NWoBHM, wird aber mit zeitgemäßer Power und Produktion verbunden. In der kurzen Zeit ihres Bestehens haben die Jungs aus der Provinz Gelderland bereits zwei Alben in Eigenproduktion veröffentlicht. Das aktuelle, mir vorliegende Werk heißt „Never Cry Wolf“.

Und nach mehreren Durchgängen von LORD VOLTUREs Zweitwerk kann ich sagen: Dieser Band kann es tatsächlich gelingen, dass man auch beim traditionellen Metal mal an Holland denkt. Das Quintett überzeugt durch ein abwechslungsreiches und durchweg gelungenes Songwriting. Im Grunde geht das gesamte Werk gut ins Ohr, da es auch keine Ausfälle gibt. Stilistische Vergleiche sind aufgrund der recht vielseitigen Kompositionskunst nicht ganz einfach zu benennen. Mal blitzt ein wenig Judas Priest durch, dann wird nach bester Iced-Earth-Manier galoppiert oder es geht melodisch-zielstrebig zur Sache wie bei Vicious Rumors. In jedem Fall erhalten sich LORD VOLTURE aber durch den konsequenten Einsatz eigener Ideen und individueller Noten ihre Selbstständigkeit. Sie lassen keinerlei Einflüsse zu dominant werden.
Der kraftvolle Titeltrack stellt zu Beginn die dynamischen Begebenheiten des US Power Metal in den Vordergrund und kann darüber hinaus mit einem klasse Höhepunkt begeistern. Bei „Taiga“ werden gekonnt ein paar Soundelemente der frühen Judas Priest in die Riffs eingewoben, die man nur unterschwellig registriert, aber zum Teil wirkt der Song gerade deswegen so schnell vertraut. „Wendigo“ ist ein variantenreicher Track, der mal auf fast thrashige Power setzt, dann aber wieder mit getragenem Tempo und hymnischer Note überzeugt. Ein Rifffeuerwerk lässt „Celestial Bodies Fall“ vom Stapel, während „Minutes To Madness“ mit hymnischer Epik und „Necro Nation“ mit druckvoller Geradlinigkeit punktet. Und bei „I Am King“ stellen die Niederländer an Pathos fast die True-Metal-Ikonen Manowar und Virgin Steele in den Schatten. Damit habe ich auch bereits meine persönlichen Favoriten des Albums genannt, was aber nicht bedeutet, dass die übrigen Tracks schlechter sind.
Neben dem klasse Songwriting haben LORD VOLTURE aber auch handwerklich alles im Griff. Und hierbei tut sich der Ausnahmesänger David Marcelis besonders hervor. Seine Stimme ist kraftvoll und ausdrucksstark und trotz eines ziemlich rauen Klangs sehr variabel. Sein Organ ist äußerst markant und nahezu unverwechselbar. Und wie viele Bands kann man wohl alleine an ihrem Sänger erkennen? Absolut herrlich ist, wie er bei „I Am King“ einen auf rauen Eric Adams macht, ohne an den hohen Lagen zu scheitern. Da verkommt ein Gastsängerbeitrag des ebenfalls großartigen Sean Peck (Cage) bei „Into The Lair Of A Lion“ fast zu einem Nebenprodukt.

Die jungen Niederländer können sich mit ihrem beeindruckenden zweiten Album in dem Genre etablieren. Und zukünftig darf man auch beim traditionellen Heavy Metal an dieses Land denken – oder zumindest an die äußerst ambitionierte Band LORD VOLTURE. Fans der Spielart sollten nach dem schön gestalteten DigiPak mit dem zuschnappenden Wolf auf dem Cover Ausschau halten, denn „Never Cry Wolf“ ist defintiv eine Anschaffung wert.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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