Review Mainfelt – Backwards Around The Sun

  • Label: Nordpol
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Im Vorprogramm von Fiddler’s Green sorgten die urbanen Folk-Rocker MAINFELT für mächtig Furore in den Konzerthallen. Gleichzeitig nutzten die Tiroler ihre Support-Shows, um ihr neuestes Werk „Backwards Around The Sun“ ordentlich zu promoten. Dieses erreicht auf CD nicht ganz den Level der Live-Auftritte, zeigt aber besonders in den flotten Nummern viele amtliche Ansätze.

Insgesamt zwölf Stücke mit einer Gesamtlänge von knapp 45 Minuten tummeln sich auf dem Silberling, den die vier Musiker sozusagen „on the road“ geschrieben haben. Dieses Gefühl der Freiheit und des Reisens transportieren MAINFELT (ob gewollt oder ungewollt) mit ihrer interessanten Mischung aus Folk, Americana und Country. Regelmäßig setzen Banjo und Akkordeon neue Akzente in den einzelnen Stücken, die ansonsten vom Gitarrensound nebst Gesang getragen werden. Jener Mix führt z.B. in „Home“ erst durch melancholische Gefilde, nur um sich später energiegeladen zu steigern – in den einzelnen Liedern wie auch als Gesamtes ist „Backwards Around The Sun“ ein bunter Strauß Emotionen. Ähnlich wie „Home“ explodiert z.B. „Take Me Back“ erst im Refrain.

Den vier Musikern gelingt es (im wahrsten Sinne des Wortes) spielerisch, Melancholie und Ausgelassenheit zu einem stimmigen Gesamten zu kombinieren, wenngleich der Schwung des Anfangs sukzessive nachlässt und bei „Life Can Be“ ein bisschen zum Erliegen kommt. Mit „Kiss Sedately“ schmiegt sich der MAINFELT-Sound schließlich an den Pop, doch in der weiten Welt der Musik gäbe es – genau wie auf den langen Reisen im Tourbus abseits der Großstädte – sicherlich spannendere Ansätze als das Offenkundige. Das Banjo in „Through The Storm“ oder die Akkordeon-Passagen in „Fragile“ sind nur zwei Beispiele dafür. Sänger Patrick transportiert mit seiner tiefen Stimme sowohl die Stimmung wie auch den Sound von MAINFELT mehr als ordentlich und wird von seinen Mitmusikern immer wieder durch Backing-Vocals unterstützt, die mehr als nur ein Mittel zum Zweck sind, sondern den Klang der Vierergespanns mitprägen.

Am Ende der Reise bleibt ein gutes Album, das auf Dauer allerdings noch nicht ganz die Energie und den Zauber der Live-Qualitäten MAINFELTs einfängt. Auf CD braucht es mehrere Anläufe, um besonders die vielen Ideen innerhalb der ruhigen Stücke zu entdecken. Der melancholische Part ist im Vergleich zum Tanz- und Feierpart auch etwas überdimensioniert, vor allem da gerade die schnelleren Kompositionen zu Beginn direkt ins Blut übergehen. An Talent und musikalischem Ausdruck fehlt es den Italienern indes insgesamt nicht. Dazu ist die Produktion gelungen und „Backwards Around The Sun“ eine prima Ausgangsbasis für weitere Experimente.

Wertung: 7 / 10

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