Review Mandragora Scream – Volturna

Das Jahr 2009 neigt sich seinem Ende zu und ich höre zum ersten Mal Musik von MANDRAGORA SCREAM. Dies ist lediglich in einer Hinsicht ein bemerkenswertes Ereignis, denn der Name ist mir schon seit Jahren ob seiner Sperrigkeit ein Begriff. Die Band wird es sicher freuen, ein solch umständlicher Name kann durchaus auch mal im Weg stehen.

Nachdem wir also diese Hürde sehr erfolgreich genommen haben, können wir uns in aller Ruhe der Musik zuwenden. „Volturna“ heißen die immerhin 15 Songs zusammengefasst, womit die Scheibe auf eine knappe Stunde Spielzeit kommt, an dieser Stelle ist Kritik also unangebracht. Ein kurzes Intro und los geht’s. Wie erwartet, wird ziemlich gotischer Metal geboten, das Keyboard streut wechselweise Effekte und Flächen ein, hier und da wird auch mal eine Melodie gespielt, der Bass pumpt von unten mächtig Energie in die Musik, Bassdrum und Snare knallen ganz gefällig. Dazu zweigeschlechtlicher Gesang, bei dem ich mir zu Beginn nicht so sicher bin, wie ich ihn finden soll. Der weibliche Part von Morgan Lacroix gefällt mir nicht schlecht, sie hat irgendetwas Beschwörendes in der Stimme (auch wenn sie es gerne mal etwas übertreibt, Stichwort „Deceiver“), der männliche Gegensatz von Terry Horn nervt aber irgendwie. Aufdringlich ist das Adjektiv, was den Umstand aus meiner Sicht am treffendsten beschreibt und das macht das Anhören schon anstrengend. Mit der Zeit gewöhnt man sich zwar daran, auch weil die Stimme durchaus Variationen zu bieten hat, aber im ersten Moment ist es schon ein Manko, welches nicht unerwähnt bleiben darf.

Wo ist bei den ersten Songs eigentlich die Gitarre? Klar, sie ist schon vorhanden, aber ich muss schon sagen, dass die Dominanz des Basses gegenüber den 6 Saiten so stark ist. Irgendwie cool, so etwas erlebt man wirklich selten, das ist auf jeden Fall mal eine Abwechslung im gotischen Einheitsbrei. Der Sound geht also als klarer Pluspunkt in die Wertung ein, manche Songs gesellen sich da durchaus noch zu: bei „Breakin` Dawn“ liefert die Vocalfraktion gemeinsam sehr saubere Arbeit ab, „Killin` Game“ kommt schön derbe, fast etwas industrial daher und das förmlich danach schreiende, ein Ballade zu sein, „Farewell“ ist in seinem Wechselspiel zwischen atmosphärischen Parts und heftigen Ausbrüchen vielleichst der gotischste Track auf „Volturna“.

Abstriche müssen wir aber leider für die beiden Covertracks vornehmen; gut, ich kenne die Originale „Bang Bang“ (oha!!) und „Fade To Grey“ nicht, lege da aber auch keinen gesteigerten Wert drauf. Ersteres ist auch von MADRAGORA SCREAM dargeboten eine fürchterlich belanglose Ballade, „Fade To Grey“ hört sich auch im gotischen Gewand noch extrem technoid an, besonders deutlich wird dies im Refrain; einerseits ist es ja löblich, sich für Coverversionen von den üblichen Spielarten zu lösen, aber auch im Chartsektor gibt es wesentlich coolere Songs als die ausgewählten. Schade, mit der guten Absicht, das eigene Material durch ein paar genrefremde Nummern aufzulockern und vielleicht auch aufzuwerten, wurde ein echter Rohrkrepierer.

Machen wir es kurz: „Volturna“ ist weder ein Totalausfall noch eine Offenbarung; ganz schicke Ansätze und der Wille, sich vom Einheitsbrei abzuheben, sind Punkte, die man sich auf die Habenseite schreibt, weiniger schön ist, dass zum einen der männliche Gesang nicht so besonders cool daherkommt, zudem kann man nur gut der Hälfte der 15 Songs die absolute Hörbarkeit bescheinigen. Ende 2009 habe ich zwar nicht zum letzten mal MANDRAGORA SCREAM gehört, aber eine Dauerrotation wird zumindest diese CD ganz gewiss nicht bei mir auslösen.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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