Review Mandrake – Innocence Weakness

Werde ich alt? Da flattert die neue Promo der Ostfreisen MANDRAKE ins Haus. Schon wieder, denke ich sogleich in der Annahme, den Vorgänger „Mary Celeste“ doch erst kürzlich rezensiert zu haben. Tja, das ist aber auch schon wieder fast drei Jahre her. Die Welt hat sich eben weiter gedreht.

Immerhin lässt sich so bei einer nach wie vor recht unbekannten Band auf einen Erfahrungswert zurückgreifen und so erinnere ich mir an ein gutklassiges Gothic-Album, welches von durchschnittlichen Längen aber nicht ganz befreit war. „Innocence Weakness“ soll sich im Vergleich abwechslungsreicher und doomiger anhören, diesem Versprechen des Infos kann ich allerdings nur eingeschränkt zustimmen. Aber anstatt gleich zu Beginn das Fass der Spielartbezeichnung aufzumachen, widmen wir uns lieber den harten Fakten und das sind im Ganzen zwölf Songs, wobei das kurze Intro auszunehmen ist, ebenso das zweite namensgebende „Weakness“ am Ende des Album, welches wohl eine Art Outrofunktion hat. Auffällig ist der vermehrte Einsatz der männlichen Vocals, der Vorgänger konnte dies nur an wenigen ausgesuchten Stellen vorweisen, 2010 ist Lutz de Putter wesentlich stärker am Mikro aktiv. Dies ist allerdings nicht der einzige Punkt, an dem die Abwechslung in den Vordergrund tritt, die Songs an sich sind zwar alle von ähnlichem Strickmuster, meistens im Midtempo, mächtige Gitarren, dichte Arrangements, aber der Blick ging dieses Mal in meinen Ohren mehr ins Detail. Dies hat den Vorteil parat, dass sich die Scheibe nicht allzu schnell abnutzt, es ist immer eine spannenden Angelegenheit, wenn man nach dem x-ten Durchlauf immer noch was Neues entdecken kann.

Angst, dass es sich um ein enorm vertracktes Album handeln könnte, muss man aber auch nicht haben, MANDRAKE gingen bei einer handvoll Songs auch auf Nummer sicher und haben recht eingängige, zumindest aber nicht allzu progressive Lieder geschrieben. Ein Song, der aufgrund seiner Lieblichkeit rasch ins Ohr geht, ist „A Serenade To the Sea“, vom Titel natürlich Pflichtprogramm für die Anreiner der Nordsee. Das komplette Gegenteil ist das teilweise recht harsche „Coma“, welches aber nicht minder gefällt. Diesen schwierigen Spagat bekommen die Nordlichter ganz gut hin, auch wenn man nicht verschweigen sollte, dass die eine oder andere Minute Füllstoff auch auf „Innocence Weakness“ vorhanden ist. Ich will das mal nicht zu kritisch bewerten, im vierzehnten Jahr des Bandbestehens und mit dem mittlerweile fünften Album dürfte der Zug nach ganz oben ohnehin schon lange abgefahren sein, und so bringen die Fünf das auf Platte, was sie können, passablen Gothic-Metal, der an einigen Stellen gefällt und nur ganz selten weh tut. Freunde der Musikrichtung dürfen gerne das eine oder andere Ohr riskieren, wer sich dem Untergrund verbunden fühlt, hat hier fast so etwas wie eine Pflichtveröffentlichung vor sich.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert