Review Maximum The Hormone – Buikikaesu

(New Metal/Crossover, Metalcore, Hardcore, Rock, Pop) Japan an sich ist international eher durch den Visual Kei-Stil bekannt geworden – wobei dieser auch keiner bestimmten musikalischen Richtung folgt. Jedoch gibt es auch einige japanische Bands, die sich diesem Trend nicht anschließen, wie eben Maximum The Hormone. Hauptsächlich bekannt geworden ist diese Band durch den Gebrauch einzelner Lieder für Intro’s und Outro’s von Animeserien, wie beispielsweise Death Note. So bin auch ich auf diese Band gestoßen: „Was ist das für ein geiles Lied? Von wem ist das? *Google…* Ah, es gibt ein Album! *Hörprobe*…“ Ja, so war das damals. Die Band nimmt inzwischen regelmäßig meine Anlage in Beschlag und gehört zu meinen Top-Favoriten in Sachen Gute-Laune-Mucke. Bevor ich jedoch zum eigentlichen Review komme noch eine kleine Anmerkung: Da das Booklet komplett in japanischen Schriftzeichen verfasst ist und die Texte aus einer Art Japano-Englisch zusammengesetzt sind, werde ich mich im Folgenden nur auf die Musik an sich beziehen können.

Der erste Song – direkt der Titeltrack – fängt etwas gewöhnungsbedürftig mit Daisukes Rapgekreische an, mit dem man sich allerdings recht schnell anfreundet. Zwischendurch wird mal ein hardcoretypischer Gruppengesang angestimmt um dann in einen durch Nao’s und Ryo’s Stimmen getragenen Mitsing-Refrain zu leiten. Hört sich seltsam an? Ja, das ist es auch. Die größtenteils rocklastige Melodie geht dabei richtig schön ins Ohr und die Stilübergänge sind weder abgehackt noch in irgendeiner Weise unpassend. Definitiv ein guter Opener, wenn auch lange nicht eines der Albumhighlights. Der zweite Track hingegen gehört schon zu den besseren Songs: Ein relativ harter, aber grooviger Rhythmus und abwechselnder Cleangesang mit gekreischten und gebrüllten Überleitungen und einem Breakdown der gekonnt in ein Bridge überleitet. Definitiv eine gute Weiterführung ins restliche Album.
Beim nächsten Lied könnten sich da wo Zetsubou Billy noch recht eingängig war die Geister scheiden. Eine kleine Glockenmelodie als Intro und ein von Nao gesungener poppiger Refrain? Eigentlich ein Greuel für jeden Metalhörer. Es geht weiter mit SKA-geprägten Strophen, wieder mit abwechselndem Gesang von Nao, Ryo und Daisuke, was für mich eines der Stilmittel der Band ist, die für diese ungezwungene Abwechslung sorgen. Nach einem kleinen Gitarrensolo kommt dann jedoch der Schlag: Ein übelst dunkles Gitarrenriff leitet in ein von Daisuke gebrülltes Bridge ein, das kaum angefangen wieder in den poppigen Refrain einleitet. Manche mögen so etwas nervig bis grausam finden; ich finde diese Varianz genial.
Die nächsten fünf Tracks sind wieder härter, zeichnen sich aber ebenso durch verschiedene Genresprünge aus. Ein Song-für-Song-Review ist hier fehl am Platz, da ich kaum jede einzelne Nuance beschreiben kann, die diese Lieder alle ausmachen – weshalb sie jedoch nicht schlechter oder besser sind als die bereits angesprochenen.Deshalb nun weiter mit dem Lied Bikini Sports Punchin. Warum? Dieser Song gehört meines Erachtens auch eher zu den härteren des Albums und zeichnet sich durch ein recht verstörendes Riff mit Daisukes krankem Gekreische in den Strophen aus. Als krassen Gegensatz dazu der groovige Refrain mit Ryo’s Cleangesang macht auch dieses Lied zu einem der Highlights. Gleich darauf folgt der Livebrenner What’s Up People. Als härtester Song der Platte macht er einfach Spaß. Ein durchgehend zum Bangen verführendes Gitarrenriff und ein Mitsingrefrain mit derbst gegrowlten Strophen macht dieses Stück Musik einfach liebenswert.
Das nachfolgende Lied mit dem unaussprechlich langen Titel ähnelt dagegen wieder dem poppigen dritten Track, während das nächste Shimi wieder metalllastigere Töne anschlägt, allerdings nicht so sehr zündet wie What’s Up People.
Der Rausschmeißer des Album dagegen ist noch einmal erwähnenswert. Wieder ein sehr poppiger – wenn nicht sogar kitschiger – von Nao gesungener Refrain leitet das Lied ein um dann in einem brutalen von Daisuke gekreischten und von Ryo besungenen Breakdown überzugehen. Dann folgt ein rockiger Zwischenpart und es fängt wieder der Refrain an.

Wie bewertet man ein Album, das einen selbst einerseits begeistert und andererseits gleichzeitig weiß, dass eine große Gruppe Hörer dieses als kitschig, nervig und überzüchtet schlecht ansehen würde? Ich bleibe bei meiner Meinung und gebe die gute Wertung, denn nicht zuletzt sollte jeder in die Musik selber reinhören, die er sich zulegen will. Für mich feiert diese Veröffentlichung einfach Musik an sich – im Gewand des Metals. Die stilistischen Übergriffe gepaart mit den verschiedenen Gesängen der einzelnen Bandmitglieder, die weder gezwungen, abgehackt oder unpassend wirken machen die Scheibe für mich zu einem der besten experimentellen und abwechslungsreichsten Alben die ich kenne. Als Anspieltipps würde ich Zetsubou Billy, Kuso Breakin Nou Breakin Lily, What’s Up People und Koi No Megalova empfehlen. Wem zweit- oder letztgenanntes nicht zusagt sollte lieber die Finger von diesem Album lassen. Alle anderen können die Scheibe getrost abfeiern.
(Julian Dietrich)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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