Review Megalith – Gipfelstürmer

Anmerkung des Redakteurs: MEGALITH rühmen sich ihrer kompromisslosen Texte. Dem einen oder anderen könnten diese daher sauer aufstoßen und ich möchte von Anfang an ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht allen Texten zustimmen kann. Ich habe die Texte sorgfältig studiert und bin zu der Überzeugung gekommen, dass hier zwar kontrovers und provozierend, nicht aber „illegal“ in irgendeiner Art und Weise vorgegangen wird.

MEGALITH: ein großer, unbehauener Steinblock. Soviel zur knappen Definition, in wie weit diese auf die Musik des hessischen Sechser zutrifft, wird sich hoffentlich im Laufe der folgenden Zeilen klären. Einerseits ließe der Bandname eine sehr raue Art von Musik erwarten, andererseits könnte es ein Fingerzeig in Richtung Natürlichkeit oder sogar epischer Kraft sein. Im Gegensatz zur gängigen Annahme liegt die Wahrheit in diesem Fall allerdings nicht irgendwo dazwischen, sondern mitten darin. Denn irgendwie ist MEGALITH von all diesem ein wenig.

Musikalisch wollen sich die Herrschaften nicht festlegen, zumindest passt die Musik in keine der gängigen Schubladen, eher ist es so, dass Hemden, Socken, Hosen, Short und Jacken dabei sind, wenn wir mal bei der Kleiderschrank-Metapher bleiben wollen. Auf der einen Seite harsche Sounds wie im recht eingängigen Wir lieben den Tod, epische Klänge (Deutsches Herz) auf der anderen und verzweifelte Traurigkeit (Der einsame Jäger) auf der dritten Seite. Nun ist es nicht so, als ließen sich die übrigen Stücke hier genau unterordnen, ebenso verbietet sich ein Vergleich zu gängigen Acts der angesprochenen Genres. MEGALITH kommt einfach ausgesprochen eigenständig daher und trotz anderslautender Informationen aus dem beiliegenden Schreiben („[…] kostet es recht viel Zeit, dieses Album voll zu erfassen“) gehen Lieder wie Eines Tages, Ein Traum von Ende und Anfang oder Das Tor zügig ins Ohr und verweilen dort gerne. Dies liegt zum einen natürlich an der guten Instrumentalarbeit und dem abwechselungsreich Gesang, der mal sanft, mal harsch, aber immer mit der richtigen Dosis Emotion präsentiert wird.

Einen enormen Wiedererkennungswert haben allerdings auch die Texte. Im Vorwort sprach ich bereits an, dass diese ausgesprochen kontrovers sind, andererseits habe ich es selten erlebt, dass die lyrische Arbeit einer Band so fundiert ist. Sicher, es werden große Namen ins Spiel gebracht, so stammen Inspirationen von keinen geringeren als Heinreich Heine oder Franz Kafka, dennoch wird hier nicht billig abgeschrieben, sondern die Quintessenz der Texte wird in ein gänzlich neues Gewand mit einer sehr kreativen, teils verstörenden Wortwahl gesteckt. Hinzu kommen bunt zusammengewürfelte (diesen despektierlichen Ausdruck bitte ich zu entschuldigen) Zitate, die dem einen oder anderen bereits im Fernsehen begegnet sein könnten (Akte X, Der Geist und die Dunkelheit), was die Sache interessant macht und insgesamt abrundet.

Hmm, ich muss ehrlich zugeben, dass die Diskrepanz zwischen dem Hören einer CD und dem Schreiben über selbige selten so schwierig war, wie bei Gipfelstürmer. Die Musik zu erleben ist das eine, sie in Worte zu fassen aber etwas gänzlich Anderes. Daher bist nun Du, lieber Leser, mehr denn je dazu aufgerufen, Dir eine eigene Meinung zu MEGALITH zu machen, die abschließende Bewertung ist als absolut subjektiv zu betrachten und verzichtet mehr als sonst auf den Anspruch der Richtigkeit.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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