Review Minushuman – Bloodthrone

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Extreme Metal

“Werter Herr, wie möchten Sie heute gerne ihren Thrash Metal serviert bekommen?“
„Garçon! Aggressiv natürlich, mit viel Groove und vielen Melodien. Rockig soll er sein, auch ein wenig progressiv und sehr abwechslungsreich mit vielen Breaks innerhalb der Songs. Und Tiefe soll er haben und eine melancholische Atmosphäre wie Amorphis und er soll so mächtig wirken wie Gojira, aber nicht so abgespaced.“
„Pardón? Mit Verlaub, da verlangen Sie wohl etwas zu viel. Das gibt es nicht, beau monsieur.“

Gibt’s wohl, und wer gerne extreme und gleichwohl anspruchsvolle Musik bevorzugt, der sollte seine Fühler unbedingt nach MINUSHUMAN ausstrecken. Die Franzosen, in unseren Gefilden bis dato so gut wie unbekannt, liefern mit ihrem zweiten Album „Bloodthrone“ ein großartiges Werk ab. „Atmospheric Thrash“ nennt die Band selbst ihren Stil, das aber ist nur maximal die halbe Wahrheit. Ob nun Black Metal, Melodic Death Metal, Rock’n’Roll, was auch immer, viele Einflüsse finden sich in der Musik und das wichtige daran ist: Das alles passt super zusammen und wirkt stets homogen und ausbalanciert. Dazu ist das Ganze auch noch ziemlich komplex, ein wenig Eingewöhnungszeit ist schon vonnöten, bevor die zehn Songs ihre volle Wirkung entfalten können.

Schon früh aber stellt man fest, dass das Songwriting wirklich hervorragend und stets auf den Punkt ist, das zeigt unter anderem mein persönliches Highlight „Forgotten Fields“. Leise, verträumte Klänge leiten das Stück ein und nach etwa einer Minute gesellt sich ein Gänsehautriff per excellence dazu. In den sieben Minuten entwickelt und entfaltet sich das Lied immer weiter, traumhafte Melodien werden aus dem Ärmel geschüttelt man wird schlicht gefangen genommen. Sehr gut ist hier – wie auch auf dem Rest des Albums – Sänger Cédric Moïse, der mich mit seinen heiseren, verzweifelten Growls oft an Mikael Stanne von Dark Tranquillity erinnert, dabei aber merklich räudiger zu Werke geht. Weitere Einzelstücke will ich gar nicht hervorheben, alle sind einfach überaus gelungen, toll geschrieben, bekommen Zeit um sich aufzubauen und haben Tiefe. Wirkliche Kritikpunkte sind schwer zu finden, zwei habe ich dennoch: Der Gesang ist dann doch ein wenig zu eintönig, etwas mehr Abwechslung könnte hier nicht schaden und die Band auch ein noch höheres Level hieven. Außerdem ist in der sehr mächtigen und dichten Soundwand der Schlagzeugklang negativ zu bewerten, da er sehr steril wirkt und damit etwas aus der modernen, aber trotzdem natürlichen Grundstimmung herausfällt.

Diese beiden Punkte aber belasten das Hörvergnügen so gut wie gar nicht, MINUSHUMAN beglücken uns mit einem aus der Masse herausragenden und emotionsgeladenen Album, das sich nicht um Genregrenzen kümmert und keine Sekunde an Füllmaterial aufweist, hier hat jede Note ihren Sinn. Etwas Luft nach oben gibt es noch, alles neu erfunden haben die Franzosen auch nicht, aber „Bloodthrone“ verdient jede Aufmerksamkeit.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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