Ich weiß, dass skandinavische Sprachen ihre Eigenheiten haben und das, was wir sprechen, sich für die bestimmt genau so lustig anhört, wie umgekehrt, aber trotzdem stoße ich immer wieder auf Wörter, über die ich zumindest grinsen kann. MÖRKER ist eins davon und wie der Zufall es so will, ist das auch der Name der Band, die ich heute zu besprechen gedenke. Ich weiß, dass MÖRKER das schwedische Wort für „Dunkelheit“ ist (auch weil es auf dem Promo-Schrieb stand), aber das macht es auch nicht viel besser, ganz ernst kann ich beim Aussprechen dieses Wortes nie bleiben. Jedenfalls rotteten sich unter diesem Namen im Jahre 2004 drei junge Schweden mit den Pseudonymen Ascaroth, Grimner und Larssa zusammen, um fortan gemeinsam Musik zu machen und nach dem Debutalbum „Skuggornas Rike“ aus dem Jahre 2006 erblickte nun im Sommer 2008 der zweite Silberling mit dem Namen „Höstmakter“ das Licht der Welt (der übrigens schon ein Jahr zuvor aufgenommen wurde). Na dann mal lauschen, ob der Name der Band das Einzige ist, was mich aus akustischen Gründen zum Grinsen bringt…
Um das gleich vorweg zu nehmen: Nein, die Musik des Dreiers bietet keinen Anlass, sich darüber lustig zu machen, so viel gestehe ich ihnen zu. Am Anfang ist sogar noch alles Eitel Sonnenschein… oder besser gesagt nicht, viel eher wunderprächtige Herbstmelancholie (was – wenn man mal einen Blick auf den Albentitel wirft – auch beabsichtigt gewesen sein dürfte). „I Flodens Forsande Brus“ eröffnet nämlich mit einem sehr gefälligen Gitarrenriff, das auch in eine extrem nette Produktion gepackt wurde. Der Sechssaiter sägt gut, die Rhythmusfraktion macht gut Druck, der Gesang klingt etwas ungeschliffen und auch dem Piano wurde genug Platz eingeräumt. Das Soundbild der Scheibe ist wirklich nett, da kann man nichts sagen. Zwar keine Produktion, die ich sofort und auf der Stelle heiraten würde, aber es macht einfach Freude, die Musik der Schweden zu hören.
Anfänglich zumindest noch. Nachdem der Opener schon ein sehr starkes Stück melodischer Schwarzmetall mit hin und wieder leicht symphonischen Einschlag ist (der Promozettel stellt selbst Vergleiche mit Dimmu Borgir zu „For All Tid“-Zeiten auf… das würde ich zwar so nicht vorbehaltslos unterschreiben, aber Berührpunkte sind schon da), setzt der zweite Song „Segertåg“ gleich noch einen drauf. Schluss mit grundsolider Arbeit, hier packen MÖRKER tatsächlich ein paar Melodien für die Ewigkeit aus. Der Song vermittelt so eine wundervoll herbstliche Melancholie, gepart mit kräftigem Metal, dass man nicht anders kann als ihn zu mögen. Jeder, der etwas für atmosphärische Musik der extremeren Ausrichtung übrig hat, dürfte hiermit mehr als glücklich werden.
Aber ach, schon nach so kurzer Zeit geraten MÖRKER ins Straucheln. Denn schon beim dritten Song, „Mitt Arv“ beginnt der langsame Abstieg der Musik des Dreiers (mit Session-Drummer) in die Belanglosigkeit. Was hier abgefeiert wird ist zwar rein musikalisch noch immer grundsolide und auch nichts, was ich jetzt zwangsweise „schlecht“ nennen würde, aber es fehlt einfach ein ganzes Stück von dem, was die ersten beiden Songs so groß gemacht hat. Die Atmosphäre ist nicht da und von den schönen Melodien fehlt auch jede Spur. MÖRKERs Musik hört auf mitzureißen und fängt an zu plätschern. Und wirklich abstellen können sie dieses Manko über den Rest der Lauflänge der knapp 50 minütigen CD nicht mehr.
Hin und wieder fangen sie sich wieder und können den Hörer wieder kurzzeitig packen, am Anfang von „I Kamp Mellan Liv Och Död“ zum Beispiel oder mit dem kurzen Zwischenspiel „Falk“, aber an ihre stärksten Augenblicke können sie nicht im Geringsten anknüpfen. So ist MÖRKERs zweite CD „Höstmakter“ in etwa das musikalische Äquivalent zu einem ausgedehnten Tauchgang ohne Sauerstoff-Flaschen: teilweise sehr nett, aber es ist halt einfach verdammt schnell die Luft raus und auch das gelegentliche Atem holen an der Oberfläche kann nicht darüber hinweg täuschen, dass man doch einiges hätte besser machen können. Schade drum, stellenweise ist die Scheibe nämlich verdammt nett, im Großen und Ganzen kann sie aber nur bedingt überzeugen.
Wertung: 6.5 / 10