Monkey3 Artwork

Review Monkey3 – Welcome To The Machine

Es scheint nur ein kleiner Schritt vom psychedelischen (instrumentalen) Stoner-Rock (bzw. -Metal) zum Progressive-Rock (bzw. -Metal) zu sein. Nach Bands wie Elder oder Ufomammut haben auch MONKEY3 über die letzten Jahre und Veröffentlichungen hinweg ihren rauchgeschwängerten Wurzeln den Rücken gekehrt und neue musikalische Gefilde erforscht – wenn auch auf etwas andere Art und Weise als die genannten Bands. Das neue Album „Welcome To The Machine“ zeugt auf verschiedenen Ebenen von dieser Entwicklung, überzeugt in mancherlei Hinsicht aber leider nur bedingt.

Dabei beginnt der siebte Longplayer der Schweizer durchaus vielversprechend: Nach einem rund 60-sekündigen, teilweise elektronischem Intro prescht der Opener „Ignition“ in Sachen Gitarren- und Schlagzeugspiel gleich gut vorwärts. Der Gesamtsound ist dabei durchaus fett, aber produktionstechnisch auch recht sauber. Mit besagter Stoner-Schublade hat das nicht mehr allzu viel zu tun. Auch die trip-hoppigen ersten Takte mit ihrer künstlichen Pappkarton-Roland-808-Bassdrum des nachfolgenden „Collision“ machen Laune und Lust auf mehr.

Insgesamt kann man also schon mal festhalten: Spieltechnisch wissen MONKEY3 auf jeden Fall, was sie tun und auch die Soundauswahl des elektronischen Beiwerks beweist ohne Frage Geschmack. Im Vergleich zu Elder stehen auf „Welcome To The Machine“ allerdings eindeutig die Gitarren im Vordergrund, der Einsatz von Synthesizern ist oftmals eher Sahnehäubchen als essentielle Grundzutat.

Klangästhetisch orientiert sich das Quartett hier sehr stark an den 1970er und 80er Jahren. Kein Wunder, sind doch Science-Fiction-Klassiker wie Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ maßgebliche Inspiration für das neue Album der Band aus Lausanne. Die ersten zwei Minuten des Albumclosers „Collapse“ profitieren hiervon ungemein und auch den theremin-artigen Sounds (das ist dieses spooky klingende Instrument, welches beührungsfrei über zwei antennenförmige Elektroden gespielt wird) wohnt eine spannende 50er-Jahre-Stanislav-Lem-Soundtrackästhetik inne, wie gerade im gelungenen Opener deutlich wird.

Allerdings stellt sich nach rund der Hälfte von „Welcome To The Machine“ eine gewisse Ernüchterung ein. Bei instrumentaler Gitarrenmusik sind für die Qualität der Songs vor allem zwei Faktoren entscheidend: Die Wertigkeit der Riffs und die Art und Weise, wie diese kombiniert werden: das Arrangement. Hier gibt es für MONKEY3 leider Abzüge in der B-Note, denn die fünf zwischen sechs und rund 13 Minuten langen Tracks ähneln sich im Aufbau doch sehr: Einem mehr oder weniger ausschweifendem Intro folgen zumeist ein härteres erstes Drittel, ein atmosphärisch ruhiger Mittelpart und schließlich das Crescendo, der Höhepunkt.

Und auch die quasi allgegenwärtige Leadgitarre verliert mit zunehmender Laufzeit an Reiz und Relevanz. Im Wesentlichen folgt ein Solo auf das nächste. Spieltechnisch sind sie alle super, aber vielleicht hätte die eine oder andere Varianz in Sachen Gitarreneffekte gut getan, denn der sehr klassische Metal-Lead-Guitar-Sound nutzt sich doch spürbar ab. Alternativ hätten MONKEY3 den spannenden elektronischen Elementen zwischendurch mehr Platz einräumen können, um für mehr Abwechslung zu sorgen. In den gelungenen Passagen allerdings dürften sich so manche 90er-Jahre-Kinder durchaus gelegentlich an doomige Düster-Metal-Kapellen dieser Ära wie Paradise Lost, My Dying Bride oder Moonspell erinnert fühlen – das ist schon auch immer wieder ziemlich cool.

Zusammengefasst kann man sagen, dass „Welcome To The Machine“ einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Manche Songteile sind atmosphärisch und spieltechnisch unheimlich stark, andere Abschnitte wirken dafür zu gleichförmig und beliebig. Das macht den neuen MONKEY3-Longplayer sicher nicht zu einem schlechten Album, aber es hätte mehr drin sein können. Fans von instrumentaler Gitarrenmusik sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren und sich selbst ein Bild davon machen – Graskonsum ist auf jeden Fall nicht (mehr) zwingend nötig, um die Musik zu erfassen.

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Wertung: 6.5 / 10

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