Die österreichische Band MORTICIAN gab es bereits in den 80ern. Zwischen 1987 und 1989 brachten sie eine EP und zwei Demos heraus. 1990 löste sich die Truppe auf. Gitarrist Thomas Metzler war danach Mitgründer der auch über Österreichs Grenzen hinaus bekannten Power-Metaler von Art Of Fear, bei denen er noch immer spielt. Die ex-MORTICIANs Thomas und Patrick blieben aber über all die Jahre in Kontakt und entschlossen sich schließlich 2009, MORTICIAN wieder ins Leben zu rufen.
Und hier erscheint über Pure Steel Records auch schon ein musikalisches Lebenszeichen der wiederformierten Band. Es ist allerdings kein neues Material vorhanden, sondern es wurden sämtliche bisher veröffentlichten Songs aus den 80ern remastered. Das Album heißt „No War & More“. Eine passende Bezeichung. Track 1-3 stammen von der EP „No War“, Track 4-6 von der Demo „Street Warrior“ und die Tracks 7-11 von der Demo „Break The Rules“. Dazu gesellt sich noch eine Live-Version des Titeltracks, die auf dem Metal-Battle-Live-Sampler vertreten war.
Logischerweise strotzt das Album nur so vor Old-School-Metal. Obgleich die Stücke eher aus der zu Ende gehenden Ära der NWoBHM stammen, ist dieses Feeling trotzdem stark vertreten. So sind die Konstrukte zielgerichtet, die Riffs schnörkellos und eingängig, die Höhepunkte werden ihrer Bezeichnung gerecht und der Gesang ist typisch kauzig, wie es damals mehr Regel als Ausnahme war. Das Timbre ist hoch und man hat immer mal wieder das Gefühl, dass ein Ton nicht korrekt getroffen wird.
Das Songwriting von MORTICIAN war jedoch nicht schlecht. Man wippt den Takt der Stücke ganz automatisch mit und hat gelegentlich sogar das Bedürfnis zum Headbangen. Ein wenig kränkeln die Songs vielleicht an einer gewissen Ähnlichkeit des Konstrukts. Am besten gefällt mir die variantenreiche Arbeit an der Gitarre. Die Abmischung zwischen den einzelnen Instrumenten ist in Ordnung, so dass auch die Rhythmusbasis öfter mal kräftig zum Vorschein kommt.
Überragende Hits finden sich auf „No War & More“ freilich nicht. Im Grunde soll die Veröffentlichung dieses Albums wohl eher als Signal zu sehen sein: Hey, Leute! Wir sind wieder da und mischen nun im Metal-Business wieder mit!
Ich bin mal gespannt, ob und wann MORTICIAN uns dann mit neuem Material überraschen werden. Bis dahin kann man auf „No War & More“ aber schonmal die frühere Arbeit bewundern. Die Songs schenken sich gegenseitig nicht viel. Es wird insgesamt schon ein überdurchschnittliches Level gehalten, aus dem aber kein Track so wirklich herausragt. Meine Favoriten sind „No War“, „Hot Fight“, „Street Warrior“, „Sacrifice Of Sin“ und „Back In The City“. Ganz zeitgemäß wirkt der Sound trotz der Überarbeitung nicht. Klangfanatiker müssen zweifelsohne Abstriche hinnehmen.
Positiv fällt bei mir die Geradlinigkeit der Kompositionen ins Gewicht. Irgendwie wirkt die Mucke auch unbekümmert. Es ist eben Old-School-Metal pur und wird die entsprechende Zielgruppe ansprechen. Zwar ist für dieses Werk letztendlich nicht mehr als eine Wertung im vorderen Mittelfeld drin, doch bin ich angesichts der Songwriter-Qualitäten gespannt, was MORTICIAN in einem etwas modernen Soundgewand und mit inzwischen viel mehr Erfahrung im Rücken zukünftig noch vom Stapel lassen.
Wertung: 6.5 / 10