Review Nagelfar – Hünengrab im Herbst (Re-Release)

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

NAGELFAR… Ein Name, der in manchen Kreisen heutzutage nur noch ehrfurchtsvoll gehaucht wird. Wie kaum eine andere tat die 2002 aufgelöste Band sich in der deutschen Black Metal Szene hervor, mit teilweise avantgardistisch angehauchtem, anspruchsvollem Schwarzmetall, der sich auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus etablierte und allerorts Fans fand. Nur drei Alben nahm die Band auf, das erste davon, „Hünengrab im Herbst“ aus dem Jahre 1997, erscheint dieser Tage als remastertes Re-Release inklusive Bonustrack und neuem Cover über das deutsche Label Van, sowohl als Super-Jewelcase (ihr wisst schon, diese neuen Jewelcase-Verpackungen, wo man das Booklet so schlecht rauskriegt) als auch als Digipack. Na dann wollen wir doch mal…

Und ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich mir mit diesem Review Feinde mache, aber so ist das im investigativen Journalismus halt. Versteht mich nicht falsch, ich finde NAGELFAR nicht schlecht, ich finde sie sogar wirklich wirklich gut. Aber ich kann einfach diesen allgemeinen Konsens nicht nachempfinden, der im Internet und wohl auch außerhalb die Runde macht, der so ungefähr besagt, dass NAGELFAR mit ihrer Musik vom Himmel herab gestiegen sind, um uns ins gelobte Land zu führen. Die Musik des vierers war (und ist) gut, aber sonst…

Dabei haben sie einiges, was für sie spricht. Und „Hünengrab im Herbst“ ist für ein Debut auch ein erstaunlich durchdachtes, stilistisch gefestigtes Album. Und für eine Band, die nach außen hin so grimmig erscheint (zumindest hatte ich immer diesen Eindruck) ziemlich stiloffen. Die Abwechslung zwischen rasendem Black Metal, ein paar Keyboardeinwürfen und eher gemäßigten Passagen mit Klargesang und unterschwelligen Akustikgitarren, atmosphärischer Ambience im Hintergrund und teilweise recht durchdachten deutschen Texten hört sich sehr gut, auch wenn es schön gewesen wäre, wenn ein paar mehr Höhepunkte ihren Einzug in die Musik gehalten hätten. Der Opener „Seelenland“ ist ein richtig gutes Lied und durch den aufgebohrten Klang auf dem Re-Release kommt er sogar gleich noch mal so gut durch die Boxen (auch wenn der Klang der Erstauflage sowieso schon nicht von schlechten Eltern war).

Aber hier liegt auch die Crux der stilistischen Festigung, auf dem Album tut sich einfach zu wenig. Nach dem Intro ziehen Nagelfar sechs Tracks lang ihr Ding durch, aber auf irgend welche Überraschungen im Soundbild wartet man vergebens, das Piano bei „Der Flug des Raben“ jetzt vielleicht mal ausgenommen, aber das ist jetzt auch nicht so weltbewegend, dass es eine grundsätzliche Auflockerung des Materials mit sich bringen würde. Die 55 Minuten, die „Hünengrab im Herbst“ dauert, sind gute bis sehr gute Musik, aber NAGELFAR sind (zumindest noch auf diesem Album, die anderen kenne ich nicht) nicht so brillant, wie man sich wünschen würde oder wie einen der allgemeine Konsens glauben macht.

Und jetzt kommt das Problem mit dem Re-Release. Als Bonus packte Van noch den Track „Fressen der Raben“, der von der „Als die Tore sich öffnen“-Demo stammt, mit drauf und der beißt sich ganz ordentlich mit den originalen Tracks von „Hünengrab im Herbst“. Er ist nicht schlecht, aber er liefert im Vergleich mit den anderen Tracks ein befremdliches Bild ab, denn man merkt ihm schon auf den ersten Lauscher an, dass er hier einfach nicht hin gehört. „Hünengrab im Herbst“ ist eine mehr oder weniger geschlossene Einheit und „Fressen der Raben“ gehört und passt einfach nicht dazu.

Wer braucht jetzt also den Re-Release von „Hünengrab im Herbst“? Gute Frage, eine Antwort darauf zu geben fällt schwer. Wer die Erstauflage der Scheibe bereits besitzt braucht das Re-Release auf jeden Fall nicht, wer sie nicht hat, der sollte trotzdem lieber nach dem Original suchen, das hat zwar ein in meinen Augen schlechteres Cover, aber „Fressen der Raben“ stört schon irgendwie. Allerdings wird es wohl über Kurz oder Lang unmöglich, die alte Version zu bezahlbaren Preisen zu kriegen, das ist ja jetzt schon schwer genug. Deshalb eine nette Geste von Van die Scheibe neu aufzulegen, aber den „Bonus“ hätte es nicht gebraucht.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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