Review Nasum – Human 2.0

Nasum – bis zu diesem Album war der Name wohl nur den wenigsten im Metalbiz bekannt, doch das hat sich schlagartig geändert. Ich werde nicht lange um den heißen Brei rumreden: Mit „Human 2.0“ haben die drei Schweden ein Grindcore-Brett hingelegt, dass seinesgleichen sucht. Die Band versteht es, mit nur drei Instrumenten eine Härte aufs Band zu bringen, die selbst die dreimal so große Besetzung von Slipknot bei weitem nicht zustande bringt. Bereits der beachtliche Vorgänger hat die Grindfreaks aufhorchen lassen, doch konnte er nicht in der gesamten Metalwelt Eindruck hinterlassen. Der Nachfolger hat nun allerdings alles, was man sich bei einer Scheibe dieser Richtung wünscht: Kurze, knackige Songs, gescheite Texte und etwas Abwechslung die einen die verschiedenen Stücke unterscheiden lässt.

Den Stil von Nasum kann man als Mischung aus jeder Menge Punk, etwas Death Metal und viel Crust ansehen. Das ganze dann schön vergrindet, eine herrlich schmutzige Produktion, sowie den einen oder anderen Filmschnipsel und fertig ist eine sehr überzeugende Platte, um sich mal den ganzen Frust der Seele zu bangen, schlagen und schreien. Sänger Mieszko kreischt sich in bester Tomas Lindberg-Manier durch jeden einzelnen Song und wird dabei tatkräftig von Knüppelmeister Anders Jakobson unterstützt, der seine tiefen Shouts extrem gut zur Geltung bringt und immer dann einsetzt, wenn man sich mal etwas Abwechslung von dem Gekreische wünscht. Es würde mich doch sehr interessieren wie sie das live umsetzen wollen, denn was Jakobson auf seinem Schlagzeug zaubert ist unmenschlich geil. Er bringt einige der besten Drumeinlagen die ich je gehört habe und jede Drumspur der 25 Lieder klingt anders, zudem hat er auch noch ein Drittel der 25 Songs geschrieben. Den Rest hat sich Mieszko A Talarczyk einfallen lassen und der spielt auch noch Gitarre. Allerdings nicht wie irgendein Hobbygitarrist, nein, der Mann beherrscht sein Instrument wirklich. Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben wie er es geschafft hat, massig Killerriffs aus dem Ärmel zu schütteln, ohne auch nur einmal stumpf zu klingen.

Denn ab geht die Luzie nur zu oft. Paradebeispiele für kurzes, knackiges Geknüppel sind der Opener „Mass Hypnosis“, das darauffolgende mit einem absoluten Hammerriff versehene „A Welcome Breeze Of Stinking Air“, die beiden extrem kurzen „Riot“ und „Fatal Search“, sowie die knüppeligen (das Wort passt hier wohl am besten) „Den Svarta Fanan“, „Defragmentation“ und „Old And Tired“. Es stechen zudem das relativ rockige „Detonation“, das vergleichsweise ruhige, mit einem richtigen Refrain versehene „The Professional League“ heraus, genauso wie das ziemlich melodische „Words To Die For“ und zu guter letzt „Sometimes Dead Is Better“ welches nicht nur das längste Stück der Scheibe ist, sondern auch mit einem extrem coolen Wechselgesang zwischen Talarczyk und Jakobson zu gefallen weiß. Der absolute Außenseiter ist alledings „Shadows“, das man als Grindcore-Hit bezeichnen kann. Gibt’s nicht? Gibt’s jawohl, einfach mal anhören.

Nasum haben mit „Human 2.0“ alles richtig gemacht. Sie haben eine Grind-Platte hingelegt, die ohne viel Melodie aber mit genug Abwechslung den Hörer mitreißt und einfach nur Spaß macht. Das Artwork ist sehr gut gemacht und auch die Texte sind sehr sozialkritisch und politisch ausgefallen, was bei Bands dieses Genres allerdings keine Ausnahme ist. Nun liegt es an dem geneigten Käufer zu entscheiden, ob er Lust auf fast 40-minütiges Geknüppel hat und sich mal einfach etwas zum abrocken gönnt, oder doch lieber zum üblichen, langweiligen Standard-Metal greift. Ich für meinen Teil kann behaupten, mich damals absolut richtig entschieden zu haben.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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