Das Cover des gleichnamigen Albums von Nigh Legion

Review Night Legion – Night Legion

Stu Marshall ist ein umtriebiger Typ: Nach seinem Ausstieg bei den Power Metallern Dungeon konzentrierte sich der australische Saitenhexer zunächst auf seine Arbeit mit EMPIRES OF EDEN, heuerte dann bei den Amis Death Dealer an und werkelt nebenbei noch mit Blasted To Static. Das alleine sind drei parallele Projekte und lässt alle übrigen Betätigungen des Herrn außer acht. Kapazitäten scheint Mr. Marshall aber immer noch frei zu haben, denn mit NIGHT LEGION formierte der Gitarrist in seiner Heimat vor nicht allzu langer Zeit eine weitere Band.

Die Ankündigung von NIGHT LEGION verknüpfte der Bandkopf mit der Aussage, er wolle sich mit dieser Band am typisch europäischen – sprich deutschen und skandinavischen – Power Metal orientieren. Das hat bedingt geklappt, denn die Platte lebt in jedem Fall maßgeblich von treibendem Riffing, großen Melodien und noch größeren, oftmals erhebenden Refrains und im Opener „Into The Light“ möchte man einen dezenten Gamma-Ray-Anflug heraushören.

Der bleibt jedoch bestenfalls dezent, denn wie wuchtige Nummern wie etwa „The Warrior“, „Hell Below“ oder auch „The Eye Of Hydra“ zeigen, bewegen sich NIGHT LEGION dank oftmals nahezu thrashiger Riffs immer noch verdammt nahe am U.S. Metal, wenngleich sie natürlich nicht annähernd so viel Zunder geben wie Death Dealer. Während Stu Marshall also sicherlich ein hervorragender Musiker ist, so kann er doch offenbar zumindest so lange er alleine für das Songwriting verantwortlich ist, nicht wirklich aus seiner Haut: Das NIGHT LEGION-Erstlingwerk trägt ganz klar seine Handschrift, weshalb etwa der Weg von dieser Platte zu Empires Of Eden nicht sehr weit ist.

Das hat sein Gutes, denn wo Stu Marshall beteiligt ist, da darf sich die Hörerschaft stets über eingängige Melodien und regelrecht wahnsinnige Leadgitarren freuen – nur wenige derzeit aktive Gitarrenhelden schaffen es, technische Finesse und schlüssige Melodieführung so gekonnt zu vereinen wie Mr. Marshall. Im Großen und Ganzen macht die hier gebotene Kombination aus wuchtigen Riffs und magischen Melodien auch großen Spaß und transportiert viel Energie.

Zu den besten Songs gehören sicherlich das von grandiosen Leads getragene „Enter The Storm“ sowie das überraschend rockige Abschlussstück „Titan“ und überhaupt haben die Songs auf dem NIGHT-LEGION-Debüt allesamt Hand und Fuß, es fehlt jedoch der letzte Schliff im Songwriting, um aus einem handwerklich einwandfreien und musikalisch auf jeden Fall guten Album ein hervorragendes zu machen. Das mag auch daran liegen, dass viele der Ideen auf dieser Platte an anderer Stelle schon gehört wurden und das nicht zuletzt im Schaffen des Bandkopfs selbst. Das ist sicher auch der Absicht geschuldet, ein gradliniges Power-Metal-Album zu schreiben, derer gibt es allerdings schon viele und so reihen sich NIGHT LEGION – zunächst – lediglich zwischen den vielen ähnlich gearteten Formationen ein. Aber das war ja auch der Plan…

Es bleibt zu hoffen, dass NIGHT LEGION noch eine Weile gemeinsam musizieren, denn ihr Debüt offenbart bereits gewaltiges Potenzial, was angesichts der Referenzen der beteiligten Musiker aber auch nicht anders zu erwarten war. Mit ihrem ersten Album legen die Australier ein technisch über jeden Zweifel erhabenes Power-Metal-Album mit viel moderner Wucht vor, das zu jeder Zeit funktioniert aber nur selten aus der gewohnten Formel ausbricht. Wenn die Truppe beim nächsten Anlauf mehr Experimente wagt, sollte ihr der Weg an die Spitze jedoch offen stehen.

Wertung: 7.5 / 10

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