Herzlich willkommen in einer vorurteilsfreien Welt, in einer Welt, in der jeder so sein kann, wie er sich fühlt und tun und lassen kann, was er will – zumindest in musikalischer Hinsicht. Wird diese Freiheit, diese moderne Errungenschaft konsequent umgesetzt, darf man sich aber nicht wundern, wenn dabei so etwas wie NION bei herumkommt. Denn leider kann ich mich nicht dazu zwingen, der Band ohne Vorurteile zu begegnen, das hört nämlich spätestens dann auf, wenn man das quietschbunte und doch reichlich uninspirierte Froncover betrachtet. Booklet aufgeschlagen und der Spaß geht weiter, die drei von der Tankstelle mit ihren lustigen Pseudonymen schauen dermaßen cool aus der Wäsche, dass man sich an die finnische Gothic-Katastrophe Yearning vor vielen Jahren erinnert.
Kurzum, NION gehen schon mit gehörigem Misskredit an den Start und ich muss es leider vorweg nehmen: besser wird es nicht, eher noch schlechter. Musikalisch kann man die eine oder andere Passage noch durchgehen lassen, auch wenn man (in Ermangelung von Können?) statt auf geistreiche Gitarrenarbeit eher auf recht stupide Keyboardeinsätze baut. Dieser Umstand und die bestenfalls mäßige Produktion nehmen dem Ganzen das letzte bisschen Power, das Sahnehäubchen hält aber Frontmieze Marzena bereit. Gerne ist sie mal unsicher im Ton, was noch zu verzeihen wäre, weil leichte Abseitstendenzen wie im Fußball durchaus Charme haben – im Zweifel für die Angreiferin! Leider sind die Gesangslinien aber total langweilig, wobei man das nicht mal darauf schieben kann, dass man sowas schon tausendmal gehört hat, denn kaum jemand war bis jetzt so verwegen, um so etwas auf den Hörer loszulassen. Noch dazu ist die englische Aussprache sowas von holprig, dass man sich auf eine Offroadstrecke im Karakorum wähnt: „Feiabörd – Feiabörd“. Vielleicht versucht man es besser mal auf deutsch oder – dem Namen der Dame nach zu urteilen – auf polnisch, was den Vorteil hätte, dass es bis auf eine kleine Minderheit weltweit niemand verstehen würde.
Andererseits gibt es wenig, was einen weiteren Versuch rechtfertigt. NION haben wohl eine recht exklusive Meinung von Kunst und Musik und haben meinen Nerv definitv getroffen – den falschen allerdings, ich würde also eher so formulieren: „Firebird“ ging mir in seiner mehr als mässigen Gesamtheit mehr als kräftig auf den Sack. Ich kann nur raten: verschont Euch davon!
Wertung: 2 / 10