Selbst in der heutigen Zeit gibt es immer noch Bands, die nicht so recht ineine Schublade passen wollen bzw. vielleicht sogar eine ganz eigeneKlangwelt erschaffen, der man einen Namen verpassen könnte. Notre Damegehören sicherlich dazu; unter der Leitung Shawn Snows, der Meister desHorror-Metals und Gitarrist von der Heavy-Metal-Band Dream Evil,existiert(e) dieses Projekt nun bereits 7 Jahre; einen großenBekanntheitsgrad hat man jedoch immer noch nicht, was bei dieser Art vonMusik auch kein Wunder ist.
Denn schließlich wird hier weder Gitarrengefrickel auf höchstem Niveaugeboten, noch Songs, die man einfach mal so mitsingt. Horror Metal, so wirddie Musik bezeichnet, die Notre Dame spielen, und diese Bezeichnung passtauch 100%; denn immer wieder hört man als alteingesessener Horror-Film-FanElemente aus mehr oder weniger ernsten und bekannten Filmen, die schon alleeine ganze Weile zurückliegen.
Nehmen wir doch nur mal den Anfang von „Black Birthday (Hip Hip Hooray)“:Mit dem obligatorischen Türknarren und dem Gewissen, dass etwas grausamesdahinter stecken wird, geht es los, jedoch wartet hinter der Tür keinesfallsein Zombie oder ein Vampir, nein, vielmehr eine ganze Familie. Und gleichdarauf startet eine wahnwitzige Verfolgungsjagd durch ein altes Geisterhausoder auch was völlig andres, es liegt am Zuhörer, unterstützt durchdreckiges Gitarrengeschrammel und einer Stimme, bei der man denkt „ZuvielZigaretten und Alkohol verbraucht?!“, denn sie kommt dem mechanischem Klangeiner elektronischen Sprechhilfe teilweise doch relativ nahe. Dereigentliche Grund, warum man sich die ganze Szene so gut vorstellen kann,liegt jedoch an den vielen Samples oder überhaupt Geräuschen, die man ausden Horrorfilmen alle kennt.
So wird „Vol.1: Le Théatre du Vampire“ zu einer Reise zurück in die Zeit, inder Horrorfilme noch von klassischen Elementen wie eben einem Türknarrenoder auch dem unheimlichen Geräusch eines Zuges („A Sleighride throughTransylvanian Winterland“) lebten. Das ganze wurde so eindrucksvollumgesetzt, dass es eine wahre Freude ist diese Reise anzutreten; das liegtallerdings neben der besonderen Atmosphäre auch noch an der Musik selbst:Songs wie „Bouffon Bloody Bouffon“ oder auch „Sabbat“, sind wahre Ohrwürmer,denn sie haben einfache, aber sehr effektive Refrains und auch einfache,aber dafür eingängige Riffs. Nehmen wir zum Beispiel mal „Bouffon Bloody Bouffon“:Dieses dreckige, catchige Riff nach dem Refrain ist wirklich simpel, aber inder Art wie es vorgetragen wird einfach nur genial; zudem hat der Song aufgrund seiner Geschwindigkeit und dem im Chor vorgetragenen Refrain zum Ende hin nocheinen richtigen Groove. Wie die meisten Songs ist er natürlichnoch gespickt mit Samples, wie zum Beispiel dem Lachsack-Lachen am Ende des Songs.
Erwähnen sollte man auch noch die weibliche Gesangsstimme, die vonVampirella, eine ganz reizende Dame nur so am Rande erwähnt, übernommen wirdund auch häufig genug ihre Verwendung findet. In „Vlad, the Impaler“verwöhnt sie den Hörer die ganze Spielzeit über mit ihrer „erotischen“Stimme, während sie in andren Songs wie „Sabbat“ mal den Hintergrund-Gesangübernimmt oder „Bouffon Bloody Bouffon“ mit dem Aussprechen des Titels desSongs einleitet. Dieses Wechselspiel zwischen ihr und Shawn Snow sorgt immerfür genügend Abwechslung und auch die Songs unterscheiden sich immergenügend, so dass keine Langeweile aufkommt; nach dem doch eherunmetallischen „I Bring Nosferatu You“ geht eszum Beispiel mit dem düsteren,mechanischen „A Sleighride through Transylvanian Winterland“ weiter, umgleich danach wieder von einem sehr geheimnisvollen und eher langsamenStück, nämlich „Dust“ abgelöst zu werden.
Was bleibt einem also noch großartig zu sagen? Notre Dame lieferten hierein Stück Musikgeschichte ab, wenn ich es mal überspitzt formulieren soll,denn sie haben einen Stil kreiert, der sicherlich nicht jedem zusagen wirdund der einzigartig ist in seiner Zeit. Nicht jedem zusagend aufgrund derMusik, die hier geboten wird, da die Gitarren sehr dreckig klingenund man nicht die ganze Zeit Songs zu hören bekommt, die fürs Mitsingengeeignet sind bzw. Texte, die wirklich einen persönlichen Bezug haben.Außerdem ist Shawn Snows Stimme wirklich Geschmackssache, nicht jeder mages so tief und rau. Einzigartig ist dieses Werk aufgrund der Stimmung, diehier eingefangen wird: Spätestens nach zwei Songs findet man sich wiederzurückversetzt in die Zeit, als Horror-Filme noch richtige Horror-Filmewaren und nicht von teuren Effekten oder viel Blut lebten; für alleNostalgiker ist „Vol.1: Le théatre du Vampire“ genau das richtige und auchso sollte man als unvoreingenommener Hörer mal ein Ohr riskieren, schadentut das bekanntermaßen ja nie.
(COF)
Wertung: 9 / 10