Review Nytt Land – Ritual

NYTT LAND haben seit 2015 fast jedes Jahr ein neues Album veröffentlicht, damit ist „Ritual“ bereits Langspieler Nummer sechs der Combo aus Sibirien. Mit Napalm Records steht diesmal zum ersten Mal ein großes Label hinter einer Veröffentlichung des Ehepaares Pakhalenko. Das bedeutet aber nicht, dass sich „Baba Yaga“ und „Shaman“ auch nur das allerkleinste Stück in Richtung Mainstream bewegen.

Im Bereich des sich wachsender Beliebtheit erfreuenden spirituellen, rituellen Dark Folk nehmen NYTT LAND durch ihren sibirisch geprägten Kehlgesang, genauer gesagt Obertongesang, eine Sonderstellung ein. Diese sehr gewöhnungsbedürftigen Klänge gefallen nicht Jedem, zudem sind sie recht laut und präsent in den Vordergrund der Musik gemischt und dominieren diese damit nicht unerheblich. Natasha streut dazu immer wieder kurze Passagen mit Klargesang ein und verstärkt damit zusätzlich die Atmosphäre eines hypnotischen, spirituellen Rituals.

Hypnotisch ist wohl eines der passendsten Worte für die Musik von NYTT LAND. Durch die Percussion-Instrumente entsteht eine gewisse Rhythmik, diese ist aber das einzig treibende Element des knapp dreiviertelstündigen akustischen Trips durch die kalten sibirischen Wälder. Durch diverse Instrumente, von Flöten über Maultrommeln bis hin zu Harfen und Hörnern, entsteht ein dichter Klangteppich. Dieser erzeugt keine einprägsamen Melodien, sondern eher einen tranceähnlichen Zustand. Durch disharmonische Trommeln, verstörende Soundverzerrungen und monotone Songstrukturen wird eine meditative Stimmung geschaffen, die nur in der passenden Gemütsverfassung richtig zünden kann.

Diese passende Gemütsverfassung stellt wohl die größte Hürde der Zugänglichkeit zu „Ritual“ dar. Um das Werk vollends genießen zu können, muss der Hörer sich komplett auf NYTT LAND einlassen und seine Seele in die Hände der Künstler legen. Dazu muss man sich mit den befremdlichen Kehlkopfgesängen, die manchmal mehr Laute und Rufe als Gesänge sind, erstmal anfreunden. Das sorgt für eine schmale Zielgruppe, zumal NYTT LAND nie an die Eleganz von Wardruna, die Bedrohlichkeit von Heilung, die unnahbare Schönheit von The Moon And The Nightspirit oder die Sogwirkung von Danheim anschließen können. Die großen Kollegen des düsteren Neo-Folk machen ihre Sache einfach besser.

„Ritual“ ist kein schlechtes Album, vor allem die Produktion überzeugt. Auch wenn die Gesänge etwas zu weit im Vordergrund stehen, ist die Abmischung der einzelnen Instrumente im Gesamten differenziert und spannend geraten. Vor allem unter Kopfhörern kann die Scheibe somit ihre bedrohlich-meditative Wirkung entfalten. Einzelne Songs herauszustellen, ist bei einem solchen Werk weder zielführend noch sinnvoll, da eh keine memorablen Melodien herausstechen und das Album als Ganzes faszinieren will. Stellt sich diese Faszination beim Hörer jedoch nicht ein, ist die Schwelle zur Langeweile sehr schmal. Noch viel mehr als bei den zuvor genannten Bands ist es bei NYTT LAND Geschmackssache, ob die Monotonie, die Trance und die spirituelle Wirkung ankommen oder auf halbem Weg verpuffen. Dann bleibt kaum mehr als die distanzierte Bewunderung fremdartig musizierender Schamanen oder genervtes Abwenden.

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Wertung: 4 / 10

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