Review Oblivion 999 – Illusions Painted For Me Alone

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Death Metal

1999 in Modena, Italien: Ein Haufen junger Männer entschließen sich fortan gemeinsam Musik zu machen. Richtig böse Musik, inspiriert vom Thrash Metal der 80er und schwedischem Death Metal der 90er Jahre. Und wenn man so eine echt fiese Extrem Metal Band sein Eigen nennen will, dann braucht man dafür auch einen schmucken gemeinen Namen. Erst nannten sie sich Coven, aber dann entschieden sie sich doch eher für das englische Wort für „Vergessenheit“, klatschten noch fix die letzten drei Ziffern des Entstehungsjahres hinten dran (angeblich… ich glaub eher, sie wollten noch 666 dran hängen, haben sich dann aber überlegt, dass das Ganze umgedreht sogar noch böser wäre), et voilà, geboren sind OBLIVION 999.

Seitdem sind ja nun schon einige Jahre ins Land gezogen und obwohl der (mittlerweile) Fünfer in den Anfangsjahren unter Lineup-Problemen litt, rauften sie sich 2001 schon mal zusammen, um die Demo „Paths Of Denial“ aufzunehmen, die kritiktechnisch schon recht gut abschnitt. Eine Fortsetzung war nur eine Frage der Zeit. Und Zeit brauchte die erste Langrille auch. Ganze sechs Jahre später machte man sich daran, „Illusions Painted For Me Alone“ einzutrümmern, im März 2008 war es endlich geschafft. Und im Juli desselben Jahres fand das Scheibchen seinen Weg auf meinen Schreibtisch. Versprochen wurde mir wie schon angedeutet eine Melange aus Thrash und Death Metal…

Bekommen hab‘ ich aber irgendwie was anderes. Ich weiß gar nicht, wie ich die Musik am Besten in Worte fassen soll. Death Metal ist es irgendwie, aber irgendwie auch wieder nicht. Zumindest kein 08/15-Geblaste als ob es kein Morgen gäbe und auch kein schwedisches Melo-Gefrickel mit Melodien, von denen man Karies kriegt. OBLIVION 999s Musik ist anders, abwechslungsreicher, vielschichtiger, besser. Deswegen kurze Notiz an mich: Ich sollte aufhören über Namen von Bands vom Leder zu ziehen, die ich eigentlich mag.

Ja, ich mag OBLIVION 999, denn schon vom Intro an gelang es ihrer Debut-CD, meine Aufmerksamkeit voll und ganz für sich zu beanspruchen. Das ist so weit eigentlich recht unspektakulär, aber doch recht cool. Ein bißchen Elektro-Gewummer leitet zu etwas über, das in etwa so klingt, als käme es aus einem batterienschwachen Gameboy. Sehr verrauscht und auch nur verdammt kurz kommt diese 0,5-Bit-Melodie aus den Boxen, aber irgendwie geht sie gut ins Ohr und bleibt hängen. Schönes Intro.

Der erste Track „In Need“ ist dann gar nicht so schön, was aber nicht heißen soll, dass er schlecht ist. Tief gestimmte Gitarren, ein wummernder Bass, Highspeed-Drumming und fieser Gesang irgendwo zwischen Kreischen und Krächzen, teilweise ein wenig an die Landsmänner von Fiurach erinnernd… OBLIVION 999 eröffnen ihre Scheibe mit einem flinken Melo-Death-Stück mit sehr melancholischem Unterton und ein paar echt coolen Riffs. Aber besonders gut gefällt mir eigentlich die Leistung von Drummer Nicolò Messori, der absolut timingsicher und verdammt versiert auf seine Felle trümmert. Die Produktion ist nicht ganz makellos, könnte fetter, drückender sein, ist aber immerhin sehr klar und transparent ausgefallen. Was besonders wichtig in der zweiten Hälfte des Tracks ist, denn die Italiener ruhen sich nicht auf sturem Geblaste aus. Nach einem allgemeinen Breakdown setzen die Akustikgitarren ein und Sänger Stefano Crotti flüstert seinen Text weiter. Sehr starkes, atmosphärisches Zwischenspiel, ehe die Band wieder reinhaut und ein sehr schickes Gitarrensolo abgefeuert wird.

Beinahe hätte ich jetzt geschrieben „Nach diesem Muster gehen OBLIVION 999 in jedem ihrer Songs vor“, aber das stimmt eigentlich nicht. Und dann wieder doch. Sie kopieren sich nicht selbst und verfallen nicht in stumpfe Wiederholung, keiner der 13 Tracks klingt wie der andere, jeder ist ein Unikat. Und auf der anderen Seite bleiben die Songs nie vorhersehbar. Immer wenn man sich denkt „Langsam wird’s eintönig“ kommt plötzlich ein Einschub daher, der den Track in eine ganz neue Richtung dreht. Große Klasse. Ganz besonders hat’s mir in der Hinsicht der Übetrack „April Evenings“ angetan. Hier wird die Akustikgitarre am Anfang von gesampeltem Wellenrauschen begleitet, ehe die Band einsetzt und ein melancholisch-melodisches Musikstück abliefert, das mit Death Metal eigentlich nicht mehr viel gemein hat, sondern schon beinahe an Sentenced und Konsorten erinnert. Der klare Gesang ist ganz große Klasse. Und wenn im Refrain auch noch eine weibliche Stimme dazu kommt, dann weiß man, die Jungs waren auf ihrer ersten CD mit Herzblut bei der Sache.

Das untermauert auch ein wunderbarer Satz auf dem Promozettel, den ich euch mal nicht vorenthalten möchte. Es geht darum, wie die Band selbst ihre Musik sieht: „Refined, but not technical for skill’s sake, because the showcasing of technical skills is secondary to the emotions this music wants to convey“. Endlich mal eine Band, die begriffen hat, dass technisches Gitarrengewichse nicht alles ist. OBLIVION 999, dafür ziehe ich meinen Hut vor euch. Und natürlich auch vor eurem Album „Illusions Painted For Me Alone“, denn die Scheibe ist wahrlich eine Wonne. Die Produktion ist noch ein wenig verbesserungswürdig, die extremen Vocals ebenfalls (wobei die schon recht gut daher kommen), der Rausschmeißer „Deadlock“ ist etwas unglücklich gewählt (tolles Lied, aber für den Abschluss der CD hätte ich mir irgendwie was… monumentaleres gewünscht) und irgend etwas fehlt noch, um die Musik des Fünfers vollends genial zu machen, aber ich kann nicht genau mit dem Finger drauf deuten. Aber das ist nur noch ein kleiner Schritt und wenn OBLIVION 999 den eingeschlagenen Weg beibehalten und perfektionieren, dann prophezeie ich den Jungs großes.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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