Review Odium Immortalis – Die Schönheit der Einsamkeit

  • Label: Immense Storms
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Odium Immortalis sind eine Gruppe aus deutschen Gefilden, die sich dem Black Metal in seiner toleranten Form verschrieben haben. So legt man laut Band-Heimseite keinen großen Wert auf irgendeine spezielle Szenen-Zugehörigkeit, was man quasi als Freibrief für muntere Experimente sehen kann. Von jenen kann man sich nun auf dem ersten vollwertigen Album der Band, „Die Schönheit der Einsamkeit“, überzeugen, das über das Label von Schlagzeuger Marlon, Immense Storm Productions, erscheint.

Das insgesamt 63 minütige Werk, das sich über 9 Lieder erstreckt, beginnt mit der „Einleitung“, und, wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein Intro. Eine knappe Minute lang hört man ein Melancholie verbreitendes Klavier, welches idealerweise aber nicht in kitschige Gefilde abrutscht. Richtig los geht es mit „Herdentier Mensch“, welches von vorneherein Double Base und Gitarrenarbeit aufweist, die für das Genre alles andere als unüblich ist. Textlich ist das Lied außerdem ausgesprochen ansprechend – zumindest verrät mir das ein Blick ins übrigens sehr gut gestaltete Booklet, denn ich verstehe leider nicht viel…und ich höre auch nicht erst seit gestern Metal. Der Gesang ist wirklich arg geworden, ich finde, dass man gerade bei überzeugender Lyrik auch ein wenig mehr auf Verständlichkeit achten sollte. Das gelingt auch ohne Härteverlust, daran sollte es nicht liegen. Das bereits neunminütige Eröffnungsstück bietet außer den besagten harten Parts allerdings noch eine Menge mehr: Es gibt mehrere ruhige Einschübe, die wirklich gelungen und atmosphärisch sind. Lediglich der gothiclastige Sprechgesang dürfte einigen Schwarzmetallern hier unangenehm aufstoßen. Selbst die sind mit dem nachfolgenden Solo aber wieder besänftigt. Das ist nämlich auch noch einmal richtig nett und fügt sich gut in den gesamten Song ein.
„Moment der Erkenntnis“ ist an dritter Stelle platziert worden. Im Gegensatz zum eher dramatisch angehauchten Vorgängersong wird hier auf einen weitaus fieseren Sound gesetzt, der vor negativer Energie nur so zu strotzen scheint. Auch hier beweist ein ziemlich flinkes Solo, dass keinerlei Gefangene gemacht werden. Das Wechselspiel aus dem ersten Song fällt ebenfalls unter den Tisch. Ein gutes, direktes Stück!

Als nächstes steht mit „Ein neuer Tag“ wieder ein eher traurig-dramatisch angehauchter Song ins Haus. Das schließt einen Knüppelpart und melodische Passagen aber selbstredend nicht aus. Überdies gibt es auch hier wieder den sehr extrem durchgeführten Kontrast zwischen tiefer Trauer und absoluter Härte, ausgedrückt unter anderem wieder durch die verschiedenen Gesangsstile. Textlich hält sich „Ein neuer Tag“ an den gewissen roten Faden des Albums: offen und emotional dargebotene Gedanken über die Menschheit und die Einsamkeit als Zufluchtsort vor dem Fehlverhalten der Menschen. Mit guten 10 Minuten ist auch Track 4 ziemlich lang geworden.
Etwas ganz anderes erwartet den geneigten Hörer mit „Frühling“, das akustisch verläuft und gänzlich auf den Kreischgesang verzichtet. Durch den balladesken Charakter des Ganzen wird die Stimmung des gesamten Albums noch verstärkt und auch noch einmal verdeutlicht, denn sowohl textlich wie auch musikalisch geht es hier alles andere als fröhlich zu. Trotzdem (oder gerade deswegen ?) hat „Frühling“ absolute Daseinsberechtigung und ist keineswegs fehl am Platz.Mit dem Titelsong geht es weiter. Dieser beginnt mit nahezu hymnischen Riffs und sorgt somit für wirkliche Atmosphäre. Der klare Gesang steht hier anfangs das erste Mal bei einem der „harten“ Lieder im Vordergrund. Da „Die Schönheit der Einsamkeit“ allerdings fast ganze 11 Minuten auf der CD einnimmt, ist gewiss, dass da noch mehr kommt: Zwei sehr ruhige Parts werden erneut zur Auflockerung des ganzen benutzt. Der Einsatz der Instrumente gefällt zudem eigentlich auf ganzer Linie. Die Riffs in diesem Song sind, wie erwähnt, groß. Gelungene und keineswegs „verweichlichte“ Melodielinien gibt es und stellenweise fühlte ich mich gar ein wenig an das berühmte Individual-Drumming von Hellhammer erinnert. Lyrisch können Odium Immortalis bzw. Texter Fabian auch einiges, auch wenn die Texte mit ihrem depressiven Tenor zweifelsohne polarisierend sein mögen. Sei’s drum, ein absolut würdiges Titelstück!

„Was bleibt…“ beginnt akustisch und geht in weitere, ich möchte mittlerweile fast schon sagen für die Band typische, Riffs über. Auch sonst gibt es bei diesem Song im Grunde nur Dinge und Elemente, die man auf diesem Album schonmal gehört hat. Daher kann er über seine 9 Minuten leider nicht vollends überzeugen. Als Lied an sich sicherlich alles andere als schlecht, am Ende des Albums wirkt es gegen die vorherigen aber etwas…farblos.
Achtens steht „Geisel der Menschheit“ an, in welchem erfreulicherweise besonders in Sachen Gitarrenarbeit noch ein paar neue Kleinigkeiten ausprobiert werden und damit ein annehmbares Ergebnis erzielt wird. Laut dem CD-Heftchen ist der Song bereits 2002 auf „Odyssee ins Verderben“ erschienen. Merkwürdigerweise hat es der Text aber irgendwie nicht ins Booklet geschafft. Mit „Ein neuer Anfang“ wird schließlich ein Ausklang in der guten und passenden Art des Intros geboten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Odium Immortalis sicherlich auf dem besten Wege sind. In Sachen Songwriting scheinen sie ihre Linie gefunden zu haben und bewegen sich darauf recht konsequent, ohne dass der Hörer der Langeweile ausgesetzt wird. Die Stimmung die durch die Texte aufkommt wird geschickt und absolut maßstabsgetreu auf die Musik an sich umgesetzt. Etwas Kopfzerbrechen bereitet mir eigentlich nur der Gesang und das gilt leider für beide Varianten. Der Krächz-Gesang ist zwar durchaus genretypisch, das steht außer Frage, allerdings ärgert es mich wie schon weiter oben einmal gesagt nur allzu sehr, dass man von teilweise sehr überzeugenden Texten nichts versteht – und das in der Muttersprache wohlgemerkt. Auch die klaren Vocals sind sicherlich Geschmackssache, über gewisse Strecken hört es sich meiner Meinung nach schon etwas zu gesäuselt an. Der tiefere Gesang ist ebenfalls noch zu optimieren. Auf „Totenlieder“ von Absurd z.B. gefällt mir der noch besser.
Produktionstechnisch kann sich „Die Schönheit der Einsamkeit“ sicherlich hören lassen, auch wenn die Gitarren durchaus noch ein kleines bisschen druckvoller sein könnten. Das würde dem Sound ein volleres Gesamtbild geben. Ansonsten tue ich mich ernsthaft schwer irgendwelche weiteren Kritikpunkte zu finden – muss ja auch nicht immer sein. Es bleibt zu hoffen, dass Odium Immortalis ihr Potential weiter ausbauen und in nicht allzu ferner Zukunft ein weiteres gutes Werk vorlegen!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert